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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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diese offene Stahltür dort?«, flüsterte er. »Er ist ins Treppenhaus
entkommen. Es führt nach oben.« So wichtig diese Information auch war, Kalfass
hätte ihn am liebsten erdrosselt – ihm einen solchen Schrecken einzujagen!
    Weiter! Sie liefen zum Treppenhaus und machten sich
vorsichtig an den Aufstieg. Je höher sie kamen, desto heller wurde es, offenbar
fiel irgendwo weiter oben Tageslicht durch ein Fenster. Plötzlich schlug über
ihnen eine Metalltür, ein Schlüssel drehte sich im Schloss. Kalfass, durch das
Geräusch alarmiert, sprintete los, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Als er
die Tür erreichte, fand er seine Befürchtung bestätigt: Der Mann war entwischt – und mit ihm die Chance, ihn zu fassen.
    Starek hatte sie reingelegt!
    »Na schön«, seufzte Kalfass. Dann würden sie eben den
nächsten Ausgang nehmen. Starek in dem Labyrinth hier zu schnappen, konnte er
sich sowieso abschminken. Verstärkung musste her.
    Kurz darauf zuckte er erneut zusammen. Leise und doch
unüberhörbar schlug eine weitere Tür, diesmal ganz oben. Wieder drehte sich ein
Schlüssel im Schloss.
    Langsam wurde Kalfass mulmig zumute. Was ging hier
eigentlich vor? Wer jagte hier wen?
    »Schätze, den oberen Ausgang können wir auch
vergessen«, sagte Kronberger, noch immer arglos. Er schien sich voll und ganz
auf Kalfass zu verlassen, als wäre dessen Ausbildung und die hinter ihm
stehende geballte Staatsmacht Garantie genug, sie heil hier herauszubringen.
    Immerhin, Kronbergers Gelassenheit holte Kalfass in
die Wirklichkeit zurück. Sie hatten gar keine andere Wahl, als den geordneten
Rückzug anzutreten! Dort, wo sie das Treppenhaus betreten hatten, würden sie es
auch wieder verlassen, nämlich unten in der zweiten Ebene.
    Doch zum dritten Mal war ihnen ihr Gegner einen
Schritt voraus. Noch ehe sie den nächsten Absatz erreicht hatten, wurde auch
die untere Stahltür krachend zugeschlagen – und gleichfalls zugesperrt!
    Kalfass’ Magen begann zu rebellieren. Nicht nur, dass
er Starek auf den Leim gegangen war – der Kerl musste Helfershelfer haben! Er
spurtete bis ganz nach unten, um sich zu vergewissern, dass es dort tatsächlich
kein Entkommen gab. Ganz oben erwartete ihn dasselbe Ergebnis. Dafür sah er
jetzt, wo das Tageslicht herkam: Am oberen Ende des Treppenhausschachtes
befanden sich zwei Lichtbänder aus Profilglas.
    Kronberger war inzwischen gar nicht mehr gut drauf. Im
Gegenteil, seine Stimme verriet Unruhe, ja Furcht, als er zaghaft erklärte:
»Die Tür hier führt in einen Vorraum und von da direkt hinaus auf das Gelände
hinter dem Gebäude.« Offensichtlich machten ihm die rätselhaften Vorgänge mehr
zu schaffen, als er zuzugeben bereit war.
    Kalfass versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. Zwei
Mal waren sie nur knapp mit dem Leben davongekommen, und jetzt saßen sie hier
fest. Wer garantierte ihm, dass es dabei bleiben würde? Vielleicht trachteten
Mahmoud und Starek noch immer nach ihrem Leben? Ohne weiter zu überlegen, nahm
er sein Handy vom Gürtel und wählte Wolfs Nummer. »Chef, wir brauchen Hilfe.
Wir sitzen fest.«
    »Wer ist wir ?«
    »Stillers Architekt und ich.«
    »Wo genau sind Sie?«
    Kalfass ließ sich von Kronberger ihre genaue Position
beschreiben und gab sie an Wolf weiter. Dann schilderte er kurz, was
vorgefallen war.
    »Bleibt ruhig, wir holen euch da raus«, sagte Wolf und
legte auf.
    Kronberger, der mitgehört hatte, äußerte Zweifel. »Wo
befinden sich Ihre Leute?«
    »In Überlingen. Der Hauptkommissar schickt
Verstärkung.«
    »Das dauert zu lange. Geben Sie mir Ihr Handy, ich
rufe die Bauleitung an.« Nach dem dritten Versuch gab er entnervt auf.
    »Da geht niemand ran!«
    Plötzlich setzte näherkommender Motorlärm ein und das
Fenster hoch oben verdunkelte sich. Dicht vor der Scheibe hielt ein schweres
Fahrzeug. Was war da los?
    Mit einem hässlichen Knirschen wurde das Fenster
eingedrückt. Splitter regneten herab, wabernde Rauchschwaden wälzten sich in
den Raum, es stank penetrant nach Auspuffgasen. Minuten später herrschte im
gesamten Treppenhaus dicke Luft. Ihre Augen begannen zu tränen, und sie hatten
mit einem immer stärker werdenden Hustenreiz zu kämpfen. Wenn nicht bald Hilfe
kam, würden sie über kurz oder lang das Bewusstsein verlieren.
    Kronberger zerrte sich das Hemd aus der Hose, zog es
aus und faltete es zu mehreren Lagen zusammen. Probeweise hielt er es sich vor
Mund und Nase. »Hält die Rauchpartikel etwas ab. Besser als nichts«,

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