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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Hexe habe ich andere Möglichkeiten, dir alles zu entreißen, was du verheimlichen willst. Ich werde dich öffnen, Diana, bis ich jedes Geheimnis kenne, das du hütest«, versprach Satu. »Wir werden schon sehen, ob du dann immer noch so eigensinnig bist.«
    Mir wich das Blut aus dem Kopf, und mir wurde schwindlig. Die vertraute Stimme meldete sich wieder und flüsterte meinen Namen. Vor wem hüten wir unsere Geheimnisse, Diana?

    Vor allen , antwortete ich lautlos und wie von selbst, als würde mir diese Frage jeden Tag gestellt. Hinter den unzureichenden Barrieren, die zeit meines Lebens genügt hatten, damit keine neugierige Hexe in meine Gedanken eindrang, schlossen sich mit einem tiefen Schlag unvergleichlich stabilere Tore.
    Satu lächelte, und ihre Augen begannen zu sprühen, als sie meinen neuen Verteidigungswall entdeckte. »Damit wäre das erste Geheimnis gelüftet. Mal sehen, was du sonst noch kannst, außer deinen Geist zu beschützen.«
    Die Hexe murmelte ein paar Worte, und mein Körper wurde herumgewirbelt und mit dem Gesicht nach unten auf den Boden geschleudert. Der Aufprall jagte mir die Luft aus der Lunge. Ein Flammenkreis leckte mit abstoßend grünen Flammen aus dem kalten Stein.
    Etwas glühend Heißes versengte meinen Rücken. Die Hitze schoss wie ein Komet von einer Schulter zu anderen, wanderte dann abwärts zur Taille und wendete dort, bevor sie an ihren Ausgangspunkt zurückkehrte. Satus Magie fesselte mich an den Boden, damit ich mich der Hitze nicht entwinden konnte. Mir wurde schwindlig vor Schmerz, aber bevor mich die Ohnmacht erlösen konnte, hielt Satu inne. Sobald sich die Schwärze aufhellte, setzte der Schmerz wieder ein.
    In diesem Moment begriff ich, dass sie mich öffnete, genau wie sie versprochen hatte, und mir wurde übel. Sie zog einen magischen Kreis – auf meinem Rücken.
    Du musst jetzt sehr, sehr tapfer sein.
    Durch einen Nebel von Schmerzen folgte ich den verschlungenen Wurzeln, die den Boden der Halle bedeckten, in Richtung der vertrauten Stimme. Meine Mutter saß, knapp außerhalb des grünen Flammenringes, unter einem Apfelbaum.
    »Mama«, rief ich schwach und streckte die Hand nach ihr aus. Aber Satus Magie war zu stark.
    Die Augen meiner Mutter  – dunkler als in meiner Erinnerung, aber meinen so ähnlich  – ließen mich nicht los. In einer Schweigegeste legte sie einen geisterhaften Finger an die Lippen. Ich nutzte meine letzten
Kräfte für ein begrüßendes Nicken. Mein letzter zusammenhängender Gedanke galt Matthew.
    Danach spürte ich nichts mehr außer Schmerz und Angst und dem dumpfen Bedürfnis, die Augen zu schließen und ewig zu schlafen.
    Vermutlich vergingen mehrere Stunden, bevor mich Satu verärgert durch den Raum schleuderte. Mein Rücken brannte höllisch nach ihrem Zauber, und immer wieder hatte sie meinen verletzten Unterarm geöffnet. Irgendwann hatte sie mich sogar kopfüber in der Luft zappeln lassen und mich verhöhnt, weil ich nicht fliegen und ihr entkommen konnte. Doch allen Bemühungen zum Trotz verstand sie meine Magie genauso wenig wie am Anfang.
    Sie schrie vor Wut auf, marschierte mit klackernden Absätzen auf dem Steinboden auf und ab und plante neue Attacken. Ich stützte mich auf die Ellbogen und versuchte ihren nächsten Angriff vorherzuahnen.
    Halt durch. Sei tapfer. Meine Mutter saß immer noch mit tränennassem Gesicht unter dem Apfelbaum. Wie in einem fernen Echo hörte ich Ysabeau zu Marthe sagen, dass ich mutiger sei, als sie geglaubt hätte, und Matthew flüsterte »tapferes Mädchen« in mein Ohr. Ich rang mir mit letzter Kraft ein Lächeln ab, weil ich nicht wollte, dass meine Mutter weinte. Mein Lächeln machte Satu noch wütender.
    »Warum setzt du deine Kräfte nicht ein, um dich zu beschützen? Ich weiß, dass du sie hast!«, kreischte sie. Satu nahm beide Hände vor die Brust und stieß sie dann unter einem Wortschwall nach vorn. In meinem Unterleib explodierte ein reißender Schmerz, um den sich mein ganzer Körper zusammenkrampfte. Unwillkürlich musste ich an den ausgeweideten Körper meines Vaters denken, dem man die Gedärme herausgerissen und um seinen Leichnam herum ausgebreitet hatte.
    Das kommt als Nächstes. Das Wissen war eigenartig erleichternd.
    Mit dem nächsten Spruch schleuderte mich Satu über den Boden der verfallenen Halle. Vergeblich streckte ich die Hände über den Kopf, um mich abzubremsen, während ich über die unebenen Pflastersteine
und holprigen Wurzeln rumpelte. Einmal krümmten

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