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Seejungfrauen kuesst man nicht

Seejungfrauen kuesst man nicht

Titel: Seejungfrauen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Geburtstagsparty geben würde. Ob die beiden vielleicht kommen wollten? Wenn sie ihr ihre Adressen gäben, würde sie ihnen auch eine richtige Einladung schicken.
    »Wie widerlich«, sagte Frances, als Nicky uns von dem Zwischenfall erzählte. Als Anhängerin der Flirtschule »Hände hoch und ergeben« verachtete sie alle subtileren weiblichen Schliche. »Und was habt ihr gesagt?«
    »Ich habe gefragt, ob wir jemanden mitbringen könnten, und sie sagte: ›Klar - jede Menge.‹«
    »Wahrscheinlich hat sie gedacht, du sprichst vom Rest des Rugby-Teams. Gott, du bist manchmal so schwer von Begriff, Nicky.«
    »Ich glaube nicht, dass wir noch was von ihr hören«, sagte Rad, der auf der Couch lag und Private Eye las.
    »Schade«, sagte Nicky, um Frances zu ärgern. »Sie war ziemlich sexy. Was, Rad?«
    »Nicht schlecht«, gab er zu. »Schöne Zähne.«
    »Zähne«, sagte Nicky verächtlich.
    Die Einladung kam prompt am nächsten Tag. »Sie ist sehr interessiert«, sagte Frances. »Sie muss noch in derselben Minute, als ihr euch verabschiedet habt, zum Briefkasten gerannt sein.« Sie blickte mit schmalen Augen von Nicky zu Rad. »Die Frage ist nur, an wem von euch ist sie interessiert?«
    Nicky zeigte auf Rad. »Sie hat ein Mordstheater um ihn veranstaltet. Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Für mich ist sie einfach eine Nummer zu groß.«
    Frances grunzte. Sie war sich nicht sicher, ob die Implikation, selbst keine Nummer zu groß für Nicky zu sein, ein wirkliches Kompliment war.
    Rad betrachtete die Einladung. »Das ist die Straße am Rand von Wimbledon Common«, sagte er und deutete auf die Adresse.
    »Sie müssen nur so im Geld schwimmen«, sagte Nicky.
    »Die Häuser sind riesig. Man hat ihr schon angesehen, dass sie reich ist.«
    »An ein paar Proleten wie euch wird sie sich nicht mal erinnern«, sagte Frances, die bereits eine aufrichtige Abneigung gegen das Mädchen entwickelt hatte, weil es reich, gut aussehend und über jede rationale Kritik erhaben war. »Sie wird wahrscheinlich die Hunde auf uns hetzen.«
    »Ihr wollt da doch nicht wirklich hingehen, oder?«, sagte ich. »Ihr kennt da doch keinen.«
    »Genau die Art Party, die mir gefällt«, sagte Frances. »Wenigstens besteht die Chance, dass etwas Interessantes passiert.«
    Wir wurden nicht von Hunden vom Grundstück gejagt, obwohl zwei Irische Wolfshunde aus der Gartentür geschossen kamen, als wir die Auffahrt hinaufliefen, uns zweimal umkreisten und dahin zurückschlichen, woher sie gekommen waren. Frances und Nicky hatten sich auf der Hinfahrt die meiste Zeit gestritten. Nicky war der Meinung, es zeuge von schlechten Umgangsformen, wenn man zu spät käme; Frances bestand darauf, dass niemand zu Partys ging, bevor die Pubs schlossen, egal was auf der Einladung stand. Rad und ich bevorzugten einen diskreten Auftritt im Laufe des Abends, und auf diesen Kompromiss hatten wir uns geeinigt, obwohl der Streit darüber, wer vertrauter mit dem Partyprotokoll war, weiterging.
    Ich hatte das Gefühl, dass Rad ärgerlich auf mich war, weil er mich an diesem Abend gebeten hatte, ihm die Haare zu schneiden; ich hatte zunächst so getan, als ob das kein Problem wäre, aber dann mittendrin den Mut verloren, sodass er die Sache selbst zu Ende bringen musste.
    Wir saßen in Frances‘ Zimmer und aßen Doughnuts, als er hereinkam, ein Handtuch um die nackten Schultern, nasse Haare in den Augen. »Kannst du Haare schneiden?«, fragte er und zeigte mit dem Griff einer Schere auf mich.
    »Ich kann«, sagte Frances mit nervtötender Begeisterung, wischte sich die zuckrigen Finger an ihrem Kissen ab und hielt ihm die Hand hin.
    »Dir traue ich nicht - du schneidest mir wahrscheinlich ein Ohr ab. Kannst du das machen, Blush?«
    »Ja«, sagte ich zuversichtlich, obwohl sich meine Erfahrung darauf beschränkte, alle paar Monate einen Zentimeter meines Ponys abzuschneiden. »Wo wollen wir es machen?«
    »Ich will hier nicht überall Haare rumliegen haben, danke«, sagte Frances, deren Zimmer sowieso wie ein Flohmarkt aussah, auf dem die guten Sachen schon alle verkauft waren.
    »Am besten ist es in der Küche«, sagte Rad. »Da kannst du danach den Boden kehren. Man kann. Ich werde«, korrigierte er sich, als er mein Gesicht sah.
    Unten zerrte Rad sich ein paarmal den Kamm durchs Haar, wobei er mehrere Zinken abbrach, bevor er ihn mir mitsamt der Schere überreichte und sich auf einem Holzstuhl mit harter Rückenlehne niederließ. Frances saß auf

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