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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frances‘ Adresse so schnell geschickt hast. Ich werde ihr ganz sicher schreiben. Ich kann nicht glauben, dass sie Kindergärtnerin ist - eine Mutter von drei Kindern. Es war so seltsam, dir nach all der Zeit wieder über den Weg zu laufen. Ich hoffe, du bist nicht zu deprimiert, wieder mitten im britischen Winter gelandet zu sein. Wenn du je in der Nähe bist, schau doch mal vorbei. Ich bin oft zu Hause.
    Viele Grüße von
    Nein, zu direkt.
    Lieber Rad,
    danke für deine Karte. Es war schön, dich wieder zu sehen. Ich denke oft an die glücklichen Zeiten, die ich in der Balmoral Road verbracht habe. Erinnerst du dich noch daran, wie Nicky in die Themse gesprungen ist? Und an Lazarus Ohenef
    Lächerlich. Peinlich. Er würde sich verarscht fühlen.
    Lieber Marcus (wenn du gestattest),
    es tut mir Leid, dass unser interessantes Gespräch neulich Abend durch eine Kombination aus schlechtem Wetter und der Unflätigkeit Londoner Taxifahrer vorzeitig abgebrochen wurde. Wenn du es gern fortführen willst, bin ich unter der oben angegebenen Nummer zu erreichen.
    Herzliche Grüße von
    Absolut hoffnungsloser Fall. Jämmerlich.
    Lieber Rad,
    danke für Frances‘ Adresse. Ich werde ihr ganz sicher schreiben. Schade, dass wir neulich Abend keine Gelegenheit hatten, uns richtig zu unterhalten. Ich war froh zu hören, dass es deinen Eltern gut geht. Grüß sie von mir.
    Abigail
    Ich sah die vier Postkarten durch, entschied mich für die letzte und warf den Rest in den Papierkorb. Selbst meine Handschrift war nicht auf allen einheitlich - ein sicheres Zeichen für eine schwache Persönlichkeit. Ich zog Mantel und Stiefel an und ging hinaus in den eiskalten Dezembermorgen; der Schnee knirschte unter meinen Füßen. Die städtischen Streuwagen waren in der Nacht unterwegs gewesen, und in den Rinnsteinen lagen Haufen grobkörnigen, braunen Schneematschs. Der Briefträger leerte gerade den Briefkasten, als ich kam, deshalb warf ich meine Karte in seinen geöffneten Sack. So, dachte ich, als ich zusah, wie der rote Royal-Mail-Wagen vom Bordstein wegfuhr, wobei er den Matsch unter seinen Reifen aufwirbelte, jetzt ist der Ball auf deinem Spielfeld.
    Dort blieb der Ball auch, und nach ein paar Wochen machte ich mir nicht mehr die Mühe, auf das Klappern des Briefkastens zu lauschen, und war nicht mehr die Erste, die im Flur den täglichen Stapel Post durchsah. Eine Weile bedauerte ich, dass ich meine Nachricht nicht etwas wärmer formuliert hatte, aber mit der Zeit war ich erleichtert, dass ich nicht zu viel verraten hatte. Offensichtlich war dieses fünfminütige Treffen für Rad genug gewesen. Er war nach England zurückgekommen, um sein Leben wieder aufzunehmen; das Letzte, was er brauchte, war irgendein Gespenst aus der Vergangenheit, das fest entschlossen war, ihn herunterzuziehen. Ich fing an, mir zu wünschen, ich wäre nie bei diesem verdammten Konzert gewesen. Bis dahin war ich, wenn auch nicht direkt glücklich, aber wenigstens normal und ausgeglichen gewesen. Mit den Jahren hatte ich festgestellt, dass der Schlüssel zur Zufriedenheit darin liegt, wenig zu erwarten. Ich war morgens nicht in der Erwartung wach geworden, glücklich zu sein, aber manchmal, ohne irgendeine bewusste Anstrengung von mir, stellte ich fest, dass ich es war. Jetzt dagegen war ich aufgeregt, unzufrieden und unfähig, mich zu konzentrieren. Dieses kurze Treffen hatte es geschafft, die Schutzschicht, die ich mir mit der Zeit zugelegt hatte, wegzuhauen.
    Es dauerte ungefähr einen Monat, bis ich mich daran erinnerte, dass der vorgebliche Zweck des Austauschs von Postkarten darin bestanden hatte, mir Frances‘ Adresse zu beschaffen, und noch länger, bis ich dazu kam, ihr zu schreiben. Wo fängt man an, wenn man jemanden dreizehn Jahre nicht gesehen hat? Man kann entweder alles schreiben oder nichts. Man kann versuchen, eine Chronik seiner Erfahrungen und Leistungen von damals bis heute anzulegen, oder leicht und unbeschwert plaudern und in der Hoffnung auf eine Antwort ein paar Fragen stellen.
    Doch als ich mich erst mal hingesetzt hatte, war es nicht so schwer, wie ich gedacht hatte.
    Liebe Frances,
    ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich dir aus heiterem Himmel schreibe, aber ich war neulich Abend bei einem Wohltätigkeitskonzert (wo ich Cello gespielt habe), und bin Rad über den Weg gelaufen. Wir hatten nicht viel Gelegenheit, uns zu unterhalten, aber wir haben ein paar Neuigkeiten ausgetauscht und er hat mir deine Adresse gegeben. Ich war

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