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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Brandstiftung
fiel zwar nicht in sein Ressort, aber sie wusste, dass sich die Kommissare
während der Lagebesprechung bei Patzlaff regelmäßig austauschten. Ein Versuch
konnte schließlich nicht schaden, und Schüchternheit war das Letzte, was man
Karin Winter nachsagen konnte.
    Sie tippte eben Marsbergs Nummer ein, als wie aus dem
Boden gewachsen Matuschek vor ihr stand und ihr ein Blatt Papier vor die Nase
hielt. Unwillig wollte sie ihn beiseiteschieben, doch er stand wie
festgewachsen. Also war es wichtig! Seufzend legte sie den Hörer zurück auf die
Gabel.
    »Hier, das wird dich interessieren«, sagte Matuschek
aufgeregt und legte das Papier vor sie auf den Tisch.
    »Was soll das sein?«
    »Lies einfach!«, forderte er sie auf.
    Es handelte sich um eine Satzvorlage aus der
Anzeigenabteilung, Rubrik »Immobilien«. Was sollte sie damit anfangen? »Okay,
da will jemand sein Haus verkaufen. Na und?«
    »Sieh dir den Namen des Verkäufers an.«
    Da endlich fiel bei Karin der Groschen. Als
Kontaktadresse waren eine Mobilfunknummer und ein Name angegeben: Traugott
Siebeck! Zweifellos handelte es sich um ihren Siebeck, den Baudezernenten, den es in Kombination mit diesem lächerlichen
Vornamen sicher kein zweites Mal gab.
    Aufmerksam las sie nun den ganzen Anzeigentext. Dann
reichte sie das Papier ihrem Chefredakteur zurück. »Komisch. Wir wissen, dass
Siebeck in Konstanz in einem piekfeinen Eigenheim lebt. Dieses Haus hier liegt aber bei Markdorf.«
    »Korrekt. Doch es kommt noch besser. Die zuständige
Kollegin erzählte mir eben ganz nebenbei, das sei nach ihrer Erinnerung
mindestens die dritte Immobilie in zwei Jahren, die Siebeck anbietet. Damit
könnte man den Herrn fast als guten Anzeigenkunden bezeichnen.«
    »Was läuft hier eigentlich? Denkst du, es gibt einen
Zusammenhang zwischen diesen Immobiliengeschäften und Hohmann?«
    »Weiß nicht. Prüf’s nach – aber vorsichtig, bitte!«
    Schon wollte er hinausgehen, als ihn Karin noch einmal
zurückhielt. »Wie bist du darauf gestoßen?«
    »Reiner Zufall. Hatte in der Anzeigenabteilung zu tun
und hab so nebenbei ein paar Zettel überflogen. Es ist übrigens eine Kopie, du
kannst sie behalten«, sagte er im Weggehen.
    Nach kurzem Überlegen griff Karin erneut zum Telefon.
»Ist dort das Grundbuchamt von Markdorf? … Guten Tag, mein Name ist Winter. Ich
hätte gerne eine kurze Auskunft von Ihnen. Da bietet mir ein gewisser Herr
Siebeck, Traugott Siebeck, sein Haus zum Verkauf an. Können Sie feststellen, wo
das Objekt liegt? Wissen Sie, ich suche eine absolut ruhige Lage … gut, ich
warte … Sie haben es? Wunderbar. Wo, sagen Sie, soll das sein? … Sehr gut, ich
danke Ihnen. Ach, noch was: Geht aus Ihren Unterlagen auch der Vorbesitzer
hervor? … Wie? Maywaldt, August Maywaldt? Schreibt sich das mit a-y und hinten
mit d-t? Doch nicht etwa der Maywaldt? … Na ja, ist
ja auch egal. Jedenfalls danke ich Ihnen.« Sie legte auf.
    Wenn sie dem Kollegen aus der Wirtschaftsredaktion
Glauben schenken durfte, war August Maywaldt Herr über ein ganzes Imperium von
Entsorgungs- und Recyclingunternehmen und der ungekrönte Müllkönig der Region.
    Warum verkauft so einer seine Immobilien nicht über
einen Makler, dachte sie bei sich, schob den Gedanken aber gleich wieder zur
Seite. Viel wichtiger schien ihr in diesem Zusammenhang die Frage, wieso
Siebeck in nur zwei Jahren drei Häuser verkaufen konnte – keine Bruchbuden,
wohlgemerkt, denn immerhin lag die Verhandlungsbasis für das neue Objekt bei
dreihunderttausend Euro. So üppig konnte selbst ein
Regierungsbaurat im Landratsamt nicht verdienen.
    ***
    Sie
hatten sich für den Abend an der Wallfahrtskirche Birnau verabredet, von wo aus
sie einen Spaziergang nach Maurach ins Auge gefasst hatten, das mit einer Reihe
prächtiger Gasthöfe verlockend heraufwinkte.
    Sommer war Wolfs ungewohnt pessimistische
Grundstimmung bereits in der Kirche aufgefallen. Als »überladen« und »pure
Zuckerbäckerei« hatte er die barocke Ausgestaltung bezeichnet. Vor sich hin
brummend, wie ein Oberlehrer die Hände auf dem Rücken gefaltet, war er durch
das Hauptschiff gestapft und hatte kaum einen Blick für die überschwänglichen
Formen und Stuckaturen übrig gehabt.
    Natürlich hatte Sommer die alten Baumeister und
Stuckateure verteidigt. »Das Gegenteil ist der Fall, Leo. Die Kirche könnte
nicht klarer gegliedert sein. Schau dir zum Beispiel den Turm an. Seine Höhe
entspricht exakt der Breite des Konventsgebäudes. Der

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