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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Wange.« Mich schauderte. »Er hatte das Manuskript schon einmal in Händen, Matthew, und zwar schon vor vielen Jahren. Gerbert prahlte damit, dass er es aus Spanien hergebracht hätte. Schon damals
war es offenbar verhext. Er hat sich eine Hexe hörig gemacht, weil er hoffte, sie könnte den Zauber lösen.«
    »Willst du mir erzählen, was passiert ist?«
    Noch wollte ich nicht darüber reden und war kurz davor, ihm das zu sagen, aber dann sprudelte alles aus mir heraus. Als ich schilderte, wie Satu mich zu öffnen versucht hatte, weil sie die Magie in mir zu finden hoffte, stand Matthew auf und ersetzte die Kissen, die meinen Rücken stützten, durch seinen Körper, indem er mich längs zwischen seine Beine legte.
    Er hielt mich fest, solange ich redete, als mir die Stimme versagte und während ich weinte. Was er auch empfand, als ich ihm eröffnete, was Satu mir über ihn verraten hatte, er behielt es eisern für sich. Selbst als ich ihm erzählte, wie meine Mutter unter einem Apfelbaum gesessen hatte, dessen Wurzeln sich über den Steinboden in der Burg ausgebreitet hatten, drängte er kein einziges Mal nach weiteren Einzelheiten, obwohl ihm bestimmt hundert Fragen auf der Zunge brannten.
    Ich erzählte ihm nicht alles  – meinen Vater ließ ich weg, genau wie die lebhaften Erinnerungen an die Gutenachtgeschichten und daran, wie ich in Madison durch die Felder hinter Sarahs Haus gelaufen war. Aber es war ein Anfang, und alles Weitere würde sich im Lauf der Zeit ergeben.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte ich, als ich fertig war. »Wir dürfen nicht zulassen, dass die Kongregation Sarah oder Em etwas antut  – oder Marthe und Ysabeau.«
    »Das liegt allein bei dir«, antwortete Matthew langsam. »Ich könnte es verstehen, wenn du genug hast.« Ich drehte den Kopf, um ihn anzusehen, aber er wich meinem Blick aus und starrte betrübt aus dem Fenster in die Dunkelheit.
    »Du hast mir erklärt, wir wären bis an unser Lebensende miteinander verbunden.«
    »Nichts kann meine Gefühle für dich ändern, aber du bist kein Vampir. Was dir heute passiert ist …« Matthew verstummte und setzte neu an. »Ich würde es verstehen, wenn du deine Meinung über alles  – über unsere Beziehung  – geändert hättest.«

    »Nicht einmal Satu konnte mich dazu bringen, meine Meinung zu ändern. Und sie hat alles versucht. Meine Mutter klang so überzeugt, als sie mir erklärte, dass du derjenige bist, auf den ich gewartet habe. Nur deshalb konnte ich plötzlich fliegen.« Das stimmte nicht ganz  – meine Mutter hatte gesagt, Matthew sei derjenige, auf den wir gewartet hatten. Aber nachdem das keinen Sinn ergab, behielt ich es für mich.
    »Bist du sicher?« Matthew hob mein Kinn an und sah mir eindringlich in die Augen.
    »Hundertprozentig.«
    Sein Gesicht wirkte nicht mehr ganz so betrübt. Er beugte sich vor, um mich zu küssen, wich aber im letzten Moment zurück.
    »Meine Lippen sind der einzige Körperteil, der mir nicht wehtut.« Außerdem musste ich mich vergewissern, dass es auf der Welt Geschöpfe gab, die mich berührten, ohne dass sie mir dabei wehtaten.
    Sanft drückte er seinen Mund auf meinen, und ich roch seinen würzigen Nelkenatem. Sein Kuss vertrieb die Erinnerung an La Pierre, und ich konnte ein paar Sekunden mit geschlossenen Augen in seinen Armen ruhen. Doch dann schreckte ich wieder auf, weil ich unbedingt erfahren musste, was als Nächstes passieren würde.
    »Und… was jetzt?«, fragte ich noch einmal.
    »Ysabeau hat recht. Wir sollten dich zu deiner Familie bringen. Vampire können dir nicht beibringen, wie du deine Magie nutzen kannst, und diese Hexen werden dich bestimmt nicht in Frieden lassen.«
    »Und wann?« Plötzlich genoss ich es eigenartig, alle Entscheidungen ihm zu überlassen.
    Ich spürte, wie Matthew leise unter mir zusammenzuckte, was mir zeigte, wie sehr ihn meine Fügsamkeit überraschte. »Wir fliegen zusammen mit Baldwin im Helikopter nach Lyon. Sein Flugzeug steht aufgetankt zum Start bereit. Satu und die anderen Hexen aus der Kongregation werden nicht sofort hier auftauchen, aber irgendwann werden sie kommen«, prophezeite er grimmig.
    »Und Ysabeau und Marthe werden ohne dich in Sept-Tours sicher sein?«
    Ich spürte, wie Matthew bebend lachte. »Sie haben praktisch in jedem
bewaffneten Konflikt der Geschichte mitgemischt. Ein paar Vampire auf der Jagd und ein paar neugierige Hexen können ihnen keine Angst einjagen. Allerdings muss ich noch etwas erledigen,

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