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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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halten.
    Sein Gesicht erschien in meinem Blickfeld. »Ja, meine Süße?«
    »Wo sind die Schmerzen hin?«
    »Magie«, sagte er und versuchte sich an einem aufmunternden Lächeln.
    »Morphin«, erkannte ich langsam, weil mir die Medikamentenliste eingefallen war, die er Marthe gegeben hatte.
    »Das habe ich doch gesagt. Jeder, der einmal Schmerzen gelitten hat, weiß, dass Morphin und Magie dasselbe sind. Gut, dass du wach bist, dann können wir dich endlich verbinden.« Er warf Marthe eine Mullbinde zu und erklärte mir, dass damit die Schwellung unterdrückt und meine Haut geschützt würde.
    Die beiden wickelten Kilometer von klinischen Verbänden um meinen Leib. Dank der Drogen verfolgte ich den Vorgang mit einem
eigenwillig distanzierten Gefühl. Das sich allerdings sofort verlor, als Matthew in seinem Medizinkoffer zu kramen begann und etwas von Nähen redete. Als Kind hatte ich mir einmal beim Hinfallen eine lange Gabel zum Marshmallow-Grillen ins Bein gerammt. Auch damals war ich genäht worden und hatte daraufhin monatelang unter Albträumen gelitten. Ich schilderte Matthew meine Ängste, aber er ließ sich nicht erweichen.
    »Der Schnitt an deinem Arm ist zu tief, Diana. Er muss genäht werden, sonst heilt er nicht richtig.«
    Hinterher zogen mich die Frauen an, während Matthew mit zittrigen Fingern nach seinem Weinglas griff. Weil ich nichts mitgenommen hatte, was sich vorn schließen ließ, verschwand Marthe noch einmal und kehrte mit einem Arm voll Anziehsachen zurück, die Matthew gehörten. Sie streiften mir eines seiner eleganten Baumwollhemden über. Ich verlor mich darin, aber der Stoff schmiegte sich seidig an meine Haut. Dann legte Marthe vorsichtig eine schwarze Kaschmirjacke mit lederbezogenen Knöpfen  – ebenfalls von Matthew  – über meine Schultern und schob mir eine meiner schwarzen Stretchhosen über die Hüften. Zuletzt bettete mich Matthew behutsam in ein Kissennest auf dem Sofa.
    »Zieh dich um«, befahl Marthe ihm und schob ihn in Richtung Bad.
    Matthew duschte und kam in einer frischen Hose aus dem Bad. Nachdem er sich vor dem Kamin die Haare trocken gerubbelt hatte, zog er den Rest seiner Sachen an.
    »Kommst du zurecht, wenn ich kurz nach unten gehe?«, fragte er. »Marthe und Ysabeau bleiben so lange bei dir.«
    Nachdem er gegangen war, saß Ysabeau wie erstarrt da und murmelte nur hin und wieder etwas in einer Sprache, die weder Okzitanisch noch Französisch war, während Marthe mich umhätschelte und tröstete. Bis Matthew wieder heraufkam, hatte sie fast alle unbrauchbaren Anziehsachen und blutigen Handtücher aus dem Raum geschafft. Fallon und Hector begleiteten ihn mit heraushängenden Zungen.
    Ysabeau kniff die Augen zusammen. »Deine Hunde haben in meinem Haus nichts zu suchen.«

    Fallon und Hector sahen aufmerksam von Ysabeau auf Matthew. Matthew schnippte mit den Fingern und deutete auf den Boden. Die Hunde ließen sich gehorsam nieder, die wachsamen Gesichter mir zugewandt.
    »Sie bleiben bei Diana, bis wir abreisen«, verkündete er mit fester Stimme. Seine Mutter seufzte zwar, widersprach aber nicht.
    Matthew hob meine Füße hoch, rutschte mit seinem Körper darunter und strich mit den Handflächen leicht über meine Beine. Marthe stellte ein Weinglas vor ihm ab und drückte mir einen Becher Tee in die Hand. Dann zog sie sich zurück, gefolgt von Ysabeau, und ließ uns mit den wachsamen Hunden allein.
    Meine Gedanken begannen zu fliegen, beflügelt durch das Morphin und die hypnotische Berührung durch Matthews Finger. Ich durchforstete meine Erinnerungen und versuchte zu trennen, was real gewesen war und was ich mir eingebildet hatte. Hatte ich in der Oubliette tatsächlich den Geist meiner Mutter gesehen, oder war das nur eine Erinnerung an die Zeit vor ihrer Reise nach Afrika gewesen?
    »Was ist, ma lionne? «, fragte Matthew besorgt. »Hast du Schmerzen?«
    »Nein. Ich denke nur nach.« Ich konzentrierte mich auf sein Gesicht und kämpfte mich durch den Nebel an sein sicheres Ufer. »Wo hat sie mich hingebracht?«
    »Nach La Pierre. Eine alte Burg, in der seit Ewigkeiten niemand mehr wohnt.«
    »Ich habe Gerbert getroffen.« Mein Gehirn spielte Kästchenspringen und wollte auf keinen Fall zu lange auf einer Stelle verweilen.
    Matthews Finger kamen zur Ruhe. »Er war dort?«
    »Nur zu Anfang. Er und Domenico haben uns in Empfang genommen, aber Satu schickte beide fort.«
    »Ich verstehe. Hat er dich berührt?« Matthews Körper spannte sich an.
    »An der

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