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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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waren nach wie vor mit der Lachsjagd beschäftigt, aber einige von ihnen hatten die Köpfe gehoben und beobachtet, wie seine Mutter ihn hatte stehen lassen. Oka kletterte auf einen großen Felsblock und saß dort mit dem Rücken zu Toklo, zog die Schultern hoch und tat so, als sei er gar nicht vorhanden.
    Er begriff nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Warum hatte sie ihn vor dem anderen Bären beschützt, wenn sie jetzt nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte? Er konnte nicht nachvollziehen, warum sie so wütend war. Es war doch nicht seine Schuld, dass der große Bär versuchte hatte, ihn zu töten.
    Der Fluss umspülte gurgelnd seine Tatzen und spritzte ihm glitzernde Wassertropfen ins Fell. Wolken waren aufgezogen und dämpften das Sonnenlicht, machten den Tag grauer und kälter. Toklo blickte hinauf zu dem schneebedeckten Berg, der den Wald hoch überragte, und plötzlich fühlte er sich sehr klein und sehr einsam. Er wollte nicht seinen Bruder und seine Mutter an ein und demselben Tag verlieren.
    »Mutter!«, rief er. »Ich hab doch gesagt, dass es mir leid tut!«
    Oka drehte sich nicht um. Sie schüttelte den Kopf und senkte ihn dann bis auf den Felsen hinab, sodass ihr Hals ganz lang wurde.
    Na gut, dachte Toklo trotzig. Ich brauche dich auch nicht. Er wandte sich ab und stapfte entschlossen durch das Wasser zum anderen Flussufer. Er fand einen Felsblock genau gegenüber von dem seiner Mutter, ließ sich darauf nieder und beobachtete sie.
    Es verging viel Zeit, bis Oka sich schließlich erhob und von ihrem Felsen herunterstieg. Toklo war gespannt, ob sie jetzt zu ihm kommen und sagen würde, dass es ihr leid tue. Aber sie blickte nicht einmal in seine Richtung. Sie begann am Ufer hin- und herzulaufen, auf und ab, immer wieder. Anscheinend führte sie Selbstgespräche. Nicht weit weg trat ein anderer Bär ans Ufer, um nach Fischen Ausschau zu halten. Oka wirbelte herum und fauchte ihn an. Erschrocken wich der Bär zurück und verzog sich eilig ein Stück weiter flussabwärts.
    Toklo fühlte ein Kribbeln über seinen Rücken laufen. Warum benahm sich seine Mutter so seltsam? Oka drehte sich im Kreis, schien ihrem eigenen Stummelschwanz hinterherzujagen und setzte sich dann ins Wasser. Obwohl niemand mehr in der Nähe war – alle anderen Bären machten inzwischen einen großen Bogen um sie – fauchte sie vor sich hin, als fühlte sie sich bedroht.
    Schließlich streckte sie sich aus und lag, halb vom Wasser bedeckt, im Fluss. Toklo konnte erkennen, wie ihr Rücken sich beim Atmen hob und senkte. Er wandte sich ab und machte es sich auf seinem Felsen bequem. Er wollte Oka nicht länger beobachten. Wenn sie sich nicht um ihn kümmerte, musste er sich auch nicht um sie kümmern. Er würde hier einfach sitzen bleiben und warten, bis sie kam, um sich zu entschuldigen und wieder für ihn zu sorgen.
    Die Sonne versank allmählich hinter den Bergen und Toklo lag immer noch da und wartete. Eine purpurrote Dämmerung legte sich über das Tal, und er war gerade am Einschlafen, da hörte er, wie sich Tatzen über die Kieselsteine in seiner Nähe bewegten. Er schnellte hoch, so plötzlich, dass ihm fast schwindlig wurde. Hoffnung machte sich in seiner Brust breit, als er eine große Bärin sah, die auf ihn zukam. Sie erstarb jedoch gleich wieder, als er erkannte, dass es nicht seine Mutter war. Mit einem raschen Seitenblick stellte er fest, dass Oka noch in unveränderter Haltung dalag.
    Die große Bärin kam näher und schnupperte neugierig. »Warum bist du hier ganz allein, Kleiner?«, fragte sie. »Wo ist deine Mutter?«
    Toklo wollte nicht zugeben, dass seine Mutter ganz in der Nähe war, aber so tat, als würde er gar nicht existieren. Er zuckte mit den Schultern. »Ich warte auf die Lachse«, sagte er. »Wie alle anderen Bären auch.«
    Die Bärin schüttelte den Kopf, ihre braunen Augen blickten traurig. »Sie kommen nicht mehr«, sagte sie grollend. »Die Bärengeister scheinen mit uns zu zürnen.«
    Die Bärengeister , dachte Toklo. Wie zum Beispiel Tobi . Zürnte Tobi mit ihm? Gab auch er Toklo die Schuld an seinem Tod, genau wie Oka?
    »Warum sollten die Bärengeister zornig sein?«, fragte er beunruhigt.
    »Vielleicht sind es auch die Glattpelzigen«, fuhr die Bärin fort. »Sie bauen oben am Fluss einen Damm, da kommen die Lachse nicht durch.«
    Toklo wusste, was ein Damm war. Auf der anderen Seite des Berges hatte er einmal beobachtet, wie Biber einen Damm in einem Wasserlauf bauten. Das war einmal ein

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