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Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake

Titel: Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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erkannt hätte, ob es da wirklich schwarze und braune Pelze gab.
    »Ich muss noch so viel lernen«, murmelte sie, mehr zu sich selbst.
    »Wo ist denn deine Mutter, Kleine?«, wollte Siqiniq wissen. »Wieso hat sie dir das nicht erzählt?«
    »Meine Mutter ist tot.«
    Siqiniq neigte den Kopf. »Das tut mir leid. Ist sie gestorben, als das Feuerbiest vom Himmel fiel?«
    »Nein«, erwiderte Kallik. Bei der Erinnerung an den schrecklichen Tag, an dem sie ihre Mutter verloren hatte, drehte sich ihr der Magen um. »Ein Orca hat sie in die Tiefe gerissen.«
    »Ein Orca?«, fragte Siqiniq entsetzt. »Die Orcas haben viele gute Bären getötet. Eins meiner Jungen ist auch so gestorben.« Sie schloss die Augen und legte die Schnauze auf die Tatzen. »Es ist viele Sonnenkreisläufe her, aber ich werde es nie vergessen …« Ihre Stimme erstarb.
    Kallik merkte, dass die alte Bärin eingenickt war. Ich habe sie nicht einmal gefragt, ob sie Taqqiq gesehen hat, dachte sie und ärgerte sich über sich. Na ja, vielleicht später.
    Sie wanderte am Ufer entlang, wo kleine Wellen über die Kieselsteine schwappten. Im Flachwasser standen mehrere Bären. Kallik sah, dass einer mit der Schnauze ins Wasser stieß. Als er den Kopf wieder hob, zappelte tatsächlich ein Fisch zwischen seinen Zähnen.
    Kalliks Magen rumorte vor Hunger. Vielleicht konnte sie auch einen Fisch fangen? Sie watete ein paar Schritte ins Wasser, dessen angenehme Kühle ihren wunden Tatzen guttat. Das Wasser war so klar, dass sie bis zum Grund sehen konnte, doch zunächst nahm sie keinerlei Bewegung wahr. Geister, bitte schickt mir einen Fisch, betete sie.
    Im Augenwinkel sah sie etwas silbern zucken. Sie stieß sich mit den Hintertatzen ab und sprang, doch als sie mit den Vordertatzen aufkam, hatte sie nichts als Kies zwischen den Krallen. Rund um sie herum spritzte Wasser hoch und durchnässte ihr Beine und Bauch.
    »Pass doch auf«, knurrte ein älterer Bär in einiger Entfernung. »Du verscheuchst ja die letzten Fische, wenn du so durch die Gegend springst.«
    »Entschuldigung«, murmelte Kallik.
    Sie neigte den Kopf und beobachtete wieder den Grund des Sees. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, bis sie erneut eine schwache Bewegung im Wasser wahrnahm. Sie zwang sich stillzuhalten, während der Fisch mit kleinen Schlägen der Schwanzflosse über den Grund schwamm. Er kam immer näher. Kallik hielt den Atem an, stieß dann mit einer Tatze zu und drückte den Fisch zu Boden. Anschließend tauchte sie mit der Schnauze ins Wasser und stieß direkt hinter den Kiemen die Zähne in das Fleisch.
    Ein Triumphgefühl durchflutete sie, als sie sich aufrichtete, die Beute zwischen den Zähnen. Ich habe einen Fisch gefangen!
    Doch ehe sie sich umdrehen und zum Ufer zurückwaten konnte, stürzte sich von der Seite ein Bär auf sie und warf sie um. Das Wasser brach schäumend über ihr zusammen, sodass sie nichts erkennen konnte, während Tatzen auf sie eindroschen. Der Fisch wurde ihr aus dem Maul gerissen.
    »Nein!«, prustete sie und verschluckte sich am Wasser. »Der gehört mir!«
    Die Schläge brachen ab, und Kallik hörte platschende Schritte, die sich entfernten. Als sie sich aufrappelte, das Fell pitschnass, sah sie einen Jungbären mit ihrem Fisch zwischen den Zähnen aufs Ufer zuwaten.
    »He!«, schrie sie. »Den habe ich gefangen! Gib ihn mir zurück!«
    Der Bär beachtete sie gar nicht. Wütend nahm Kallik die Verfolgung auf. Der Fischdieb hatte sich am Ufer zu drei anderen Bären gesellt. Sie rissen Kalliks Fisch in Stücke und hatten ihn aufgefressen, ehe Kallik überhaupt bei ihnen war. Ihr Magen knurrte, und jedes Haar ihres Pelzes glühte vor Zorn, als sie mit steifen Beinen am Ufer ankam. »Diebe!«, fauchte sie. »Fangt euch eure Fische gefälligst selbst!«
    Der junge Bär, der sie überfallen hatte, sah sich zu ihr um. »Sei bloß still, du Robbenhirn«, knurrte er.
    Zum ersten Mal konnte ihn Kallik genauer betrachten. Etwas an ihm kam ihr merkwürdig vertraut vor … die Form seiner Ohren … die Art, wie er beim Laufen die Tatzen spreizte … Nein, er war zu groß.
    Aber ich bin jetzt auch größer.
    »He, Taqqiq, das war ein guter Fang!«, sagte da einer der anderen Bären und stupste ihn an der Schulter. »Kannst du uns noch einen holen?«
    Kallik stockte der Atem. Er ist es! »Taqqiq!«, rief sie. »Taqqiq!«
    Die Augen ihres Bruders verengten sich. »Wer bist du? Woher weißt du, wie ich heiße?«
    »Ich bin … ich bin Kallik«, stammelte sie.

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