Seekers - Am Großen Bärensee - Hunter, E: Seekers - Am Großen Bärensee - Seekers, Great Bear Lake
sich, ob sie besser für sich behielt, dass sie kein wilder Bär war. Aber Miki würde es sowieso erfahren, denn sie konnte kaum verbergen, dass sie nicht alles wusste, was andere Bären wussten.
»Ein Bärengehege ist ein Ort, an dem Flachgesichter Bären gefangen halten«, erklärte sie. »Sie füttern uns und kümmern sich um uns.«
Miki sah sie verwirrt an. »Ich habe ja immer gewusst, dass die Flachgesichter verrückt sind. Warum machen sie das?«
»Damit andere Flachgesichter kommen und uns anschauen können, glaube ich«, erwiderte Lusa. »Sie waren ziemlich freundlich.«
Miki schnaubte ungläubig. »Ich mag die Flachgesichter nicht. Meine Mutter und mein Vater sind in Flachgesichterhöhlen gegangen, um nach Fressen zu suchen. Aber sie sind nie zurückgekommen.« Sein Blick wurde traurig und er fügte leise hinzu: »Das war auf dem Weg hierher. Sie haben mir gesagt, ich soll unter einem Strauch am Rande der Höhlen auf sie warten. Ich habe gewartet und gewartet, aber sie sind nicht wiedergekommen.«
»Oh, wie furchtbar!« Lusa dachte daran, wie schwer es ihr gefallen war, Aisha und King zurückzulassen. Es musste viel, viel schlimmer sein, die Eltern zu verlieren und nicht zu wissen, was ihnen zugestoßen war oder ob sie noch am Leben waren. »Was hast du dann gemacht?«, fragte sie.
»Ich bin in die Höhlen gegangen, um sie zu suchen, aber ich konnte sie nicht finden. An einem Ort, an dem es scharf und rauchig roch, habe ich ihre Witterung verloren. Dann habe ich andere Bären getroffen. Sie haben gesagt, ich soll mit ihnen gehen und sie würden sich um mich kümmern. Zuerst wollte ich nicht, aber ich wusste, dass ich meine Eltern nie wiedersehen würde, denn außer dem Rauch hatte ich auch Blut gerochen. Ich …« Miki konnte nicht weiterreden.
Lusa beugte sich zu ihm und drückte die Schnauze in sein Fell. »Wie gut, dass du nicht allein wandern musstest«, murmelte sie.
»Aber du bist allein hergekommen, oder?«, fragte Miki. Er schüttelte sich, als könne er die schlimmen Erinnerungen aus dem Pelz schleudern wie Wasser.
»Nein, ich bin auch mit anderen Bären gewandert.« Dass es sich um Braunbären handelte, verschwieg Lusa lieber.
Zu ihrer Erleichterung fragte Miki nicht weiter, wo diese Bären gerade waren. Er setzte sich auf und schaute sich um. »Ich bin am Verhungern!«, erklärte er. »Komm, wir suchen uns etwas zu fressen.«
»Okay.« Mit knurrendem Magen folgte ihm Lusa den Baumstamm nach unten.
»Du kannst aber gut klettern!«, meinte Miki bewundernd, als sie genau neben ihm auf dem Boden landete.
Lusa wurde vor Stolz gleich ein bisschen größer. »Mein Vater King hat mir das beigebracht, im Bärengehege.«
Miki hob die Schnauze und sog tief die Luft ein. Lusa tat es ihm gleich. Sie witterte etwas, das sie an den Obstgeruch im Bärengehege erinnerte.
»Da drüben?«, schlug sie vor und deutete mit der Schnauze nach links.
»He, gute Nase! Auf geht’s!«
Miki rannte los, dicht gefolgt von Lusa. Sie liefen im Slalom um die Bäume, bis sie an eine Stelle kamen, die etwas lichter war. Auf dem ansteigenden Gelände wuchsen niedrige Sträucher mit glänzend grünen Blättern und feuerroten Beeren. Bei dem starken Duft, der Lusa in die Nase stieg, lief ihr das Wasser im Maul zusammen.
Andere Schwarzbären fraßen sich bereits im Dickicht satt, indem sie die Beeren mit den Zähnen von den Zweigen streiften. Nicht weit von Lusa entfernt zogen zwei erwachsene Bärinnen die Äste nach unten, damit ihre Jungen an die Früchte kamen.
Miki stürzte sich in die nächstgelegenen Sträucher und begann die Früchte zu verschlingen. Lusa sah am Rand der Sträucher nach. »Macht es denen nichts aus, wenn wir hier auch fressen?«, fragte sie und deutete mit dem Kopf zu den anderen Bären.
»Nein, natürlich nicht«, versicherte ihr Miki. »Wir müssen nehmen, was wir kriegen können. Komm schon«, drängte er, als Lusa immer noch zögerte. »Wenn du dich nicht beeilst, ist nichts mehr da.«
Lusa trottete zum nächsten Strauch und rupfte sich ein Maul voll Beeren ab. Igitt! Die Beeren sahen zwar saftig aus, waren aber hart und trocken und schmeckten furchtbar. Doch wenn die anderen Bären sie fraßen, musste Lusa es auch tun, denn dann gab es keine bessere Futterquelle.
»Etwas anderes wäre wirklich nicht schlecht«, murmelte Miki.
»Es ist so lange her, seit ich das letzte Mal leckere Beeren gefressen habe, dass die hier auch nicht schlimmer sind«, meinte Lusa und reckte sich, um an die
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