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Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Titel: Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann
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Aufschrift
Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum Baden-Württemberg
, auf glückliche Kühe, fröhliche Schweine, freilaufende Hühner und den Slogan:
Für gesunde Ernährung und sichere Lebensmittel
– und endlich kommen auch meine grauen Zellen wieder auf Touren.
    »Willst du das Neueste von
Chez Maurice
hören? Kakerlaken, Gammelfleisch, und was es da sonst noch so alles gibt. Na du weißt doch, die ganze Ekelpalette eben«, sage ich freundlich und greife nach Rudolfs Hand. »Direkt vor dem Restaurant haben sich ein paar Leute dermaßen laut darüber unterhalten, dass ich einfach zuhören musste. Der Wirtschaftskontrolldienst soll letzte Woche …«
    »Keine Einzelheiten, bitte! Ich hab mich schon gewundert, warum um die Mittagszeit so wenig los war.«
    Rudolf ist schlagartig blass geworden. Er scheint mir äußerst dankbar zu sein, dass ich ihn vor was auch immer gerettet habe, jedenfalls legt er jetzt den Arm um meine Schulter, zieht mich an sich und küsst mich zärtlich. Einen Moment lang ist es fast wieder so schön wie zu Anfang. Hält aber leider nicht lange an.
    »Moni hat gemeint, wir sollten uns unbedingt das
Alte Theater
anschauen und natürlich …«, sagt er in die gute Stimmung hinein.
    Ich verdrehe nur die Augen. Fehlt gerade noch, dass wir nach Monis hochqualifizierten Empfehlungen durch Ravensburg spazieren. Und dann womöglich noch Uli begegnen (seit gestern halte ich alles für möglich!), der gerade Mittagspause macht und sich nichts Schöneres vorstellen kann, als mit uns zusammen einen Wein zu trinken, im
Chez Maurice
zum Beispiel. Nein! Und nochmals nein! Und das sage ich auch mit aller Deutlichkeit!
    Frieden herrscht erst wieder, nachdem ich durchgesetzt habe, jetzt sofort und auf der Stelle Wolfgang und Renate zu besuchen. Finde ich sehr vernünftig, und das muss schließlich auch Rudolf zugeben, und so ist es kein Wunder, dass ich mich ebenfalls entgegenkommend zeige.
    »Du musst nachher auch keinen Leberkäse essen. Renate verkraftet das, glaub mir«, mache ich ihm Mut.
    Und um meinen Herzallerliebsten wieder aufzuheitern, verrate ich ihm schon einmal, dass Renate ein absolutes Backtalent ist; ihre Kuchen und Torten seien die Glanzstücke unzähliger Familienfeiern gewesen, ganz besonders ihr Hefezopf. Ich kann nur hoffen, dass es auch stimmt. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Papa das in einem Telefongespräch vor Jahren so oder so ähnlich formuliert, aber vielleicht hat er das ja auch nur gesagt, um überhaupt ein Gesprächsthema zu haben.
    Zumindest führt diese für Rudolf sehr erfreuliche Perspektive dazu, dass er klaglos mit mir durch Ravensburg irrt. Er ist nämlich Hefekuchenfan, das weiß ich seit unserer ersten Begegnung am Taxistand.
    Es goss damals wie aus Kübeln, was wenig störte, denn unter Rudolfs Regenschirm war Platz für uns beide, und dass es in der Warteschlange nun überhaupt nicht vorwärtsging und um uns herum immer wütender geschimpft wurde, war uns ebenfalls egal. Wir hatten nur Augen füreinander und Ohren für das, was der andere sagte. Relativ bald fand Rudolf heraus, dass ich keine Berliner Wurzeln hatte. »Eher süddeutsch, würde ich vermuten. Aus Bayern? Nein?« Bei diesen Worten zog er mich noch ein Stückchen weiter unter den Schirm, und ich wusste sofort: Da geht was! »Oberschwaben«, sagte ich, was dazu führte, dass Rudolf mich einfach in den Arm nehmen
musste
, wie er mir später verriet. »Vor vielen Jahren habe ich einen schwäbischen Hefezopf gegessen, von dem ich heute noch träume«, flüsterte er ganz nah an meinem Ohr. In diesem Augenblick nahm ich mir fest vor, alle guten Ratschläge meiner Freundinnen über Bord zu werfen (»Fang bloß niemals an, dich für einen Mann in die Küche zu stellen, sie könnte zu deinem Gefängnis werden!«). Ich würde für Rudolf einen Hefezopf backen. Allerdings war es beim Vorsatz geblieben, über die Planungsphase war ich nie hinausgekommen. Schade eigentlich, denke ich, vielleicht sollte ich …
    »Träumst du mal wieder?« Rudolf holt mich aus der Berliner Vergangenheit in die Ravensburger Gegenwart zurück. »Doreen, ich bin mir sicher, dass wir vorhin schon mal diese Straße langgegangen sind. An die Kreuzung erinnere ich mich nämlich ganz genau.«
    »Wir sind absolut richtig. Für dich ist es vielleicht etwas unüberschaubar hier, aber ich kenne mich aus«, behaupte ich einfach mal und versuche mich zu orientieren. Was allerdings dadurch erschwert wird, dass ich um alle Straßen, in

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