Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
umzusehen.
Toklo starrte ihm zornig nach. Er wartete, bis er weg war, ehe er sich auf den Rückweg zu seiner Höhle machte. Die Sonne war hinter den Wolken verschwunden, die so düster waren wie die Gedanken, die Toklo durch den Kopf gingen.
An seiner Höhle angekommen, stand er am Rande des Lochs und blickte hinein. Der Bär hat recht, dachte er traurig. Das jämmerliche Loch ist gar keine Höhle. Es ist nicht einmal tief genug für ein Erdhörnchen!
Aber es war nicht die Höhle, die ihm die größten Sorgen bereitete. Es war auch nicht die Einsamkeit, obwohl sie ihm mehr zu schaffen machte, als er es sich je hätte vorstellen können. Was Toklo wirklich beunruhigte, war das, was der andere Bär über den Berg gesagt hatte.
Er sagt, das Revier schrumpft wegen der Flachgesichter. Genau das hat Ujurak auch immer gesagt.
Als er an die lange Wanderung mit seinen Freunden zurückdachte, erkannte er plötzlich, was er die ganze Zeit vermisst hatte: das gemeinsame Schicksal, die Gemeinschaft von Bären, die bereit waren, zusammenzuhalten statt einander zu bekämpfen. Ich vermisse sogar Lusas nerviges Geplapper und Ujuraks dauernde Suche nach Zeichen! Der andere Grizzly, der keine Wahl hatte, als um jedes kleine Stückchen Revier, jeden Bissen Beute zu kämpfen, tat ihm plötzlich leid.
Aber im Moment bist du keinen Deut besser dran, rief er sich in Erinnerung. Erst jetzt wurde ihm klar, was er verloren hatte, und er hatte das Gefühl, dass ihm etwas aus seinem Innersten herausgerissen worden war.
Ujurak war überzeugt, dass sich das alles ändern lässt, dachte Toklo. Du hattest die Gelegenheit mitzumachen und hast sie nicht genutzt.
Im verblassenden Tageslicht starrte Toklo in die dunklen Schatten des Waldes. »Oh, Ujurak«, murmelte er. »Habe ich dich zu früh verlassen?«
25. Kapitel
Lusa
Lusa blickte von oben ins Bärengehege. Sie sah Yogi auf den Bärenbaum klettern, während King in der Sonne schlief. Ihre Mutter und Stella beschnüffelten das Obst, das die Flachgesichter ihnen gebracht hatten.
Das ist merkwürdig, dachte Lusa. Warum bin ich nicht bei ihnen? Traurig musste sie sich die Antwort auf ihre Frage selbst geben: Weil ich nicht mehr zu ihnen gehöre.
Wo bin ich also?, fragte sie sich. Als sie sich umdrehte, stellte sie fest, dass sie oberhalb des Bärengeheges stand, umgeben von Flachgesichtern. Angst machte sich in ihr breit. Die werden mich fangen und zurückbringen! Da wurde ihr klar, dass sie die Flachgesichter zwar sehen, aber nicht hören konnte. Sie hatten den Mund offen, als unterhielten sie sich, waren jedoch völlig reglos. Und keines der Flachgesichter schien Lusa zu sehen.
Das kann lustig werden!, dachte Lusa. Ich kann machen, was ich will, ohne dass sie es merken!
Doch sie wollte nur nach unten ins Bärengehege, zu ihrer Familie. Sie sah, dass sich Ashia von Stella trennte und unter dem Felsvorsprung im Schatten ausstreckte. Sie legte die Nase auf die Tatzen und schloss die Augen.
»Hallo, Ashia«, flüsterte Lusa. »Ich bin es, Lusa. Träumst du von mir, wie ich von dir träume?« Ashias Ohren zuckten, als könnte sie Lusa hören. »Mir geht es gut, weißt du«, fuhr Lusa fort. »Ich habe jetzt Freunde, und ich habe gelernt, in der Wildnis zu leben. Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen.«
Während Lusa ihre Mutter von oben betrachtete, schien sich Ashia immer weiter zu entfernen, bis das Bärengehege nur noch ein winziger Punkt in einem grellen Sonnenstrahl war, der alles andere verschluckte. Lusa stieß einen verängstigten Schrei aus, denn sie fiel, tief und immer tiefer …
Mit einem Plumps landete sie auf dem Boden. Sie riss die Augen auf. Noch immer lag sie unter dem Busch, unter den sie am Tag zuvor nach der Überquerung des Flusses gekrochen war. Ihr Körper schmerzte, als wäre sie tatsächlich vom Himmel gefallen.
Kallik lag neben ihr und schnarchte. Lusa betrachtete sie einen Augenblick, weil sie sie nicht stören wollte, stieß sie dann aber doch vorsichtig mit der Tatze an. Sie hatten schon so viel Zeit verloren. Die ganze Nacht hatten sie unter dem Busch verbracht und nun dämmerte ein neuer Tag. Sie mussten weiter, nach Ujurak suchen.
Kallik stieß ein Schnauben aus und öffnete die Augen. »Alles klar?«, fragte sie Lusa.
»Ja, alles klar.« Wund, ausgelaugt und verängstigt, aber sonst ist alles gut.
Kallik schüttelte den Kopf, wie um lästige Fliegen zu vertreiben. »Große Geister!«, murmelte sie. »Ich fühle mich, als hätte mich ein
Weitere Kostenlose Bücher