Seejungfrauen kuesst man nicht
ich aus England wegging. Mum und Lawrence haben ein paar Kisten auf dem Dachboden. Aber wenn man erst mal damit anfängt, seine Sachen rauszuwerfen, wird man süchtig. Man betrachtet alles und denkt: Brauche ich das? Gefällt es mir wirklich? Und alles, was den Test nicht besteht, landet im Mülleimer. Manchmal werfe ich sogar einfach so ein Paar Socken weg, weil ich genug habe.«
Ich brach in Gelächter aus. »Du bist verrückt«, sagte ich, nahm mir aber gleichzeitig vor, meine Potpourrikörbchensammlung zu entsorgen.
»Tja, im Senegal hatte es keinen Zweck, was zu kaufen - nicht dass es da viel zu kaufen gegeben hätte aber ich hätte es sowieso nicht mit nach Hause nehmen können. Ich nehme an, ich werde mir wieder ein paar Dinge anschaffen müssen, jetzt wo ich wieder hier bin.«
»Glaubst du, dass du in diesem Land bleiben wirst?«, fragte ich und versuchte lässig zu klingen. »Dass du dir ein Haus kaufst?«
»Ich weiß nicht. Ich habe Alan - meiner Vertretung ein Angebot für dieses Hausboot gemacht. Hier.« Er gab mir meinen Tee. »Nimmst du Zucker?« Ich schüttelte den Kopf. »Das ist gut, denn ich habe keinen.«
Lady Diana Spencer lächelte mir schüchtern von meinem Becher entgegen. »Ich habe geweint, als sie geheiratet haben«, sagte ich. Rad verdrehte die Augen. »Und als sie gestorben ist. Aber ich habe nicht geweint, als sie sich haben scheiden lassen. Ich frage mich, warum.«
»Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal geweint habe«, sagte Rad. Er nahm einen Schluck Tee. »Oh doch«, fügte er leise hinzu, und ich wusste, was er meinte. Es herrschte eine Stille, die fest zu werden schien wie Klebstoff, als wir am Tisch standen und unseren Tee tranken.
»Hör zu«, sagten wir gleichzeitig, und ich quälte mich weiter: »Ich bin eigentlich hergekommen, um mich nützlich zu machen - bist du sicher, dass ich nichts für dich tun kann?«
Er dachte einen Augenblick nach. »Ehrlich gesagt gibt es was, wenn es dir nicht zu viel Umstände macht.«
»Komm schon, spuck es aus.«
»Ich war in der letzten Zeit ein bisschen eingesperrt zuerst im Krankenhaus und jetzt hier, weil ich nicht mobil bin. Mum besucht mich zwar, und Dad kommt und bringt mich zur Krankengymnastik, aber was ich wirklich gern tun würde, ist irgendwo hinzufahren. Wenn du ein Auto hast ...«
»Natürlich. Ich kann dich irgendwo hinfahren, wenn du das möchtest. Wo möchtest du denn hin?«
»Ich hatte an Kew gedacht. Bist du sicher, es macht dir nichts aus?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich würde gern nach Kew fahren.«
»Wird Mr. Jex dich einen Tag entbehren können?«
»Mr. Jex?«, sagte ich.
»Dein Mann. Ich dachte ...«
»Ich bin nicht verheiratet. Jex ist mein Künstlername. Ich habe ihn erfunden.«
Er sah wirklich irritiert aus. »Als du mir als Abigail Jex vorgestellt wurdest, habe ich schlicht und einfach angenommen, dass du verheiratet bist. Ich hätte mir denken können, dass du keine Frau bist, die den Namen eines Mannes annimmt.«
»Doch, das würde ich«, sagte ich. »Wenn man mit einem Namen wie Onions gestraft ist, nimmt man jeden an. Außerdem sehe ich keinen Sinn darin, seinen Namen zu behalten, wenn man heiratet - ich meine, ich würde nicht gern einen anderen Nachnamen haben als meine eigenen Kinder.« Ich hätte mir die Zunge abbeißen können.
»Du willst also Kinder?«, fragte er.
»Ich denke schon, letztendlich. Aber bei dem Leben, das ich jetzt führe, ist es nicht so relevant. Also«, sagte ich entschlossen, »Kew.«
46
Wir hatten abgemacht, dass ich Rad am nächsten schönen Tag abholen würde, an dem ich frei hätte. Ich konnte ihn nicht telefonisch erreichen; ich würde einfach aufkreuzen. »Woher weißt du, dass ich komme?«, fragte ich. Ich treffe lieber konkretere Verabredungen.
»Werd ich nicht. Wenn es schön ist, und du kommst nicht, weiß ich, dass du arbeiten musstest.«
»Woher weiß ich, dass du da bist?«
»Ich muss da sein. Wo soll ich denn hin? Ich könnte höchstens auf der Insel sein und angeln, aber dann hinterlasse ich dir einen Zettel an der Tür.«
An diesem Abend betete ich um schönes Wetter, aber in den nächsten drei Tagen regnete es, und am vierten schien die Sonne, aber ich musste unterrichten. Ich war ungewöhnlich schroff zu meinen Schülerinnen, und ein Mädchen ging weinend nach Hause.
»Stopp«,befahl ich nach der Hälfte eines Stückes, das ich ihr in der Woche zuvor aufgegeben hatte und das sie offenbar an diesem Morgen zum ersten Mal
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