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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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standen Bücher über jagdliche Themen. Es war nicht
schwer zu erraten, welchem Hobby der Bauunternehmer in seiner Freizeit
nachging.
    Auf Kalfass’ Frage hin hatte Hohmann die Augenbrauen
hochgezogen und war aufgestanden. Mit einem spöttischen Blick streifte er Wolfs
schräg sitzendes Barett. »Ich verstehe Ihre Fragen nicht. Bisher dachte ich, es
geht hier um einen Selbstmord infolge persönlicher Schwierigkeiten und den
tragischen Todesfall eines Herzkranken. Was hat das mit unserer
Geschäftspolitik zu tun? Man könnte fast glauben, Sie wollten mir eine
Mitschuld an den beiden Vorfällen unterstellen!«
    Auch Wolf hatte sich erhoben. »Beruhigen Sie sich.
Niemand beschuldigt hier irgendjemand, schon gar nicht Sie, Herr Hohmann, das
wäre grotesk. Entschuldigen Sie das Missverständnis – und vielen Dank für das
Gespräch. Bitte bemühen Sie sich nicht, wir finden selbst hinaus.«
    Kaum
saßen die beiden wieder im Wagen, klingelte Wolfs Handy. Es war Jo. »Chef, Sie
werden in der Pathologie erwartet. Dr. Reichmann ist ganz wild auf Sie.
Sie sprach von einem Knüller ersten Ranges. Mehr ließ sie leider nicht raus.«
    »Sind schon unterwegs.«
    Er unterrichtete Kalfass, der die ganze Zeit über
missmutig auf den Lippen gekaut hatte und nun, kaum dass er den Wagen gestartet
hatte, seinen Gedanken freien Lauf ließ: »Wieso haben Sie mich abgewürgt, Chef?
Samthandschuhe bringen bei dem Mann überhaupt nichts, den muss man hart
anfassen. Ich hätte ihn fast so weit gehabt …«
    »Sicher, deine Fragen waren durchaus berechtigt, mehr
noch, sie waren richtig gut. Trotzdem: Was haben wir davon, wenn wir Hohmann
bereits jetzt gegen uns aufbringen? Was willst du ihm vorwerfen? Wir haben
nichts gegen ihn in der Hand. Schließlich kann man es auch so sehen: Der
einzige Geschädigte durch den Ausfall der beiden Fahrer ist Hohmann selbst.«
    »Und ich behaupte, es kann kein Zufall sein, dass am
selben Tag gleich zwei von Hohmanns Leuten zu Tode kommen.«
    »Ich teile deine Zweifel, Ludger«, setzte er Kalfass
geduldig auseinander. »Trotzdem: ›In dubio pro suspecto‹, wie wir Schwaben
sagen.« Kalfass sah ihn fragend an, und Wolf übersetzte: »›Im Zweifel für den
Verdächtigen.‹ Warten wir ab, was die Untersuchung der beiden Toten ergibt. Um
bei Hohmann weiterzukommen, brauchen wir konkrete Verdachtsmomente. Bis dahin
gilt: Hände weg von dem Mann! Haben wir uns verstanden?«
    Kalfass nickte widerstrebend und gab Gas.
    ***
    Kriminalrat
Patzlaff stand auf dem Flur, als hätte er auf Wolfs Rückkehr gewartet.
    »Wie weit sind Sie mit dem Selbstmord des Lkw-Fahrers,
Wolf? Gibt es Indizien für ein Verbrechen?«
    »Dazu ist es noch zu früh, Herr Kriminalrat. Aber wir
sind dicht dran …«
    Wortlos drehte sich der Kripoleiter um und stakste zu
seinem Büro zurück. Wolf sah ihm kopfschüttelnd nach. Bis heute war ihm
schleierhaft, wie der kleine Patzlaff es in der Polizeihierarchie so weit nach
oben schaffen konnte – ausgerechnet Patzlaff, dem er jede Fähigkeit absprach,
Mitarbeiter zu lenken und zu motivieren, geschweige denn komplexe Sachverhalte
schnell zu erfassen. Waren das nicht unverzichtbare Anforderungen an den Leiter
einer Polizeidirektion? Na ja, beruhigte er sich, vielleicht hatte Patzlaff ja
andere Qualitäten, und er hatte sie in den vergangenen Jahren ihrer
Zusammenarbeit nur noch nicht bemerkt.
    In seinem Büro wurde er bereits von Jo erwartet.
»Waren Sie in der Gerichtsmedizin, Chef?«
    »Nein. Lass mich vorher noch eine rauchen.«
    »Ich habe mit dem Notarzt gesprochen, der den toten
Kroaten untersucht hat. Die Leiche, das Umfeld: Alles völlig unauffällig, sagt
er, nichts, was eine weiter gehende Untersuchung rechtfertigen würde.«
    »Die Medizinmänner sind auch nicht mehr das, was sie
mal waren«, brummte Wolf, rückte kurz sein Barett zurecht und steckte sich
endlich eine Gitanes an.
    ***
    Zwanzig
Minuten später traf Wolf in der Pathologie des Überlinger Kreiskrankenhauses
ein. Merkwürdig, sowohl Jo als auch Kalfass hatten plötzlich irgendwelche
unaufschiebbare Arbeiten zu erledigen gehabt, sodass er allein losziehen
musste. Wolf schmunzelte. Er konnte es den beiden jungen Kollegen nicht
verdenken, wenn sie sich vor diesem Gang drückten, wurde ihm doch selbst immer
noch flau im Magen, je näher er den kühlen gekachelten Institutsräumen kam.
    Dr. Reichmann erwartete ihn bereits. Die in
Tübingen stationierte Gerichtsmedizinerin, standesgemäß in Grün gewandet, hatte
ungefähr

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