Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
Vom Netzwerk:
auch moderne Gerätschaften. Ich führte Matthew weiter in Sarahs angeschlossene Kräuterküche, die wir nach dem Arbeitsraum in einer Apotheke Rezeptur nannten. Die ehemals freistehende Sommerküche war inzwischen ins
Haus integriert worden und immer noch mit Eisengestellen ausgestattet, an denen mächtige Kessel gehangen hatten oder Bratspieße eingehängt worden waren. Von der Decke baumelten Kräutersträuße, und im Hängeboden lagerten Trockenobst und Einmachgläser voller Salben und Tränke. Damit war die Tour abgeschlossen, und wir kehrten in die Küche zurück.
    »Dieser Raum ist so braun. « Ich studierte die Einrichtung, während ich das Licht auf der Veranda an- und ausknipste, seit Urzeiten das Signal der Bishops, dass man gefahrlos eintreten konnte. Der Kühlschrank war braun, die Holzschränke waren braun, die Ziegel waren rotbraun, das Wählscheibentelefon war braun, und die erschöpfte Wandtapete war ebenfalls braun gemustert. »Was diese Küche bräuchte, wäre ein frischer weißer Anstrich.«
    Matthew hob das Kinn an, und sein Blick zuckte zur Gartentür.
    »Am besten streichst du sie im Februar, wenn du es selbst tun möchtest«, hörte ich eine kehlige Stimme aus der winzigen Diele, die als Schmutzfang diente. Dann tauchte Sarah auf, in Jeans und einem übergroßen karierten Flanellhemd. Ihre roten Haare standen in alle Richtungen ab, und die Wangen glühten nach der Kälte.
    »Hallo, Sarah«, sagte ich und wich an die Spüle zurück.
    »Hallo, Diana.« Sarah starrte wie gebannt auf den blauen Fleck unter meinem Auge. »Das ist der Vampir, nehme ich an?«
    »Ja.« Ich humpelte vor, um sie einander vorzustellen. Sarah richtete den scharfen Blick auf meinen Knöchel. »Sarah, das ist Matthew Clairmont. Matthew, meine Tante Sarah Bishop.«
    Matthew streckte ihr die Hand hin. »Sarah«, sagte er und sah ihr offen in die Augen.
    Sarah kniff die Lippen zusammen. Genau wie ich hatte sie das Bishop-Kinn, das für das übrige Gesicht ein bisschen zu lang wirkte. Im Moment ragte es noch weiter vor.
    »Matthew.« Als sie sich die Hände gaben, verzog Sarah das Gesicht. »Stimmt«, sagte sie und drehte den Kopf ein bisschen zur Seite. »Er ist eindeutig ein Vampir, Em.«
    »Danke für die Hilfe, Sarah«, knurrte Em, die eben mit einem Arm
voller Holzscheite und gehetzter Miene hereinkam. Sie war größer als ich und Sarah, und trotz ihrer Haube aus silbernen Haaren sah sie unglaublich jung aus. Ihr schmales Gesicht erstrahlte in einem begeisterten Lächeln, als sie uns in der Küche stehen sah.
    Matthew beeilte sich, ihr das Holz abzunehmen. Tabitha, die sich während des Begrüßungsreigens zurückgezogen hatte, versuchte ihm den Weg zum Kamin zu erschweren, indem sie zwischen seinen Beinen Slalom lief. Wie durch ein Wunder schaffte es der Vampir ans andere Ende des Raumes, ohne auf die Katze zu treten.
    »Danke, Matthew. Und danke, dass du sie heimgebracht hast. Wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Em schüttelte die Arme aus, und kleine Rindenstückchen purzelten aus der Wolle ihres Pullovers.
    »Gern geschehen, Emily«, sagte er mit unwiderstehlich warmer und voller Stimme. Em war schon jetzt betört. Sarah würde nicht so leicht zu knacken sein, obwohl auch sie ungläubig beobachtete, wie Tabitha Matthews Arm zu erklimmen versuchte. Ich versuchte mich in den Schatten zurückzuziehen, bevor Em mein Gesicht sehen konnte, aber dazu war es zu spät. Entsetzt schnappte sie nach Luft: »O Gott, Diana!«
    Sarah zog einen Hocker heraus. »Setz dich hin«, befahl sie.
    Matthew verschränkte die Arme, als koste es ihn Mühe, sich nicht einzumischen. Sein wölfischer Beschützerinstinkt hatte sich nicht abgeschwächt, nur weil wir in Madison waren, und sein intensives Misstrauen gegenüber jedem, der mir zu nahe kam, beschränkte sich nicht auf andere Vampire.
    Die Augen meiner Tante tasteten mich vom Gesicht bis zum Schlüsselbein ab. »Wir müssen das Hemd ausziehen«, sagte sie.
    Gehorsam begann ich es aufzuknöpfen.
    »Vielleicht solltest du Diana lieber oben untersuchen.« Em sah besorgt auf Matthew.
    »Ich glaube nicht, dass er irgendetwas zu sehen bekommt, was er nicht längst kennt. Du bist doch nicht hungrig, oder?«, fragte Sarah, ohne sich umzudrehen.
    »Nein«, antwortete Matthew trocken. »Ich habe im Flugzeug gegessen.«

    Die Augen meiner Tante kitzelten auf meinem Hals. Genau wie Ems.
    »Sarah! Em!« Ich war empört.
    »Wir wollten nur sichergehen«, sagte Sarah milde. Jetzt hatte ich das Hemd

Weitere Kostenlose Bücher