Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)
Beispiel.
Fast verschlug es Lusa den Atem. Wenn es nun wirklich so wäre? Die Eisbärin Sura hat Robbenfleisch gefressen und ist dann gestorben. Kann es nicht sein, dass es die Robben sind, woran die Bären zugrunde gehen, und nicht ein Fluch der Iqniq?
Lusa sprang auf und rannte zur Höhle zurück. »He, alle mal herhören! Ich weiß, warum die Bären sterben!«
Toklo blinzelte ihr triefäugig entgegen. »Ganz toll, Lusa. Und jetzt sei so nett und lass uns ein bisschen schlafen.« Er machte die Augen wieder zu und legte sich eine Tatze auf die Nase.
Kissimi ließ ein leises Wimmern hören. »Nun sieh dir an, was du angerichtet hast!«, fauchte Kallik ungehalten. »Er war gerade eingeschlafen!«
Zu Lusas Erleichterung aber setzte Ujurak sich sofort auf und stieß Toklo an. »Wach auf. Lusa hat etwas Wichtiges zu sagen. Sprich weiter, Lusa.«
Als Toklo sich unter ausgiebigem Gähnen schließlich aufgerappelt hatte, berichtete Lusa von ihrem Verdacht, dass Sura gestorben war, weil sie die eklige Robbe gefressen hatte.
»Aber Robbenfleisch ist genau die richtige Nahrung für Eisbären«, widersprach Kallik.
»Lusa, nur weil dir schlecht wird, wenn du zu viel Robbenfleisch frisst, muss das noch lange nicht für alle Bären gelten«, wandte auch Toklo ein. »Du kannst nicht einfach behaupten, dass es schädlich sei, Robben zu fressen.«
»Das tu ich ja gar nicht!«, wehrte sich Lusa. »Aber diese eine Robbe roch nicht gut, und Sura hat genauso gerochen, als wir sie gefunden haben und sie schon im Sterben lag. Vielleicht kann man alle anderen Robben auf der Welt fressen, ohne dass es einem schadet, aber nicht diese Robben hier.«
Lusa wurde von Erregung gepackt, als sie sich vorstellte, wie sie den Eisbären helfen könnte. Meine Mutter hat mir gesagt, ich soll »die Wildnis retten«, und das ist jetzt meine Chance!
Die Eisbären auf der Sterneninsel vor dem Tod zu bewahren, würde zwar nicht bedeuten, die ganze Wildnis zu retten, aber es wäre immerhin schon mal ein großer Schritt in die richtige Richtung.
»Ich werde den Eisbären sagen, dass sie keine Robben mehr fressen sollen«, verkündete sie entschlossen.
»Was?«, schnaubte Toklo verächtlich. »Du bist wohl komplett übergeschnappt! Die Eisbären sind so großzügig, uns hier unbehelligt durchziehen zu lassen. Aber sie werden garantiert nicht übermäßig begeistert sein, wenn ihnen irgendeine großmäulige kleine Schwarzbärin vorschreiben will, dass sie keine Robben mehr jagen sollen!«
Seufzend musste sich Lusa eingestehen, dass Toklo recht hatte. Warum sollten Aga und die anderen Bären auf mich hören? Ich bin zu klein und ich gehöre nicht hierher. Aber diese Einsicht konnte nicht an ihrer Überzeugung rütteln, dass ihr Verdacht richtig war. Wenn ich nur wüsste, wo die Eisbären auf Robbenjagd gehen. Vielleicht könnte ich dann herausfinden, was mit den Robben los ist …
Als die Müdigkeit sie überkam, kuschelte sie sich an Kalliks Rücken und schlief schließlich ein. In ihren Träumen sah sie sich selbst Jagd auf Robben machen, die aber verschwanden, sobald sie näher kam, und nur einen üblen Gestank von Feuerbiestern und Krankheit hinterließen.
Lusa wurde wach, als Kallik sich bewegte. Ein blasser Schimmer fiel in die Höhle, der Morgen brach an. Auch Toklo und Ujurak begannen sich zu regen.
»Ich gehe und besorge etwas zu fressen für Kissimi«, verkündete Kallik.
Lusa sprang auf. »Ich komme mit.« Am Abend zuvor hatte Kallik Fleisch von einem Hasen, den Toklo erlegt hatte, zu einem Brei zerkaut und Kissimi dazu gebracht, diesen in kleinen Portionen hinunterzuschlucken. Vielleicht würden sie, wenn sie nun beide gemeinsam auf die Suche gingen, etwas finden, das sich für so ein winziges Junges besser zum Fressen eignete.
Kallik nahm Kissimi, der verschlafen quiekte, sanft hoch und setzte ihn zwischen Ujuraks Vordertatzen ab. »Pass auf ihn auf«, wies sie ihn an.
Ujurak gähnte. »Kannst dich auf mich verlassen, Kallik.«
Lusa bemerkte den Blick, den Toklo ihr nachwarf, als sie mit Kallik die Höhle verließ. Es war ein eindeutiger Mach-keinen-Blödsinn-Blick.
Mach ich nicht, versprach Lusa im Stillen. Jedenfalls erst mal nicht.
Kallik sah Lusa von der Seite an, als sie sich auf den Weg machten. »Ich wollte eigentlich nach den Robben Ausschau halten.«
»Das hatte ich gehofft«, erwiderte Lusa. Wenn wir die Robben aufspüren, finden wir vielleicht heraus, was mit ihnen los ist. Sie konnte erkennen, dass Kallik nicht
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