Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Titel: Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
sein.«
    Ujurak bemühte sich, den Kopf frei zu bekommen, doch die schweren Aromen der Heilkräuter vernebelten seine Gedanken. Immer wieder trübte sich sein Blick und der Raum um ihn verschwamm wie hinter einem Wasserschleier. Eine farbenfrohe Maske an der Wand grinste ihn an und verschwand dann wieder im Nebel.
    »Sprich besser nicht«, fuhr der Heiler fort. »Ich habe den Angelhaken aus deiner Kehle geholt, aber die Wunde braucht Zeit zum Heilen.«
    Er zeigte Ujurak eine kleine Schale, in der ein langer, fast durchsichtiger Faden mit einem hässlich gebogenen Widerhaken lag. Es klebten noch ein paar Klumpen Blut daran. Durch Ujuraks Kopf wehte die Erinnerung – an den Schmerz in der Kehle und seine verzweifelten Versuche, Luft zu bekommen.
    »Es ist alles vorbei«, versicherte ihm Tiinchuu. »Ich habe dir Hirtentäschel gegen die Blutung gegeben und Sonnenhut gegen die Entzündung.«
    Er stand auf und verschwand aus Ujuraks Sichtfeld. Als er zurückkehrte, hatte er ein Behältnis in der Hand, in dem weiße Kügelchen lagen.
    Ujurak zuckte zurück. »Wofür sind die?«, krächzte er.
    »Hab keine Angst.« Tiinchuu lächelte wieder. »Es gibt viele Heilmethoden. Mit den Tabletten hier und den Kräutern wird es dir bald besser gehen.«
    Sanft legte er Ujurak einen Arm um die Schulter und richtete ihn auf. Ujurak fragte sich, was er von ihm wollte.
    »Nimm dir eine Tablette und leg sie dir auf die Zunge«, erklärte Tiinchuu schließlich. »Dann kannst du sie mit Wasser hinunterschlucken.«
    Nervös nahm sich Ujurak eine der weißen Tabletten. Er hatte Schwierigkeiten, sie mit seinen ungewohnten Flachgesichterfingern zu greifen. Zögernd betrachtete er die Tablette.
    »Das Schlucken wird dir nicht leichtfallen«, sagte Tiinchuu. »Aber du musst es tun. Dann wirst du bald wieder gesund.«
    Ujurak nickte unsicher und legte sich die Tablette auf die Zunge. Tiinchuu hielt ihm ein Trinkgefäß an die Lippen und ließ ihm Wasser in den Mund laufen. Obwohl es höllisch wehtat, gelang es Ujurak, die Tablette zu schlucken.
    »Gut«, sagte Tiinchuu. »Das reicht für den Augenblick. Später bekommst du mehr.«
    Ujurak spürte keine Veränderung, nachdem er die weiße Tablette genommen hatte, dabei hatte sie laut Tiinchuu doch eine starke Heilkraft. Er fragte sich, ob die Tabletten wohl auch aus einem Kraut hergestellt wurden, einem mit weißen Beeren. Ujurak nahm sich vor, die Augen danach offenzuhalten.
    Tiinchuu half Ujurak, sich wieder hinzulegen, und stand auf. Ujurak hörte ihn durch den Raum gehen.
    Was geschieht nur mit mir?, fragte sich Ujurak. Er hatte das Gefühl, nicht hierherzugehören. Er sehnte sich danach, draußen zu sein, unter freiem Himmel, unterwegs mit den anderen … den anderen? Welchen anderen? Er merkte, dass er etwas Wichtiges vergessen hatte. Ich bin kein Flachgesicht. Ich bin ein … ich bin ein … Noch während er versuchte, sich zu besinnen, lösten sich die Erinnerungen auf wie Schneeflocken im Wasser. Natürlich hatte sein Leben nicht begonnen, als er in dieser warmen, wohlriechenden Höhle aufgewacht war. Aber was war davor gewesen? Das Wissen darum, wer er wirklich war, verbarg sich in einem Nebel aus Schmerz und Müdigkeit.
    Tiinchuu kehrte mit einem Gefäß in der Hand zurück. Ein aromatischer Dampf stieg daraus auf.
    »Trink das«, sagte er und setzte sich wieder zu Ujurak. »Das ist Scheinbeerentee. Er lindert die Schmerzen und lässt dich schlafen. Da ist auch Holunder drin, damit das Fieber sinkt.«
    Er hob Ujuraks Kopf an und hielt ihm die Schale an die Lippen. Die warme Flüssigkeit war angenehm in der Kehle. Trotzdem wurde Ujurak unruhig, weil ihm der Mann so nahe kam.
    »So ist es recht«, murmelte Tiinchuu, als Ujurak nippte. »Du bist nicht von hier, nicht wahr?«, fragte er einen Augenblick später.
    Ujurak schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir. Kann sich jemand um dich kümmern – deine Eltern oder Freunde?«
    Angst überkam Ujurak, und er wehrte sich gegen den Schlaf, der ihn bereits umhüllte. Der Heiler war drauf und dran, sein Geheimnis zu lüften. Was auch immer es war.
    Er öffnete den Mund, ohne zu wissen, was er sagen sollte, doch Tiinchuu gebot ihm mit einem Handzeichen, zu schweigen.
    »Ruh dich aus, sprich nicht«, befahl er. »Wir haben noch genügend Zeit, uns zu unterhalten, wenn du zu Kräften gekommen bist.«
    Er stellte den Becher beiseite, half Ujurak, sich hinzulegen, und zog die Decken enger um ihn. Ujurak spürte die Wärme durch seinen Körper

Weitere Kostenlose Bücher