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Seeherzen (German Edition)

Seeherzen (German Edition)

Titel: Seeherzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margo Lanagan
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Flitterwochen verabschiedeten. Heute saßen darin nur Ladeninhaber, die geschäftlich in Cordlin zu tun hatten, eine Mutter mit ihrer Tochter, die dort zum Zahnarzt musste, und der reiche Mr. Crowly Hunter, der ständig zwischen den Städten pendelte, um zu zeigen, dass er die Zeit und das Geld dafür hatte – und ich, unter meiner Wolke, das Herz wie eine Hülse in meiner Brust.
    Wir brausten durch die Landschaft dahin. Ich versuchte, mir die Form jedes Landstrichs und der Dinge darauf einzuprägen.
Das siehst du jetzt für eine ganze Weile zum letzten Mal
, sagte ich zu mir selbst. Aber es war mir ziemlich egal. Ich war nur froh, aus Knocknee wegzukommen, von den drei Sterbebetten, von der Vermieterin mit den vorwurfsvoll gespitzten Lippen und den verhärmten Gesichtern der Fuhrmänner, die versucht hatten, ein trauerndes Mädchen, das unbedingt wegwollte, auszunutzen. Ich war allen gegenüber standhaft geblieben, so wie Grandma und Mum es immer getan hatten; es gab nichts, wofür ich mich schämen musste. Ich verließ die Stadt mit reinem Gewissen. Ich konnte jederzeit zurückkehren.
Brich nicht alle Brücken hinter dir ab
, hatte Gran gesagt, und das hatte ich befolgt. Und in meinem Koffer befand sich der notarielle Beweis für die Brücke, die
sie
nicht abgebrochen hatte – das Haus auf Rollrock, inmitten all der wilden, traurigen Männer.
    Die Hafenstadt reckte sich aus ihrem Tal heraus und lotste uns zum Wasser hinunter. Warum hatte man die beiden Felsformationen eigentlich
Heads
genannt? Sie sahen viel eher aus wie Arme, die das Hafenbecken vor Strömung und Seegang schützten. Wir fuhren bergab durch die Stadt, die mich an jedem anderen Tag meines Lebens in ihrer Fremdartigkeit fasziniert hätte: die schicken Häuser, die Menschen in Anzügen, der kleine Milchwagen dort drüben. Aber die ganze Welt erschien mir im Moment fremd, ohne Mum oder Dad oder meinen Bruder Donald. Selbst die vertrautesten Dinge – meine eigenen Hände, mein Gesicht über der Waschschüssel im Spiegel heute Morgen – kamen mir ungewohnt vor. Ich war froh über die neuen Eindrücke, weil sie mich ein wenig aus meinem Kummer herausholten, aber ich war nicht mehr das aufgekratzte Mädchen, das ich zuvor gewesen war. Und ich war auch nicht mehr so verängstigt – noch vor einem Jahr hätten mir die Bus- und die anschließende Bootsfahrt furchtbare Angst eingejagt; doch nach den drei Todesfällen, den drei Beerdigungen in der letzten Zeit, erschien es mir jetzt wie ein Kinderspiel.
    Die Fähre trug den Namen
Fleet Fey
. Selbst in meinem ausgehöhlten Zustand musste ich zugeben, dass sie ein romantischer Anblick war. Adrett lackiert dümpelte sie im Hafen vor sich hin und schien uns gar nicht zu beachten, hatte nur Augen für die Heads und das offene Meer.
    «Die Fahrkarte kannst du an Bord kaufen, Mädchen», sagte der Bootsjunge, der die Laufplanke sicherte, also ging ich mit meinem Koffer an Bord und setzte mich nach hinten, wo ich die ganze Kabine im Blick hatte und zu allen Fenstern hinausschauen konnte. Während der Motor im Leerlauf den Sitz und meinen Rücken durchruckelte, sah ich zu, wie die Postbeutel und einige Säcke Kartoffeln an Bord gebracht wurden. Die Wolken rissen auf, ab und zu brach die Sonne durch, um mich mit den vielen Farben und Bewegungen der Hafenfront und Stadt zu beeindrucken, dann zog sie sich, von der Anstrengung ermüdet, wieder zurück und ließ alles wieder zu seinem ursprünglichen Grau verblassen. Hier war ich also – auf der Reise, von der ich seit meiner Kindheit geträumt hatte, doch immer in dem Glauben, dass ich nie die Möglichkeit dazu bekommen oder den Mut dafür aufbringen würde, und trotzdem fühlte ich mich so lustlos und ausgelaugt wie damals, als ich mich um das ganze Trara nach Donalds Tod kümmern musste. Ich wusste, was zu tun war, kannte die richtige Reihenfolge aller Aufgaben und ging ihnen grimmig nach, bereitete mich während der einen schon auf die nächste vor, auf die Leute, mit denen ich mich auseinandersetzen musste, und die Tricks, auf die ich nicht hereinfallen durfte.
    Der Kapitän kam vorbei und verschanzte sich im Steuerhaus. Der Bootsjunge zog die Laufplanke ein, löste die Leinen und wickelte das durchnässte Tau auf. Die Anlegestelle glitt davon; die anderen Boote zogen an ihren Ankerplätzen vorbei. Es brachte mir ein wenig Erleichterung, dass sich das Wasser zwischen mir und dem Festland mit all seinen Gräbern und seinem Kummer ausbreitete.
    Dabei war mir

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