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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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vorläufiger Festnahme zu
sprechen. Daraus wurde jedoch nichts. Die Fahrweise von Hartmut Preuss erwies
nämlich sich als ähnlich strapaziös wie die von Jo. Dafür kamen sie schneller
als erhofft in Markdorf an.
    Ihre Befürchtung erwies sich als unbegründet, der
Bauunternehmer befand sich noch im Haus. Sie ließen Preuss am Empfangstresen
zurück, um eine vorzeitige Warnung Hohmanns zu verhindern. Dann stürmten sie
die Treppe hinauf.
    Sie hielten sich nicht lange mit Formalitäten auf. Als
sie Hohmanns Büro betraten, hob sich dessen Silhouette vor dem hellen Fenster
ab. Er wandte ihnen den Rücken zu und machte keine Anstalten, sich umzudrehen,
was Wolf etwas seltsam erschien, schließlich hatten sie die Überraschung auf
ihrer Seite. Oder etwa doch nicht?
    Unvermittelt schlug eine Tür hinter ihnen zu, ein
Schlüssel drehte sich im Schloss, eilige Schritte entfernten sich. Gleichzeitig
wandte sich der Mann am Fenster um. »Guten Tag, meine Herren. Ich bin Paul
Göbel, der Fahrer von Herrn Hohmann. Tut mir leid, aber der Chef hat im Moment
Wichtigeres zu tun. Wenn Sie mit mir vorliebnehmen wollen?«
    Wolfs Gedanken rasten. Was der Mann da tat, war
Beihilfe zur Strafvereitelung. Konnte es einen überzeugenderen Beweis für
Hohmanns Schuld geben als seine Flucht? Währenddessen hämmerte Marsberg mit
beiden Fäusten an die Tür, doch wertvolle Sekunden verstrichen, bis ihnen
endlich aufgeschlossen wurde. Im Laufschritt rannten sie die Treppe hinab, dem
flüchtigen Bauunternehmer hinterher.
    Preuss sah erstaunt auf, als sie auf die Anmeldung
zustürmten. »Nein, hier ist niemand vorbeigekommen«, beantwortete er Wolfs
Frage nach dem flüchtigen Hohmann.
    Da schlug sich Marsberg an die Stirn. »Das zweite
Treppenhaus, Leo! Er hat das hintere Treppenhaus benutzt!«
    »Ich geh vorne raus, ihr nehmt den Hinterausgang«,
rief Wolf und rannte los. Als er die Außentreppe hinunterstürmte, fuhr ihn ein
vorbeirasender schwarzer Porsche Cayenne beinahe über den Haufen. Im letzten
Moment hechtete er zur Seite. Auch wenn er den Fahrer nur für den Bruchteil
einer Sekunde gesehen hatte, war er sicher: Es war Hohmann!
    Wenige Augenblicke später preschte auch ihr
Dienstwagen vom Hof. Jetzt erwiesen sich Preuss’ Fahrkünste als wahrer Segen.
Was Hohmanns Porsche an Pferdestärken auf die Straße brachte, glich der junge
Beamte durch exzellente Brems- und Kurventechnik wieder aus. Zwar hatte er im
Stadtgebiet keine Chance aufzuschließen oder gar zu überholen, doch wurde der
Abstand auch nicht größer. Wolf, der auf dem Beifahrersitz saß, öffnete das
Fenster und stellte das Blaulicht aufs Dach. Marsberg versuchte währenddessen, telefonisch
Verstärkung herbeizurufen.
    Die wilde Jagd führte sie aus Markdorf hinaus. Zu
Wolfs Verwunderung schlug der Bauunternehmer jedoch nicht den Weg zum See ein,
was dem Porsche bessere Fluchtmöglichkeiten geboten hätte. Stattdessen fanden
sie sich plötzlich auf einer Nebenstraße wieder, die Wolf bekannt vorkam. Panik
oder Berechnung?
    Die Straße führte zum Gehrenberg hinauf. Mehrfach
konnten sie nur mit Glück eine Kollision mit entgegenkommenden Fahrzeugen
vermeiden, denn die Kurven wurden immer enger. Mehr als einmal gerieten die
Räder des breiten Cayenne auf den unbefestigten Randstreifen, Staub wirbelte
auf, und ein Hagel von Steinen prasselte auf sie nieder. Sie passierten das
Wirtshaus zum Gehrenberg. Wolf erkannte den vorüberfliegenden Biergarten, sah,
dass er um diese Abendstunde brechend voll war, und wünschte sich nichts
sehnlicher, als dort zu sitzen.
    Dann, in einer scharfen Linkskurve, passierte es.
Hohmann hatte offenbar zu stark beschleunigt, denn die Fliehkräfte trieben den
Cayenne von der Fahrbahn. Er rutschte auf die Grasnarbe und wurde linksseitig
wie von Titanenhand hochgerissen. Ein, zwei, drei Sekunden lang schlitterte der
Wagen nur auf den Außenrädern, als wolle er sich überschlagen, ehe er wie in
Zeitlupe zurückfiel und sich zweimal um die eigene Achse drehte. In einer
gewaltigen Staubwolke kam er zum Stehen.
    Preuss war geistesgegenwärtig auf die Bremse gestiegen
und hielt unmittelbar hinter Hohmann. Schon rissen Wolf und Marsberg die Türen
auf und wollten herausspringen, als der Motor des Cayenne erneut aufheulte. Mit
durchdrehenden Reifen schoss der schwere Wagen an ihnen vorbei, zurück auf die
Straße.
    Und weiter ging die wilde Jagd, durch eine kleine
Ortschaft mit dem Namen Allerheiligen, immer steiler den Berg hinauf. Von links
schob sich

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