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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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versagen.«
    Frances zog eine Grimasse, als Lexi wieder ins Zimmer kam. »Ich spreche am Montag mit ihr«, sagte sie in einem Ton, der darauf hindeutete, dass die Schlacht bereits so gut wie gewonnen war.
    »Ich komme mit«, sagte ihr Mann. »Ich würde sie gern fragen, was sie an einer Schule unterrichten, die im Vergleich mit den Uffizien oder der Sixtinischen Kapelle so gut abschneidet.« Er hatte der Schule immer noch nicht verziehen, dass sie die Daten der Schlacht an der Somme nicht weitergegeben hatte.
    »Das möchte ich nicht«, sagte Lexi.
    »Warum nicht?« fragte er. »Ich sehe immer gern einen Zusammenstoß zwischen zwei entschlossenen Frauen.«
    Natürlich ging Lexi allein. Was sich während des Gesprächs genau abspielte ist nicht dokumentiert, aber Mrs. Gledloe war kein so leichtes Opfer, wie Lexi angenommen hatte. »Ich fürchte, mein Charme war an ihr vergeudet«, berichtete sie. »Die Frau ist selbst so völlig ohne Charme, dass sie nicht in der Lage ist, diese Eigenschaft bei jemand anderem zu erkennen.« Nach einer halbstündigen Diskussion war ein Patt erreicht worden. Mrs. Gledloe ließ sich nicht von der Vorstellung erweichen, dass Frances von der Quelle europäischer Kultur trank, während der Rest von uns die Köpfe in den Geschichtsbüchern hatte; Lexi ließ sich nicht vom relativen Gegenwert von drei Wochen Unterricht überzeugen. Mr. Radley, der ein leidenschaftlicher Gegner der Idee gewesen war, dass Frances Rad begleitete, war inzwischen, nach der ersten Andeutung institutionellen Widerstands, zum leidenschaftlichen Befürworter geworden.
    »Vielleicht wäre sie glücklicher, wenn ein Elternteil mitfahren würde?«, sagte er hoffnungsvoll.
    »Niemals«, sagte Frances.
    »Ich hab‘s dir doch schon gesagt, für Interrail muss man unter sechsundzwanzig sein«, sagte Rad. »Wieso fährst du nicht mit Mum auf die Schönheitsfarm? Du weißt doch, dass du Übergewicht hast.«
    »Ich habe Untergröße«, korrigierte Mr. Radley ihn.
    »Ich will ihn nicht dabeihaben«, sagte Lexi entsetzt. »Es soll schließlich ein Urlaub sein.«
    »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, dass wir dieses Jahr zusammen irgendwo hinfahren«, sagte er.
    »Das hatten wir auch«, sagte Lexi, »aber ich habe unsere Meinung geändert.«
    Die letzte Mitteilung zu dem Thema bestand aus ein paar knappen Zeilen der Direktorin am Ende des Schuljahres.
    Wir freuen uns darauf, Frances am 6. September zum Unterricht begrüßen zu dürfen. Eventuelles Nichterscheinen wird eine nochmalige Prüfung ihrer Berechtigung nach sich ziehen, Greenhurst weiterhin zu besuchen.
    Das gab den Ausschlag.
    Die einzige weitere Frage, die nun noch zur Debatte stand, waren die Schlafarrangements. Rad und Nicky hatten sich ein Zweimannzelt teilen wollen, aber Lexi fand es wichtig, dass Frances getrennt untergebracht wurde.
    »Es ist ja nicht so, als könnten wir irgendwas anstellen, wenn Rad dabei ist«, murrte Frances.
    »Ich könnte mich zwischen die beiden legen wie ein Schwert«, bot Rad an, aber das fanden seine Eltern nicht ausreichend. Ich interessierte mich sehr für dieses Problem, da ich mich schon seit einiger Zeit fragte, ob Nicky und Frances miteinander schliefen. Die Art, wie sie in der Öffentlichkeit miteinander umgingen, ließ noch größere Freiheiten unter Ausschluss der Öffentlichkeit vermuten, aber ich traute mich nicht, sie zu fragen. Die Antwort wäre entweder ein entrüstetes »Natürlich nicht!« oder ein entrüstetes »Natürlich!«, gewesen. Als wir etwa zwölf waren, hatte Frances angedeutet, dass sie nie einen Jungen an sich »herumfummeln« lassen würde, aber im Lauf der Zeit hatte sie ihre Überzeugungen offensichtlich etwas revidiert.
    Ein paar Tage, bevor sie losfahren wollten, fragte ich Frances beiläufig, ob sie ihr Tagebuch mitnehmen würde, und sie gestand, dass sie keins mehr führte. Oh ha, dachte ich, und ob sie »es« getan haben. Hatte Lexi nicht gesagt, Jungfräulichkeit und Tagebuchführen hingen miteinander zusammen?
    Lexis Lösung für das Problem der Unterbringung bestand darin, Frances ein eigenes, brandneues Zelt zu schenken. »Das ist für dich, und die Jungs können sich das andere teilen«, sagte sie und fixierte Nicky mit bedeutungsvollem Blick.
    Als sie aus dem Urlaub zurückkamen, erzählte mir Frances, sie hätten am ersten Abend das Zelt ausgepackt, damit Rad darin schlafen konnte, und festgestellt, dass Lexi aus Versehen ein Zelt gekauft hatte, mit dem man ein tragbares Klo umgeben konnte.

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