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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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elektrisierte mich die Berührung gleichermaßen. Seit Satu mich gefoltert hatte, brauchte ich ihn nur noch mehr.
    »Kannst du das fühlen?« Ich nahm seine Hand in meine und drückte sie auf mein Brustbein.
    »Was fühlen?« Matthew wusste nicht, wovon ich redete.
    Ohne zu wissen, wie seine übernatürlich scharfen Sinne reagieren würden, konzentrierte ich mich auf die Kette, die sich bei seinem ersten Kuss in mir abgewickelt hatte. Als ich sie mit einem imaginären Finger anstupste, begann sie leise zu summen.
    Matthew schnappte nach Luft und sah mich erstaunt an. »Ich kann etwas hören. Was ist das?« Er beugte sich vor und legte sein Ohr auf meine Brust.
    »Das bist du, in mir«, sagte ich. »Du hältst mich  – wie ein Anker am Ende einer langen, silbernen Kette. Wahrscheinlich bin ich mir darum
deiner so sicher.« Ich senkte die Stimme. »Solange ich dich fühlen konnte, solange ich diese Verbindung zu dir spürte, konnte Satu nichts sagen oder tun, was ich nicht ertragen hätte.«
    »Genauso klingt dein Blut auch, wenn du im Geist mit Rakasa redest oder als du den Hexenwind heraufbeschworen hast. Jetzt, da ich weiß, worauf ich achten muss, kann ich es hören.«
    Ysabeau hatte erwähnt, dass sie mein Hexenblut singen hörte. Ich versuchte die Musik der Kette zu verstärken, ihre Schwingungen in meinen ganzen Körper zu übertragen.
    Matthew hob den Kopf und schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Unglaublich.«
    Das Summen wurde noch lauter, und ich verlor die Kontrolle über die Energie, die mich durchfloss. Über mir zerplatzten strahlende Sterne und schossen durch den Raum.
    »Huch.« Dutzende Geisteraugen kitzelten meinen Rücken, und das Haus verschloss die Tür vor den neugierigen Blicken meiner Vorfahren, die sich im Gang versammelt hatten und das Feuerwerk bestaunten, als feierten wir heute den Unabhängigkeitstag.
    »Warst du das?« Argwöhnisch starrte Matthew auf die geschlossene Tür.
    »Nein«, erklärte ich ernst. »Der Funkenregen kam von mir. Das mit der Tür war das Haus. Es legt Wert auf Privatsphäre.«
    »Gott sei Dank«, murmelte er, zog meine Hüften an seine und küsste mich so leidenschaftlich, dass die Geister jenseits der Tür zu tuscheln begannen.
    Das Feuerwerk erstarb in einem aquamarinblauen Funkenregen über der Kommode.
    »Ich liebe dich, Matthew Clairmont«, verkündete ich, sobald ich Gelegenheit dazu bekam.
    »Und ich liebe dich, Diana Bishop«, erwiderte er förmlich. »Trotzdem frieren sich deine Tante und Emily inzwischen wahrscheinlich die Beine ab. Zeig mir den Rest des Hauses, damit sie wieder hereinkommen können.«
    Langsam gingen wir durch die anderen Zimmer im ersten Stock,
die größtenteils nicht mehr benutzt wurden. Stattdessen waren sie jetzt mit dem kunterbunten Trödel vollgestellt, den Em auf ihren Flohmarktstreifzügen erstanden hatte, sowie mit all dem Krempel, den Sarah nicht wegwerfen konnte, weil sie fürchtete, dass sie ihn irgendwann noch brauchen könnte.
    Matthew half mir die Treppe hinauf ins Dachgeschoss, wo ich meine Pubertät durchgestanden hatte. Die Wände waren immer noch mit Musikpostern bepinnt und in den knalligen Lila- und Grüntönen gestrichen, mit denen ich mich als Teenager in intellektueller Farbgebung versucht hatte.
    Unten erkundeten wir die großen Räume, in denen früher Gäste empfangen wurden  – die Wohnstube auf der einen Seite der Eingangstür, das Büro und der kleine Salon auf der anderen. Wir passierten das kaum genutzte Esszimmer, um in das Herz des Hauses zu gelangen  – ein Familienzimmer, das aufgrund seiner Größe als kombiniertes Fernseh-Esszimmer diente und an dessen anderem Ende die Küche lag.
    »Sieht aus, als hätte Em angefangen zu sticken  – mal wieder«, sagte ich und hob einen halb fertigen Stickkranz hoch, auf dem ein Blumenkorb abgebildet war. »Und Sarah hat wieder nicht durchgehalten.«
    »Sie raucht?« Matthew inhalierte tief.
    »Wenn sie gestresst ist. Em lässt sie nur draußen rauchen, trotzdem kann man es riechen. Stört es dich?«, fragte ich, weil mir bewusst war, wie empfindlich er auf jeden Geruch reagierte.
    »Dieu, Diana, ich habe wahrlich Schlimmeres gerochen«, erwiderte er.
    Die eine Wand der höhlenartigen Küche, deren Steinboden zwei Jahrhunderte lang fallende Pfannen, tropfnasse Haustiere, schlammige Stiefel und die verschiedensten Hexensubstanzen ertragen hatte, wurde immer noch von einem gemauerten Ofen und einem riesigen begehbaren Kamin eingenommen. Doch es gab

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