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Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Titel: Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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drüben.«
    Kallik riss bestürzt die Augen auf. »Oh nein! Aber Flachgesichter dürfte es hier doch gar nicht geben!«
    Als sie genauer hinsah, fielen Lusa Flachgesichterpelze auf, die neben dem Bau in der Sonne hingen. Aus einer baumstumpfähnlichen Öffnung im Dach der Höhle stieg eine Rauchfahne auf.
    »Da stimmt doch etwas nicht …«, murmelte sie.
    Als sie Witterung aufnahm, merkte sie, was an diesem Bau anders war. Es fehlten der Geruch von Schwarzpfaden und der schwere Duft der Blumen, die die Flachgesichter gern vor ihren Höhlen anbauten. Dass der Bau im Tal nicht weiter auffiel, lag nicht nur daran, dass er aus Baumstämmen gemacht war, sondern auch daran, dass er anders roch.
    »Vielleicht sind die Flachgesichter da ja gar nicht gefährlich«, meinte Ujurak hoffnungsvoll.
    »Sind sie nicht immer gefährlich?«, schnaubte Kallik.
    Wie sie so dastanden und den Bau betrachteten, tat sich der Eingang auf und ein kleines Flachgesicht stürmte ins Freie. Es deutete auf die Karibuherde und rief etwas mit schriller Stimme. Eine Frau folgte dem Jungen, begleitet von einem breitschultrigen Mann. Alle drei trugen Pelze in derselben graubraunen Farbe wie die Karibus. Der Kleine hatte einen bunten Pelz auf dem Kopf.
    Die Frau rief den Jungen zu sich und alle drei beobachteten die vorüberziehende Herde. Lusa, Ujurak und Kallik duckten sich Seite an Seite ins hohe Gras, den Blick fest auf die kleine Gruppe gerichtet.
    »Sie haben uns nicht gesehen«, brummte Kallik leise. »Glaubt ihr, wir sollten uns besser zurückziehen?«
    »Ich sehe keine Feuerstöcke …«, begann Lusa, brach aber ab, als sie im Schutze eines Felsens, nicht weit von der Flachgesichterhöhle entfernt, eine Gestalt wahrnahm, die ihr bekannt vorkam. Toklo!
    Ujurak hatte ihn im gleichen Augenblick entdeckt. »Da ist ja Toklo!«, schnaubte er. »Kommt, wir schleichen uns an und überraschen ihn.«
    »Nicht vor den Flachgesichtern, du Ameisenhirn«, erwiderte Lusa.
    Zunächst dachte sie, Toklo schliefe, doch dann fiel ihr auf, dass seine Ohren zuckten. Er beobachtete die Karibus, sämtliche Muskeln angespannt und bereit, sich jederzeit auf seine Beute zu stürzen. In diesem Moment sah Lusa das kleine Flachgesicht auf den Felsen zurennen, hinter dem sich der Braunbär versteckt hielt. Toklo, der den Blick auf die Karibus geheftet hatte, merkte nichts davon.
    »Ujurak, sieh mal!«, rief Lusa und ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Sie musste an den Tag denken, an dem Toklo so hungrig gewesen war, dass er beinahe ein Flachgesichterjunges angefallen hätte. Wie würde er jetzt reagieren, wenn ihn das kleine Flachgesicht bei der Jagd störte?
    »Wir müssen etwas unternehmen!«, zischte sie aufgeregt. »Ujurak …«
    Als sie sich zu ihrem Freund umdrehte, sah sie gerade noch ein junges Karibu mit klickenden Hufen talwärts galoppieren, immer auf die Herde zu. Während es sich noch entfernte, wuchs ihm ein Geweih aus dem Kopf.
    »Oh nein!«, rief Lusa. Ihre Verärgerung vermischte sich mit Angst. »Ujurak hat es wieder getan!«
    Als sie den Blick zurück auf den Felsen richtete, sah Lusa, dass der Junge Toklo entdeckt hatte und die Pfote nach ihm ausstreckte. Toklo blickte überrascht auf und näherte sich ihr mit der Schnauze. Wollte er etwa zubeißen? Lusa und Kallik waren zu weit weg, um etwas zu unternehmen. Lusa malte sich schon aus, wie sich Toklos Maul um die rosa Pfote schloss. Doch der Grizzlybär tat nichts dergleichen, sondern beschnupperte lediglich den Pelz des Kleinen, der überhaupt keine Angst zu haben schien.
    »Toklo weiß nicht, was er von ihm halten soll«, flüsterte Kallik belustigt.
    Lusas Herzschlag beruhigte sich, als sie merkte, dass Toklo dem Jungen nichts tun würde. Er drückte sich gegen den Felsen, während der Kleine ihn mit der offenen Pfote tätschelte und fröhlich vor sich hingluckste. Lusa konnte beinahe hören, wie Toklo verdrießlich vor sich hingrummelte. Er saß in der Falle, hilflos wie ein Polarhase, in die Enge getrieben von einem winzigen Flachgesicht!
    Währenddessen hatte die Karibuherde das Tal durchquert und verschwand. Das Klappern der Hufe verklang, und nur an dem aufgewirbelten Staub war noch zu erkennen, dass die Herde hier durchgezogen war. Toklo hatte seine Chance verpasst.
    Das kleine Flachgesicht drehte sich um und kletterte auf den Felsen. Plötzlich strauchelte es und fiel mit einem lauten Schrei herunter. Durch einen Riss in dem Pelz, der seine Hinterbeine bedeckte, sickerte Blut. Toklo machte

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