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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Seeufer, rechts und links
flankiert von Hagnau und Uhldingen, allesamt umrahmt von einem Kranz aus
Weinbergen, Obstgärten und Mischwäldern. Kalfass musste zugeben, dass er es mit
seinem beruflichen Standort recht gut getroffen hatte.
    Aufgeräumt kaufte er sich im Bordrestaurant ein Bier
und setzte sich an die Reling, ließ seine Augen spazieren gehen und vergaß
darüber sogar das D1 – wenn auch nur für kurze Zeit.
    Bei
seiner Rückkehr saß Jo am Computer und beachtete ihn kaum. Nebenan hörte er
Wolf auf und ab gehen und in ein Diktiergerät sprechen. Kalfass fühlte sich
durch Jos offensichtliches Desinteresse irgendwie ausgeschlossen. Schließlich
konnte er ihr Schweigen nicht länger ertragen.
    »Und was habt ihr erreicht?«
    Jo ließ sich nicht stören, wies nur mit dem rechten
Daumen auf das Büro des Chefs. Der stand plötzlich unter der Tür, eine
dampfende Tasse Kaffee in der Hand.
    »Der Herr Kollege ist also auch schon zurück.« Kalfass
zuckte bei dieser Anrede zusammen. Er hatte seinen Vormittag für einigermaßen
erfolgreich gehalten und war nicht auf einen so frostigen Empfang vorbereitet.
»Was hast du denn rausgefunden?«
    Froh, seine Ergebnisse endlich loszuwerden, ignorierte
Kalfass die Stichelei. »Also, Schwarzarbeit ist nicht bei Hohbau. Das sagen
zumindest die Kollegen vom D3. Das Unternehmen ist bisher noch nie auffällig
geworden, alle Kontrollen waren negativ. Das hat der Zoll natürlich bestätigt.«
    »Was ist daran natürlich?«, fragte Wolf spitz zurück.
    Kalfass ließ sich nicht beirren. »Eines allerdings ist
auffällig: Hohmann gewinnt scheinbar ohne Mühe jede Ausschreibung. Soll heißen:
Er kann aus irgendwelchen Gründen deutlich günstiger kalkulieren als seine
Mitbewerber.«
    »In jeder Branche gibt es gute und weniger gute
Leute«, brummte Wolf zweideutig.
    Kalfass beschloss, auch diesen Einwurf zu ignorieren.
»Was den Toten auf der Fähre betrifft, so befinden Sie sich da auf dem Holzweg,
Chef. Der Vorfall hat absolut nichts mit Plocs Freitod zu tun. Ich habe mir den
Ort des Geschehens selbst angesehen und auf der betroffenen Fähre mit einem
Konstanzer Kollegen gesprochen. Der bestätigt den uns vorliegenden
Abschlussbericht: natürlicher Tod durch einen akuten Anfall von Angina Pectoris,
nicht mehr und nicht weniger.«
    »So, bestätigt er das! Hast du auch mit dem
hinzugerufenen Notarzt gesprochen? Mit dem Hausarzt des Toten? Mit dem
Fährangestellten, der den Toten entdeckt hat?«
    Kalfass bekam große Augen. »Davon haben Sie nichts
gesagt, Chef.«
    »Eigeninitiative, Kalfass! Und Kreativität. Die zeigt
sich auch in kleinen Dingen. Im Übrigen wollte ich dich telefonisch auf diese
Fragen hinweisen. Aber du hattest ja wieder mal dein Handy abgeschaltet.«
    Spätestens jetzt war Kalfass’ Euphorie vollends im
Eimer. Das also war der Grund für Wolfs schlechte Laune. Zu seinem Glück gab Jo – gewollt oder ungewollt – dem Gespräch eine andere Richtung. »Was machen wir
mit der Ploc?«
    »Tja, die Ploc.« Wolf machte immer noch ein grimmiges
Gesicht, beruhigte sich aber offenbar langsam. Er schilderte Kalfass, was sie
in Weingarten ermittelt hatten, und fügte abschließend hinzu: »Wir könnten ihr
Telefon überwachen oder sie beschatten lassen. Aber diesen Aufwand werden wir
uns zunächst sparen.«
    »Apropos Telefon«, warf Kalfass hastig ein und griff
sich an den Kopf: »Das Handy, mit dem man uns Plocs Tod mitteilte, wurde einen
Tag zuvor als gestohlen gemeldet. Seltsam, nicht?«
    »Im Gegenteil. Das passt sogar wunderbar ins Bild! Es
bestätigt, dass hier alles andere als Amateure am Werk sind.« Nach kurzem
Überlegen fuhr er fort: »Nur eines will mir nicht in den Kopf: Wieso hat man
uns überhaupt angerufen? Der Mörder hätte den toten Ploc doch einfach hängen
lassen können, irgendwann hätte ihn schon jemand gefunden … Na gut, knöpfen wir
uns eben Hohmann noch mal vor. Auf geht’s, Ludger. Besorgst du uns ein
Fahrzeug?«
    »Aussichtslos. Die Fahrbereitschaft hat gerade nichts
frei. Wenn Sie sich mit meinem Wagen begnügen wollen …«
    »Okay. Ich werd’s überleben, so Gott will«, seufzte
Wolf ergeben. Er stellte seine Tasse ab und wandte sich im Hinausgehen an Jo:
»Wenn du mit dem Protokoll fertig bist, versuch doch bitte, den Notarzt ans
Rohr zu kriegen, der den Todesfall auf der Fähre untersucht hat. Bis jetzt
wissen wir nur, was im Totenschein steht. Hol alles aus ihm raus, was er
eventuell gesehen, gehört, gedacht, meinetwegen auch

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