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Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition)

Titel: Seele zum Anbeißen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Zimmermann
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wieder an. Aber ich will nicht mehr zum Steegersee (Für wie blöd hält Rudolf mich eigentlich?), ich will zum Schlossfest. Und so blinke ich vorschriftsmäßig, biege in die nächste Seitenstraße ab und entdecke einen Platz, den man mit etwas gutem Willen als Parkplatz bezeichnen könnte. Vorausgesetzt, man ignoriert das Halteverbotsschild. Aber heute gelten diese Regeln nicht. Zumindest nicht für mich.
    Ich quetsche das Auto so auf den Bürgersteig, dass sich niemand beschweren kann, sogar ein Bus würde hier noch bequem vorbeikommen. Weil ich aber wirklich nichts verkehrt machen will, kurble ich zusätzlich noch ein bisschen herum, stoße dann ein Stück zurück und spüre plötzlich einen Widerstand (Bordstein?). Noch einmal gebe ich kräftig Gas, und dann führt ein absolut hässlich kratzendes Geräusch, als würde das Auto von unten aufgeschlitzt werden, dazu, dass ich den Fuß lieber schnell vom Gas nehme und den Motor ausmache. Vorsichtshalber! Man weiß ja nie, was als Nächstes passiert.
    Ich lausche angespannt, aber alles bleibt still. Keine Explosion, keine Rauchwolke, nichts. Dann kann es ja nicht so schlimm sein. Als ich schließlich meine immer noch zitternden Beine so weit im Griff habe, dass ich aussteigen kann, ist auch schon ein Experte im weißen Feinripphemd zur Stelle, eine Heckenschere in der Hand, mit der er bedrohlich nahe vor meinem Gesicht herumfuchtelt.
    »Kennet Sie die Verkehrsschilder it? Do stoht’s doch groß und fett: Halteverbot. Für Deppa wia Sie han i extra die große Stoiner do naglegt. Do sind Se etzt fei selber schuld, dass Se draufgfahre sind.«
    Ich nicke betreten, während Feinripp sich mit affenartiger Geschwindigkeit auf den Boden wirft. »Den Schweller kennet Se vergesse!«, ruft er triumphierend zu mir hoch. »Heidenei, des sieht gar it guat aus!«
    Ich seufze. So genau will ich es eigentlich gar nicht wissen. Feinripp taucht wieder auf, klopft fachmännisch gegen das Blech, geht einmal ums Auto herum, stutzt. »Heidenei, isch des it des Auto vom Karle?« Ich seufze wieder und nicke gleichzeitig.
    »Ha, dann bisch du ... I han koi Ahnung it ghet, dass dia Dochter scho so alt isch. I bin übrigens der Härle Albert, i kenn dein Babbe von dr Melkerschul. Woisch, als er no Tierarzt war. Aber des isch au scho wiadr a Weile her, gell.«
    Ich habe nicht vor, mit Albert Härle über alte Zeiten zu plauschen. Aber das nimmt er mir nicht weiter übel, vor allem nicht, weil seine Frau sich mittlerweile an der Haustür aufgebaut hat und misstrauisch zu uns herüberschaut.
    »I sorg derweil derfür, dass des Auto it abgschleppt wird«, flüstert er mir zu. »Gib mir dr Schlüssl und gang du ruhig zum Feschtle.«
    Vielleicht war es ja eine Vorahnung, dass ich mich doch für das weiße Leinenkleid entschieden habe. Ich bin jedenfalls absolut passend angezogen, als ich über die Hauptstraße zum Schloss schlendere, vorbei an den Ständen mit reicher kulinarischer Vielfalt, die mich allerdings im Moment nicht im Geringsten interessiert. Eine genaue Vorstellung, was ich zu Rudolf und Moni sagen werde, habe ich noch nicht, aber jedenfalls wird es bestimmt kein freundliches »Ha, des isch aber nett, dass ma sich au amol sieht!« sein, das mir gerade jemand nachruft. Neugierig drehe ich mich um.
    »I bin doch die Conny. Conny Lutz, verheiratete Lutz-Binsler«, ruft die zierliche Frau am Getränkestand (
Binsler’s Säfte sind Spitzensäfte
) mir zu. »An mi musch di doch erinnre.« Wir seien zusammen im Sportverein gewesen, Staffellauf, das könne ich keinesfalls vergessen haben.
    Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, aber das sage ich nicht, vor allem, weil jetzt auch noch Regina aufgetaucht ist (»Mir sind doch immer zsamme gritta, woisch nimmer?«) und ich nicht allzu blöd rüberkommen will. Conny übergibt ihren Getränkestand an Michi (»Aber den kennsch scho no, gell?«), und so langsam lichten sich die Nebel in meinem Kopf und ich erinnere mich tatsächlich. Zumindest bilde ich mir das ein, und so sitze ich kurze Zeit später mit Conny und Regina an der Bar der Narrenzunft.
    »A Sektle trinket mir etzt aber scho«, bestimmt Conny. »Mir müsset doch unser Wiederseah feire.«
    Beim Sekt halte ich mich etwas zurück, denn ich habe ja schon reichlich Vorsprung. Conny sprudelt wie ein Wasserfall. Nach der zweiten Flasche haben wir so ungefähr drei Viertel aller ehemaligen Klassenkameraden durch (ich hatte zwischenzeitlich einen kurzen Hänger und deshalb nicht ganz

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