Seehaie
ähnlich
hoch?«
»Ist zu vermuten, wir wissen es jedoch nicht genau.
»Und die Vorbesitzer – wissen Sie darüber etwas?«
»Auch nicht, kann ich aber rauskriegen. Mir hat bisher
schlicht die Zeit gefehlt.«
Wolf war inzwischen hellwach. Er bot Karin Winter
einen weiteren Kaffee an und bediente sich dann selbst. Nachdenklich paffte er
seine Zigarette.
»Sie wollten mir erklären, wie die Spanne zwischen
Einkauf und Verkauf zustande kommt.«
»Das ist der eigentliche Hammer, wenn auch erst auf
den zweiten Blick erkennbar. Also, um beim letzten Beispiel zu bleiben: Siebeck
blättert für das baufällige Häuschen einhundertzehntausend Euro hin. Dann lässt
er es gründlich renovieren. Sechs Monate später wird es, schwuppdiwupp, für
dreihunderttausend im ›Seekurier‹ angeboten – diese Summe ist zumindest seine
Verhandlungsbasis. So viel wird er aber auch bekommen, das Haus ist es wert,
ich hab es mir angesehen.«
»Ein einträgliches Geschäft – aber leider völlig
legal. Wo ist der Haken?«
»Ganz einfach: Für die Renovierung zahlt Siebeck
keinen Cent.«
»Das hieße, er bekäme die hundertneunzigtausend
geschenkt. Von wem? Und für was? Haben Sie darauf auch eine Antwort, Madame?«
»Ich denke, die kennen Sie bereits: Die Bauleistungen
werden überwiegend von der Hohbau G mb H erbracht. Dafür gibt es Zeugen, zum Beispiel
Nachbarn, die die Fahrzeuge identifiziert haben. In einem Fall hat ein Anlieger
seinen Garten fotografiert und dabei auch das eingerüstete Siebeckhaus und zwei
Laster mit Hohbau-Aufschrift im Hintergrund festgehalten. Hier, Euer Ehren,
Beweisstück Nummer eins.« Sie legte Wolf einen vergrößerten Fotoabzug hin.
»Damit dürfte sich Ihre erste Frage vorläufig erledigt haben. Und auf die
zweite erwarten Sie von mir nicht ernsthaft eine Antwort, oder?«
Wolf drückte seine Zigarette aus und murmelte etwas
Unverständliches.
»Selbstverständlich«, fuhr Karin Winter unbeeindruckt
fort, »haben Siebeck neben der Hohbau G mb H noch andere Bauhandwerker und Ausstatter Gutes getan.
Hier das Beweisstück Nummer zwei, eine keineswegs vollständige Liste
hilfsbereiter Unternehmen, auf die ich bei meinen Recherchen gestoßen bin.«
Wolf fuhr mit dem Finger die Liste runter. Einen Teil
der örtlichen Handwerksbetriebe kannte er, andere kamen aus Singen, Balingen,
Laupheim oder Friedrichshafen.
»Und, was halten Sie davon?«, fragte Karin Winter.
Ihrem Ton nach zu urteilen hatte sie von Wolf etwas mehr Begeisterung erwartet.
»Mit Verlaub gesagt: nichts.«
Erneut sperrte die Winter Mund und Augen auf. »Wie
bitte?«
»Ich weiß, das schmerzt, aber was haben Sie denn
schon? Einen Baudezernenten, der sich schmieren lässt, ein Bauunternehmen und
einige Handwerker, die schmieren. Na und? Selbst wenn Ihr Verdacht zutrifft –
und wahrscheinlich tut er das sogar –, so fehlt leider etwas ganz
Entscheidendes: Beweise! Wir brauchen Beweise, Madame! Bei der
Hohbau-Durchsuchung wurde nicht ein einziger Beleg,
nicht ein Notizzettel gefunden, der Ihren Verdacht
bestätigt. Soll ich mich zum Narren machen und unsere Leute noch mal hinschicken?
Ich kann Ihre Enttäuschung ja verstehen, aber verstehen Sie bitte auch mich.
Mir sind die Hände gebunden, und zwar in mehrfacher Hinsicht.« Er war froh,
dass Karin Winter an diesem Punkt nicht weiter nachbohrte. Patzlaffs Anweisung,
die Finger von Hohmann zu lassen, wäre sicher ein gefundenes Fressen für sie
gewesen. Er stand auf. »Wenn es diese Baumafia wirklich gibt, dann müssen wir
stärkere Geschütze auffahren. Was wir bis jetzt haben, reicht als Munition
nicht aus.«
Er reichte der verblüfften Karin Winter die Hand. Im
Hinausgehen drehte sie sich noch einmal um. »Unsere Abmachung gilt noch immer?«
»Aber klar doch!«
Als sich die Tür hinter ihr schloss, schnarrte sein
Handy. Es war Jo.
»Die Ploc ist weg, Chef!«
»Was heißt weg?«
»Weg, verschwunden, jedenfalls nicht mehr in ihrer
Wohnung. Als ich hinkam, fand ich die Tür angelehnt. Ich bin rein und hab alle
Räume gründlich inspiziert. Kein Koffer, keine Kleidung, nicht mal ihre
Zahnbürste war da. Vor dem Haus hab ich dann ein spielendes Mädchen getroffen.
Das hat mir erzählt, die Ploc hätte bereits am Morgen mit einer Reisetasche das
Haus verlassen.«
Er überlegte kurz. »Verstanden. Komm zurück.«
15
Jo war ergebnislos aus Weingarten
zurückgekehrt und fuhr gerade ihren Rechner hoch, als das Telefon klingelte.
Kurz darauf stürzte sie in Wolfs Büro.
»Sie
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