Seekers 03: Auf dem Rauchberg
vorbeifließt! Komm, Toklo, wir sind bald da!« Sie eilte, mehr rutschend als laufend, den aufgeweichten Hang hinab, während der Regen unablässig auf sie niederprasselte. Und bald erspähte sie den dunklen Eingang der Höhle, der auf den Fluss hinausging.
Kallik stolperte ins Halbdunkel und war froh, vertraute Gerüche zu riechen. Ujurak kam ihnen entgegen.
»Da seid ihr ja, ihr habt’s geschafft!«, freute er sich. »Wir haben uns Sorgen gemacht, als der schwere Sturm kam.«
Toklo drängte hinter Kallik in die Höhle und ließ den Baummarder auf den Boden fallen. »Für Lusa«, murmelte er. Sein Magen knurrte lautstark, als wollte er Einspruch erheben.
»Sie schläft, aber ich werde sie wecken«, erklärte Ujurak. »Und dann können wir uns das alle teilen.« Er zog die Beute in den hinteren Teil der Höhle.
Toklo und Kallik blieben für einen Moment im Eingangsbereich stehen, um wieder zu Atem zu kommen. Kallik merkte erst jetzt, wie erschöpft sie war. Ihr schwerer Pelz schien sie zu Boden zu ziehen.
»Jetzt glaubst du mir aber, oder?«, fragte sie Toklo. »Es gibt Geister, die uns beschützen. Lusas Baumseelen haben uns vor den bösen Geistern der Berge gerettet.«
Toklo brummte. »Na ja, irgendwas hat jedenfalls irgendwie funktioniert«, räumte er ein, während er hinter Kallik weiter in die Höhle ging.
Trotz aller Müdigkeit war Kallik überglücklich. Die guten Geister hatten sie zu Lusa und Ujurak zurückgeführt. Vielleicht hatten sie sogar geholfen, Lusas Leben zu retten?
Sind sie auch stark genug, um uns über den Rauchberg zu geleiten?
16. KAPITEL
Toklo
Es hörte tagelang nicht auf zu regnen. Toklo verlor jegliches Zeitgefühl. Im ständigen grauen Nebel des Unwetters und der feuchten, stillen Dunkelheit der Höhle konnte man kaum noch erkennen, wann es Morgen und wann es Abend war. Jedes Mal, wenn er mit Kallik auf die Jagd ging, verschwamm die Welt in Rauch und Dunst, und sie passten höllisch auf, um sich nicht noch einmal so zu verlaufen wie bei ihrem ersten Ausflug.
Lusa hatte jetzt längere Wachphasen, aber Toklo wurde das Gefühl nicht los, dass etwas anders war. Sie neckte ihn nicht mehr wie früher, und immer wieder ertappte er sie dabei, wie sie mit müdem, gedankenschwerem Blick ins Leere starrte.
Kallik hatte die Veränderung ebenfalls bemerkt. »Ich mache mir Sorgen um Lusa«, gestand sie, als sie sich eines Abends auf dem Rückweg zur Höhle befanden.
Zwei Kaninchen baumelten aus Toklos Maul, es war eine erfolgreiche Jagd gewesen. »Warum?« brummte er zwischen den Zähnen hindurch.
»Sie ist einfach nicht mehr wie früher. Ich befürchte, das Feuerbiest hat sie ernsthafter verletzt, als wir dachten. Es scheint, als würde ihr irgendetwas immer noch zu schaffen machen.«
»Vielleicht ist es aber wirklich nur ihr Bein?«, meinte Toklo. »Sie ist bestimmt bald wieder die alte.«
Er folgte Kallik zur Höhle, an deren Rückwand Lusa auf einem Haufen Laub lag und sich ausruhte. Er legte ihr eines der Kaninchen vor die Tatzen.
»Danke, Toklo«, sagte Lusa leise. Sie hob weder den Kopf, noch schnappte sie nach dem Kaninchen. Toklo sah sich nach Ujurak um, der damit beschäftigt war, Kräuter auf verschiedene Häufchen zu verteilen, und legte das andere Kaninchen auf den Boden.
»Was macht dein Bein?«, fragte Toklo.
»So weit okay«, antwortete Lusa. »Ich meine … es tut schon noch weh.« Sie drehte sich herum, um einen Blick auf die Wunde zu werfen.
»Ich kann nichts Bedenkliches daran erkennen«, schaltete sich Ujurak ein. »Eigentlich müsste es sich inzwischen besser anfühlen.«
»Du musst es bewegen«, riet Toklo. »Komm, ich mach ein paar Übungen mit dir.«
»Oje«, meinte Lusa in gespieltem Entsetzen.
Toklo fand schon dieses schwache Aufblitzen ihres früheren Humors beruhigend. »Streck deine Vorderbeine und wackle mit den Tatzen!« Er versuchte, es ihr vorzumachen.
»Hmmm«, meinte Lusa nur, richtete sich aber auf und tat es ihm gleich.
»Gut, jetzt die Hinterbeine«, fuhr Toklo fort und zeigte ihr erneut, was sie tun sollte.
Als Lusa seinem Beispiel folgte, zuckte sie zusammen. Toklo verspürte zwar Mitleid, sagte sich aber, dass es unbedingt notwendig war, die Beine zu trainieren. Es war der einzige Weg zur Heilung.
»Jetzt leg dich hin und strampel mit den Tatzen, als wolltest du schwimmen«, forderte er sie auf.
Lusa sah ihn an, als wären ihm soeben Federn aus der Nase gewachsen. »Ohne Wasser?«
»Ja«, erwiderte Toklo entschlossen. »Pass
Weitere Kostenlose Bücher