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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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entleert
und der Leiche zugesteckt wurde, um einen Selbstmord vorzutäuschen.«
    »Nach wie vor keine Zeugen, die uns bei den beiden
Mordfällen oder dem Brand auf der Baustelle weiterhelfen könnten?«
    »Keine.«
    Wolf ließ sich Kalfass’ Bericht durch den Kopf gehen.
Die Leute machten keine halben Sachen, das musste ihnen der Neid lassen. Bis
jetzt war ihnen auch nicht der kleinste Fehler unterlaufen, was seine These
bestätigte, dass sie es mit ausgekochten Profis zu tun hatten. Diese Erkenntnis
war jedoch weder neu noch sonderlich hilfreich.
    »Vielleicht sollten wir uns Plocs Laster einmal näher
ansehen?«, überlegte Jo. »Wäre doch möglich, dass wir dabei etwas mehr über ihn
und seine Arbeit erfahren und so Rückschlüsse auf ein Mordmotiv ziehen können.
Was halten Sie davon, Chef?«
    Warum nur hatte Wolf plötzlich den Eindruck, als jucke
es Kalfass in den Fingern – gerade so, als hätte er Jo am liebsten erwürgt? Man
sah ihm an, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Was mochte er ausbrüten?
»Wäre eine Möglichkeit«, beantwortete er Jos Frage widerstrebend, »allerdings
könnte es da gewisse Schwierigkeiten geben …«
    »Was für Schwierigkeiten?«
    Für einen kurzen Moment huschte ein Leuchten über
Kalfass’ Gesicht, ehe es sich erneut verdüsterte. Wirre Gedanken schienen sich
in seinem Kopf zu überschlagen, als sähe er erhebliches Ungemach auf sich
zukommen. Endlich gab er sich einen Ruck: »Nun ja … also gut, sei’s drum: Die
Sache ist bereits erledigt, Chef!« Dabei machte er den Eindruck, als sei ihm
eine Zentnerlast von der Brust gefallen.
    Wolf und Jo wechselten erstaunte Blicke. Dann fischte
Wolf einen seiner Glimmstängel hervor, zündete ihn an und nahm einen tiefen
Zug. Wie um Zeit zu gewinnen, blies er den Rauch genussvoll an die Decke.
    »Darf man Näheres erfahren, Herr Kollege?«, fragte er
dann verdächtig ruhig.
    Kalfass fühlte sich in seiner Haut ganz offensichtlich
nicht besonders wohl. »Sie wissen doch, dass ich gestern Nachmittag meinen
Wagen zur Werkstatt bringen musste. Ich hoffe, Jo hat das weitergegeben! Danach
habe ich eine ausgiebige Probefahrt gemacht. Na ja, und als ich zufällig an der
Baustelle vorbeikam, hatte ich spontan die Idee, Plocs Kipplader zu
inspizieren. Einfach so …«
    Wolf qualmte stumm vor sich hin. So blieb Kalfass
nichts anderes übrig, als zu erzählen, was sich danach ereignet hatte.
»Jedenfalls, als ich den Laster endlich gefunden hatte und mit der Durchsicht
beginnen wollte, kam plötzlich hinterrücks so ein Bär von Kerl, zog mich aus
dem Führerhaus und schlug mich nieder.«
    »Aha. Hinterrücks. Einfach so.«
    Wolfs Einwurf ließ Kalfass zerknirscht den Blick
senken. Das Geständnis, Prügel bezogen zu haben, war ihm sichtlich nicht
leichtgefallen.
    »Daher also die Blessuren«, kicherte Jo.
    Kalfass ignorierte sie. »Vor dem Fahrzeug wartete noch
ein weiterer Mann. Zu zweit haben sie dann auf mich eingedroschen.«
    »Hast du dich als Polizist zu erkennen gegeben?«
    »Dazu hatte ich keine Gelegenheit.«
    »Du hättest mir das melden müssen, Mann, das ist dir
hoffentlich klar!«
    »Sicher, Chef«, wand sich Kalfass und wich Wolfs Blick
aus. »Aber Sie werden verstehen, dass mir die ganze Sache furchtbar peinlich
war.«
    »Damit«, kam ihm Jo plötzlich zu Hilfe, »haben sich
die Leute bei Hohbau einen schlechten Dienst erwiesen. Wer so reagiert, hat
etwas zu verbergen, denke ich.«
    »Ludgers Glück«, gab Wolf ihr indirekt recht und
wandte sich wieder Kalfass zu. »Würdest du die Schläger wiedererkennen?«
    »Klar«, antwortete Kalfass, »das heißt, gesehen hab ich
ja nur einen, aber den erkenn ich unter Tausenden wieder!« Dann berichtete er
von seinen erfolglosen Bemühungen, Starek ausfindig zu machen.
    »Nicht bei Hohmann angestellt?«, wunderte sich Wolf.
»Das ist in der Tat merkwürdig. Doch wie dem auch sei: Du musst noch mal rüber
und das mit diesem Starek vor Ort klären. Stelle den Namen des zweiten
Beteiligten fest und sprich bei dieser Gelegenheit auch mit Plocs
Fahrerkollegen.«
    Wolf erhob sich als Zeichen, dass die Besprechung zu
Ende war. Wieder allein, genehmigte er sich ein Gläschen Pastis – gewissermaßen
als Überleitung für den kurzen Besuch, den er Hannelore Bender im Vorzimmer des
Kriminalrats abstatten wollte.
    Wolf wollte Patzlaffs Abwesenheit nutzen, um ein paar
Einzelheiten über Rechtsanwalt Dr. Hayder zu erfahren. Es war immer gut,
seinen Gegner zu kennen. Das Gespräch erwies sich

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