Seelen der Nacht
und hatte zu nässen begonnen. Sarah rezitierte scheinbar ruhig ein paar weitere Zaubersprüche, doch die roten Flecken auf ihren Wangen ließen erkennen, wie wütend sie war. Als sie geendet hatte, waren die schwarzen und weißen Flecken verschwunden, und der Knöchel selbst war deutlich abgeschwollen, auch wenn immer noch ein leuchtend roter Ring um meinen Fuß lag.
»Danke, Sarah.« Ich bog den Fuß hin und her, während sie frische Salbe auf die Haut strich.
»Eine Woche lang wirst du kein Yoga machen – und drei Wochen lang nicht joggen, Diana. Der Fuß braucht Ruhe und Zeit, bis er sich wirklich erholt hat.« Sie murmelte noch etwas und winkte eine frische Rolle Verbandszeug herbei, die sich mir von selbst um Fuß und Knöchel zu winden begann.
»Unglaublich«, meinte Matthew diesmal kopfschüttelnd.
»Stört es dich, wenn ich mir auch den Arm ansehe?«
»Ganz und gar nicht.« Er klang fast begeistert. »Der Muskel war leicht beschädigt. Kannst du das auch so heilen wie die Haut?«
»Wahrscheinlich«, antwortete Sarah ein wenig blasiert. Fünfzehn Minuten und ein paar gemurmelte Zaubersprüche später zeigte nur noch eine dünne rote Linie auf meinem Arm, wo Satu mir ins Fleisch geschnitten hatte.
»Gute Arbeit«, sagte Matthew und drehte meinen Arm hin und her, um Sarahs Werk zu bewundern.
»Deine aber auch. Das war eine wirklich schöne Naht.« Sarah griff nach einem Wasserglas und nahm einen großen Schluck.
Ich griff nach Matthews Hemd.
»Du solltest dir auch ihren Rücken ansehen.«
»Das kann warten.« Ich schoss einen giftigen Blick auf ihn ab. »Sarah ist müde, und ich bin es auch.«
Sarah sah erst mich, dann den Vampir an. »Matthew?«, fragte sie und verbannte mich damit ans unterste Ende der Hackordnung.
»Ich möchte, dass du dir ihren Rücken ansiehst«, sagte er, ohne den Blick von mir zu wenden.
»Nein«, flüsterte ich und zog sein Hemd an meine Brust.
Er ging vor mir in die Hocke und stützte die Hände auf meine Knie. »Du hast gerade erlebt, was Sarah bewirken kann. Du wirst dich viel schneller erholen, wenn du dir von ihr helfen lässt.«
Erholen? So gut konnte keine Hexe zaubern, dass ich mich von La Pierre erholen würde.
»Bitte, mon cœur .« Matthew löste vorsichtig sein zerknülltes Hemd aus meinen Händen.
Widerwillig gab ich mich geschlagen. Ich spürte, wie die Hexenblicke kribbelten, sobald Em und Sarah hinter mich traten, um meinen Rücken zu untersuchen, und mein Instinkt befahl mir zu fliehen. Stattdessen klammerte ich mich mit aller Kraft an Matthew fest, der meine beiden Hände in seinen hielt.
»Ich bin bei dir«, versicherte er mir, während Sarah ihren ersten Spruch murmelte. Ihre Worte schnitten problemlos durch die Verbände über meiner Wirbelsäule und ließen sie abfallen.
Ems scharfes Luftholen und Sarahs Schweigen verrieten mir, wann die Wunden zu sehen waren.
»Das ist ein Öffnungsspruch«, erklärte Sarah wütend. »So einen richtet man nicht auf ein Lebewesen. Sie hätte dich töten können.«
»Sie wollte die Magie aus mir herausprügeln – als wäre ich eine Piñata.« Sobald mein Rücken freigelegt war, begannen meine Gefühle
Achterbahn zu fahren, und so musste ich fast kichern, als ich mir vorstellte, wie ich an einem Baum hing, während Satu mit verbundenen Augen mit einem Stock auf mich losging. Matthew bemerkte, dass ich hysterisch zu werden drohte.
»Je schneller du das schaffst, desto besser, Sarah. Aber du brauchst dich nicht gehetzt zu fühlen«, ergänzte er hastig. Ich konnte mir gut vorstellen, was für einen Blick er dafür abbekommen hatte. »Über Satu können wir später reden.«
Jeder Hexenspruch, den Sarah anwandte, erinnerte mich an Satu, und dass zwei Hexen hinter mir standen, ließ mich immer wieder an La Pierre denken. Ich versuchte mich zu schützen, indem ich mich versenkte und meinen Geist auszuschalten versuchte.
»Bist du bald fertig?« Matthew klang besorgt und gepresst.
»An zwei Wunden kann ich nicht viel ausrichten. Die werden Narben hinterlassen. Hier«, sagte Sarah und fuhr zwischen meinen Schulterblättern einen Stern nach, »und hier.« Ihre Finger wanderten nach unten, zogen sich von Rippe zu Rippe und dann in einem Schwung zur Taille hinab.
In meinem Geist herrschte schon längst keine Leere mehr, stattdessen loderte dort ein Bild auf, das genau zu Sarahs Gesten passte.
Ein Stern über einem Sichelmond.
»Sie ahnen es, Matthew!«, rief ich und erstarrte in nackter Angst auf meinem
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