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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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wiedergeboren wurde, und Ysabeau beinahe genauso lange. Natürlich kenne ich beide nicht so gut, wie ich die bezaubernde Louisa kannte. Aber wir sollten nicht leichtfertig von den Toten sprechen.« Der Venezianer bekreuzigte sich heuchlerisch.
    »Du solltest möglichst überhaupt nicht von meiner Schwester sprechen.
« Matthew blieb äußerlich immer noch ruhig, aber Ysabeau sah aus, als wollte sie ihn jeden Moment töten, und ihre Lippen waren schneeweiß.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, mischte ich mich ein und lenkte Domenicos Aufmerksamkeit erneut auf mich.
    In den Augen des Venezianers funkelte offene Anerkennung.
    »Diana.« Matthew konnte das Rumoren in seiner Kehle nicht unterdrücken. Er war kurz davor, mich anzuknurren. Marthe kam aufgeregt aus der Küche gelaufen.
    »Sie ist feuriger als die meisten ihrer Art, wie ich sehe. Riskierst du deshalb so viel, nur damit du sie bei dir behalten kannst? Amüsiert sie dich? Oder hast du vor, dich an ihr sattzutrinken, bis sie dich langweilt und du sie wegwirfst wie die anderen Warmblüter?«
    Matthews Hände zuckten an den Lazarussarg, der sich unter seinem Pullover abzeichnete. Seit wir in Sept-Tours angekommen waren, hatte er ihn nicht mehr berührt.
    Domenicos scharfem Auge entging die Geste nicht, und er reagierte mit einem unversöhnlichen Lächeln. »Gewissensbisse?«
    Dass Domenico Matthew so provozierte, machte mich derart wütend, dass ich den Mund öffnete, um ihn zurechtzuweisen.
    »Diana, du gehst sofort ins Haus zurück.« Matthews Tonfall ließ darauf schließen, dass wir später ein ernstes Gespräch führen würden. Er schubste mich unauffällig in Ysabeaus Richtung und baute sich noch abweisender zwischen seiner Mutter, mir und dem düsteren Venezianer auf. Inzwischen war auch Marthe zu uns gestoßen und verschränkte die Arme in einer verblüffenden Imitation von Matthews Geste vor der Brust.
    »Nicht bevor nicht die Hexe gehört hat, was ich zu sagen habe. Ich bin hier, um eine Warnung auszusprechen, Diana Bishop. Beziehungen zwischen Hexen und Vampiren sind untersagt. Sie werden dieses Haus verlassen und weder Matthew de Clermont noch irgendjemanden aus seiner Familie wiedersehen. Andernfalls wird die Kongregation alle nötigen Schritte unternehmen, um den Pakt zu bewahren.«
    »Ich kenne Ihre Kongregation nicht, und ich bin keinem Pakt beigetreten«,
erklärte ich ihm immer noch wütend. »Außerdem kann man einen Pakt nicht erzwingen. Ein Pakt wird freiwillig geschlossen.«
    »Sie sind nicht nur Historikerin, sondern auch Juristin? Ihr modernen Frauen mit eurer ausgefeilten Ausbildung fasziniert mich immer wieder. Nur in der Theologie sind Frauen nicht zu gebrauchen«, fuhr Domenico sorgenvoll fort. »Glauben Sie, wir hätten damals den Ideen dieses Häretikers Calvin angehangen, als wir uns gegenseitig dieses Versprechen gaben? Als der Pakt geschlossen wurde, galt er für alle Vampire, Dämonen und Hexen  – vergangene, gegenwärtige und zukünftige. Es geht hier nicht um einen Weg, den man nach Belieben einschlagen kann.«
    »Du hast deine Warnung ausgesprochen, Domenico«, sagte Matthew mit samtweicher Stimme.
    »Mehr habe ich der Hexe auch nicht zu sagen«, erwiderte der Venezianer. »Dir allerdings sehr wohl.«
    »Dann wird Diana jetzt ins Haus zurückkehren. Bring sie hier weg, Maman«, befahl er angespannt.
    Diesmal erfüllte seine Mutter seinen Wunsch ohne zu zögern, und Marthe folgte uns. »Nicht«, zischte Ysabeau, als ich mich zu Matthew umdrehen wollte.
    »Wo kam dieses Ding denn her?«, fragte Marthe, als wir sicher im Haus angekommen waren.
    »Vermutlich aus der Hölle«, sagte Ysabeau. Sie legte kurz die Fingerspitzen an mein Gesicht, zuckte aber sofort zurück, als sie die Wärme in meinen zornesroten Wangen spürte. »Sie sind tapfer, mein Mädchen, aber das eben war töricht. Sie sind kein Vampir. Begeben Sie sich nicht in Gefahr, indem Sie mit Domenico oder einem seiner Verbündeten streiten. Halten Sie sich von denen fern.«
    Ysabeau ließ mir keine Zeit für eine Erwiderung, sondern eilte, mich weiterhin eingehakt, in rasendem Tempo durch die Küche, den Speisesaal, den Salon und in die große Halle. Schließlich zerrte sie mich zu dem Türstock, hinter dem die Treppe zum wuchtigsten Turm des Schlosses lag. Schon bei dem Gedanken an den Aufstieg verkrampften sich meine Waden.

    »Wir müssen«, beharrte sie. »Dort wird Matthew uns suchen.«
    Angst und Wut trieben mich die erste Hälfte der Treppe hinauf.

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