Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Flusspolizei um ihre Tragödie betrogen, wandten sich in Erwartung eines neuen Dramas Frances zu.
    »Schon gut, beruhige dich«, murmelte Rad. »Es hat keinen Sinn, hier im Regen rumzustehen und zu streiten.«
    »Was glaubt ihr, wo sie Nicky hinbringen?«, fragte ich. »Ins Saint Thomas Hospital? Wenn er was von diesem Wasser geschluckt hat, werden sie ihm den Magen auspumpen müssen.«
    »Es ist wahrscheinlicher, dass sie ihn einbuchten, weil er ihnen Schwierigkeiten gemacht hat.«
    »Sie können ihm doch nichts anhängen, oder?«, fragte Frances.
    »Weiß nicht«, sagte Rad. »Öffentliche Ruhestörung?«
    »Umweltverschmutzung?«, schlug ich vor. Frances fing an zu kichern, ihr vertrautes Irrenlachen, worauf auch wir losprusteten, und ich weiß nicht, ob es nur die Anspannung war, die sich löste, aber bald kamen uns dreien vor Lachen die Tränen. Wir schnappten immer noch nach Luft, als wir die Unterführung erreichten, wo wir an der Bordkante stehen blieben, um die Straße zu überqueren; ein schwarzes Taxi fuhr durch das einzige Schlagloch auf der Brücke und bespritzte uns in hohem Bogen mit Dreckwasser, das auf Nickys neuer Jacke ölige Spritzer hinterließ.
    Später stellte sich heraus, dass sie Nicky aufs Polizeirevier gebracht hatten - »um mir trockene Sachen anzuziehen und zur Sau gemacht zu werden«, wie er berichtete. Seine Retter hatten auch den Bären herausgefischt, nicht um Nicky einen Gefallen zu tun, sondern um der Sauberkeit willen, und als er in seinem Studentenwohnheim schließlich wieder zu uns stieß, konnte er ihn Frances überreichen.
    »Nur abwischen«, sagte Frances, als sie das Etikett las, während sie den mit Wasser vollgesogenen Teddy über dem Waschbecken ausdrückte. »Nicht einweichen.« Da sie inzwischen leidenschaftlich an ihm hing, nahm sie ihn mit nach Hause und legte ihn auf die Heizung, wo er zwei Tage brauchte, um zu trocknen, seinen Glanz und sein Quieken verlor und einen starken Geruch nach Abflussrohren verströmte.

28
    Frances‘ Methode, sich für Nickys leichtsinnige Gefährdung zu bestrafen, bestand darin, einen schäbigen Salon in einer Nebenstraße von Streatham aufzusuchen, der auf Tattoos, Body-Piercing und andere Formen von Verstümmelung spezialisiert war, und von dort unauslöschlich gezeichnet mit einem von Weintrauben umschlungenen grünen Buchstaben N auf einem Schulterblatt zurückzukommen.
    Sie gab vor mir damit an, als es noch frisch war - geschwollen und wund hielt es jedoch unter einem Pflaster versteckt, wenn sie sich in der Schule zum Korbball oder Hockey umzog. Sie war so klug gewesen, mich zu dieser Mission nicht mitzunehmen.
    »Ich dachte, man muss über achtzehn sein, um sich tätowieren zu lassen«, sagte ich und versuchte meine Empörung zu verbergen - schließlich hatte sie das Tattoo jetzt für immer.
    »Der Typ hat schon gefragt, und ich habe gesagt: ›Wieso? Sehe ich nicht aus wie achtzehn?‹ und er hat nur gelacht. Ich musste nicht mal lügen.«
    »Das muss ein großer Trost für dich gewesen sein«, sagte ich, und sie zog eine Grimasse. »Wie findet Nicky es?«
    »Tja, zuerst war er ziemlich schockiert, aber jetzt fühlt er sich geschmeichelt.« In Wahrheit war sein vorherrschendes Gefühl Furcht gewesen, dass vielleicht von ihm erwartet wurde, dass er sich revanchierte, und dann Erleichterung, als klar wurde, dass das nicht nötig sein würde. »Hast du es deinen Eltern gezeigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie sind tolerant«, sagte sie tapfer. »Es wird ihnen nichts ausmachen.« Trotzdem fiel mir auf, dass sie sich bemühte, ihre nackten Schultern nicht zu zeigen. Eines Nachmittags wurde es schließlich doch entdeckt, als Lexi ins Bad kam, während ich Frances dabei half, Henna aus ihren Haaren zu waschen. Das Henna hatte auf ihren schwarzen Locken keine große Wirkung gezeigt, aber die Badewanne war so rot, als hätte sie sich die Kehle aufgeschlitzt.
    »O mein Gott«, sagte Lexi und betrachtete die blutigen Spritzer auf den Kacheln. »Ich dachte schon, du hättest dich verletzt.«
    Ich konnte den Blick nicht von dem Tattoo lösen, gleich rechts neben Frances‘ BH-Träger. Wie konnte Lexi es nur übersehen? Bevor ich ein Handtuch um Frances‘ Schultern werfen konnte, hatte Lexi sich auf sie gestürzt. »Oh, das ist doch kein ... Oh, du hast doch wohl nicht ... Oh, du dummes Ding.«
    Frances, leicht behindert, weil sie mit dem Kopf in der Badewanne hing, stand mühsam auf, warf ihre nassen Haare zurück und besprühte uns und

Weitere Kostenlose Bücher