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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Ohne groß
darüber nachzudenken, hielt er es für sicherer, den Architekten in seiner Nähe
zu haben, anstatt ihn unbeaufsichtigt einer weiteren Gefährdung auszusetzen.
Auf die Idee, dass die Anschläge ihm und nicht Kronberger gegolten haben
könnten, wäre er im Traum nicht gekommen.
    Starek war inzwischen in der Gebäudeeinfahrt
verschwunden, die als abschüssige Rampe unter den Rohbau führte.
    »Das ist die Zufahrt zur Tiefgarage«, rief Kronberger,
bereits etwas außer Atem.
    Kalfass zog mitten im Lauf seine Walter PPK und entsicherte sie. Das Stakkato ihrer Schritte
hallte in der leeren Abfahrt und mischte sich mit dem leiseren Geräusch, das
Stareks Schuhe weiter vorn verursachten. Je tiefer sie kamen, desto diffuser
wurde die Beleuchtung. Schließlich mündete die Rampe in einen großen hallenähnlichen
Raum; hier würden später die Autos parken.
    Kalfass blieb stehen. Es brachte nichts, blindwütig
weiterzuhasten, erst musste er die Lage sondieren. Der Raum war in
gleichmäßigen Abständen von Stützpfeilern durchzogen, weiter hinten verlor er
sich in dämmrigem Dunkel. Einzig drei kleinere Baufahrzeuge, die sich für den
Einsatz im Straßenbau eigneten, hatte man hier unten abgestellt.
    Was, wenn der Flüchtende sich dahinter versteckte?
Was, wenn er bewaffnet war? Schon bereute Kalfass, den Architekten in die
Verfolgung mit hineingezogen zu haben. Doch das war jetzt nicht mehr zu ändern.
    Plötzlich löste sich hinter der am weitesten entfernt
stehenden Baumaschine ein Schatten. Das Geräusch sich schnell entfernender
Schritte hallte von den Wänden wider, verebbte, schließlich herrschte wieder
Stille.
    »Er ist die Rampe hinunter, die zur zweiten Parkebene
führt«, flüsterte Kronberger.
    »Verstanden. Bleiben Sie unbedingt hinter mir, aber
leise. Und keine Alleingänge, bitte«, antwortete Kalfass, ebenfalls flüsternd.
Mit einem Wink seiner Waffe forderte er den Architekten auf, ihm vorsichtig zu
folgen.
    Mehr und mehr kamen Kalfass Zweifel, ob er richtig
handelte. Andererseits – hatte er eine Alternative? Wenn er sich vorstellte,
dass sie jetzt beide zerschmettert draußen am Boden liegen könnten … Es half
nichts, er musste da durch! Jetzt kam es darauf an, besonnen zu agieren, Augen
und Ohren aufzusperren und kein unnötiges Risiko einzugehen.
    Vorsichtig liefen sie die zweite Rampe hinab. Mit
jedem Schritt wurden die Lichtverhältnisse schlechter. Als sie unten ankamen,
hörten sie weiter vorn erneut Schritte, diesmal leiser. Kalfass stellte sich
hinter eine der Säulen und überlegte, ob er sich als Polizist zu erkennen geben
sollte. Schnell verwarf er den Gedanken wieder. Das hätte bedeutet, seine
Deckung aufzugeben und Starek, falls er tatsächlich über eine Waffe verfügte,
vielleicht sogar zu einem Schuss zu provozieren.
    Geräuschlos huschten sie weiter, immer in Deckung der
Säulen, die Sinne zum Zerreißen gespannt.
    Kalfass bemerkte plötzlich, dass Kronberger nicht mehr
hinter ihm war, und ging beunruhigt ein Stück zurück. Als er ihn fand, traute
er seinen Augen nicht: Der Architekt stand seelenruhig hinter einem Pfeiler und
urinierte.
    »Sorry, ging nicht mehr anders«, entschuldigte sich
Kronberger und zog den Reißverschluss seiner Hose hoch.
    Das Ende der Parkebene kam in greifbare Nähe.
Plötzlich polterte halb rechts vor ihnen ein schweres Metallteil zu Boden.
Kalfass erschrak bis ins Mark. So nahe waren sie ihm also! Er bohrte seinen
Blick in die breiige Finsternis. Schemenhaft nahm er einige herumstehende Fässer
wahr. Hinter einem von ihnen musste Starek lauern.
    Kalfass bedeutete dem Architekten, sich nicht von der
Stelle zu rühren, und schlich vorsichtig weiter. Er erreichte das erste Fass,
ging dahinter in Deckung und lauschte angestrengt, doch alles blieb still.
Während er noch sein weiteres Vorgehen überlegte, geschahen zwei Dinge
gleichzeitig: Mit dem rechten Fuß stieß er an einen Gegenstand, der laut
scheppernd wegrollte: ein schweres Eisenrohr. Gleichzeitig sprang hinter einem
der anderen Fässer eine Gestalt hoch und rannte weg. »Halt! Polizei! Bleiben
Sie stehen!«, rief Kalfass und brachte seine Waffe in Anschlag. Die Antwort war
ein höhnisches Lachen. Schon waren die Schritte verklungen.
    Noch ehe er Starek nachsetzen konnte, berührte ihn
jemand von hinten. Kalfass zuckte herum. Wäre er in diesem Augenblick von einem
Insekt gestochen worden, er hätte keinen Tropfen Blut gegeben.
    Doch es war Kronberger, der nach vorn deutete. »Sehen
Sie

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