Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
Grizzly verprügelt.«
Unsicher hievte sie sich auf die Tatzen. Lusa folgte ihrem Beispiel, bezweifelte aber ernsthaft, dass ihre Beine sie tragen würden. Die Durchquerung des Flusses hatte beide stark geschwächt. Ob wir das wohl schaffen?, fragte sie sich. Können wir weiterwandern bis zu dem Ort, an dem sie Ujurak festhalten?
Seite an Seite trotteten Lusa und Kallik zum Flussufer und tranken ein paar Schluck Wasser.
»Wohin jetzt?«, fragte Kallik. »Weißt du, wo der Schwirrvogel von hier aus hingeflogen ist?«
Lusa seufzte. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, da lang.« Sie deutete mit der Schnauze nach links. »Warum hätten uns die Geister sonst gesagt, dass wir den Fluss überqueren sollen?«
»Das klingt logisch«, stimmte Kallik ihr zu und stapfte in die Richtung, die Lusa ihr angezeigt hatte.
Lusa folgte ihr. Sie wanderten am anderen Ende des Tals den Berg hinauf und dann wieder hinunter. Es regnete in Strömen. Ständig rutschten sie in dem Matsch, durch den sie stapfen mussten, aus und mussten sich wieder aufrappeln. Lusas Bauch kreischte vor Hunger, doch in der öden Landschaft konnten sie nichts zu fressen finden.
»Ich bin am Verhungern«, brummte Lusa, mehr zu sich selbst.
»Ich auch«, antwortete Kallik. »Aber von Beutetieren ist hier nicht der kleinste Hauch zu riechen.«
Lusa schnaubte. »Ich wette, die Tiere sind zu schlau, als dass sie bei diesem Regen herauskommen. Die verstecken sich lieber alle in ihren trockenen Höhlen.«
»Ich wünschte, das könnten wir auch«, erwiderte Kallik betrübt. »Wenn es nur aufhören würde, zu regnen.«
Doch der Regen wurde immer stärker, bis er herunterplatschte wie eine Wand, die den Bärinnen die Sicht nahm. Sie stolperten weiter, das Bauchfell voller Matsch, durchnässt und schwer. Lusa konnte sich nicht erinnern, dass sie sich schon jemals so kalt und elend gefühlt hatte.
Wir müssen etwas zu fressen finden, sonst kommen wir nicht weiter.
Als sie durch den Regen spähte, entdeckte sie eine Ansammlung großer Steine. Schnaubend vor Anstrengung drehte sie einen von ihnen um. Ihr Magen knurrte laut beim Anblick der Würmer und Larven, die sich auf der freigelegten Erde wanden und schlängelten.
»He, Kallik! Hier rüber!« Die Eisbärin kam platschend heran und schleckte mit Lusa die Larven auf. Dann drehten sie auch noch die anderen Steine um. Die Larven reichten nicht aus, um beide satt zu machen, doch nun, da sie etwas im Bauch hatte, ging es Lusa schon besser.
Später fanden sie noch ein paar Beeren. Lusa vermutete, dass schon andere Bären an den Sträuchern gefressen und nur die verschrumpelten Früchte übrig gelassen hatten.
»Wir brauchen dringend Fleisch«, murmelte Kallik. »Wo ist nur Toklo, wenn man ihn braucht?«
Mittlerweile weit weg, dachte Lusa. »Ja, er könnte uns sicher etwas fangen«, sagte sie laut. »Beim Aufspüren von Beute war er immer besser als wir.«
Als das graue Tageslicht der Dunkelheit gewichen war, verbrachten Lusa und Kallik die Nacht unbequem zusammengequetscht in einem engen Unterschlupf unter einem überhängenden Fels. Am nächsten Morgen hatte der Regen aufgehört, doch der Himmel war noch wolkenverhangen.
»Heute dürfte es leichter werden«, erklärte Lusa, als sie aus der Höhle kletterte und sich die Erde aus dem Pelz schüttelte. Sie fühlte sich noch steif und müde, doch die Schmerzen ließen langsam nach und die Kraft kehrte in ihre Beine zurück. »Wenigstens ist es trocken.«
»Und wir sehen, wohin wir gehen«, stimmte Kallik ihr zu, die gerade neben Lusa die Nase in die Luft hielt.
Doch die Landschaft, die vor ihnen lag, machte ihnen nicht viel Hoffnung auf Beute. Raues offenes Land erstreckte sich vor ihnen, mit vereinzelten, von Riedgras eingefassten Tümpeln.
Da schoss plötzlich ein Kaninchen aus dem Gebüsch und sprang davon. Lusa stieß einen Schrei aus und stürzte hinterher, dicht gefolgt von Kallik. Doch da ihre Beine noch schwach und zittrig waren, entkam ihnen das Kaninchen ohne Mühe. Vor Enttäuschung knurrend, blieb Lusa stehen, als das Tier in einem Loch verschwand.
»So ein Mist!«, brummte Kallik wütend.
Im Laufe dieses Tages sahen sie keine Beutetiere mehr. Der Boden war immer noch zu nass, und es gab auch kein Sonnenlicht, das die Tiere ins Freie gelockt hätte. Lusas Beine schmerzten, und sie bezweifelte, dass sie noch weit kommen würde.
Ich gebe nicht auf! Wenn Kallik es schafft, kann ich es auch!
Eine steife Brise fegte über das Land, zerriss
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