Seelen der Nacht
so magisch«, sagte ich und drückte einen weichen Kuss auf die nackte Haut über seinem Kragen. Er schnurrte immer noch, als er mich auf der hinteren Veranda absetzte.
Matthew verschwand im Schuppen, um Feuerholz zu holen, und überließ es mir, Frieden mit meinen Tanten zu schließen. Beide wirkten verlegen.
»Ich verstehe, warum ihr geschwiegen habt«, erklärte ich und umarmte Em so fest, dass sie erleichtert nach Luft schnappte. »Aber Mom hat mir erklärt, dass die Zeit der Geheimnisse vorüber ist.«
»Du hast Rebecca gesehen?«, fragte Sarah misstrauisch und wurde blass.
»In La Pierre. Als Satu mich gefügig machen wollte.« Ich blieb kurz stumm. »Daddy auch.«
»War sie … Waren sie glücklich?« Sarah würgte die Worte mühsam hervor, während meine Großmutter hinter ihr stand und sie sorgenvoll betrachtete.
»Sie waren zusammen«, sagte ich nur und sah aus dem Fenster, ob Matthew schon auf dem Weg zum Haus war.
»Und du warst bei ihnen«, erklärte Em fest und mit feuchten Augen. »Das bedeutet, dass sie mehr als glücklich waren.«
Meine Tante klappte den Mund auf, um etwas zu sagen, überlegte es sich anders und klappte ihn wieder zu.
»Was ist denn, Sarah?« Ich legte eine Hand auf ihren Arm.
»Hat Rebecca mit dir gesprochen?« Sie klang nervös.
»Sie hat mir eine Geschichte erzählt. Die gleiche Geschichte wie früher – über Hexen und Prinzen und eine gute Fee.«
»Im letzten Sommer, bevor deine Mom und dein Dad nach Afrika reisten, hat mich Rebecca gefragt, was bei einem Kind den tiefsten Eindruck hinterlässt. Ich habe gesagt, es seien die Geschichten, die ihnen die Eltern abends vorlesen, die Botschaften über Hoffnung, Kraft und Liebe, die darin stecken.« Jetzt liefen Ems Augen über, und sie wischte hastig die Tränen ab.
»Du hattest recht«, sagte ich nur.
Obwohl wir drei Hexen uns untereinander ausgesöhnt hatten, stürzte sich Sarah auf Matthew, sobald er, mit Holzscheiten beladen, die Küche betrat.
»Verlang nie wieder von mir, dass ich Dianas Hilfeschreie ignoriere, und wage es nicht, sie noch einmal zu bedrohen – aus welchem Grund auch immer. Sonst hexe ich dir einen Zauber an, dass du wünschen wirst, du wärst nie wiedergeboren worden. Kapiert, Vampir?«
»Natürlich, Sarah«, murmelte Matthew ausdruckslos in einer perfekten Nachahmung seiner Mutter.
Wir aßen im Familienzimmer zu Abend. Matthew und Sarah hatten einen brüchigen Waffenstillstand geschlossen, doch sobald meine Tante sah, dass es kein Fleisch geben würde, drohte wieder offener Krieg.
»Du qualmst wie ein Schlot«, meinte Em geduldig, als Sarah murrte, dass es kein »richtiges« Essen gab. »Deine Arterien werden es mir danken.«
»Du hast das doch nicht meinetwegen gemacht«, giftete Sarah und
schoss einen vorwurfsvollen Blick auf Matthew ab. »Du hast das gemacht, damit er nicht in Versuchung kommt, Diana zu beißen.«
Matthew lächelte milde und zog den Korken aus einer Flasche, die er aus dem Range Rover geholt hatte. »Wein, Sarah?«
Sie beäugte die Flasche misstrauisch. »Importiert?«
»Ein Franzose«, sagte er und schenkte die tiefrote Flüssigkeit in ihr Wasserglas.
»Die Franzosen bekommen mir nicht.«
»Glaub nicht alles, was du liest. Wir sind viel netter, als von uns behauptet wird«, sagte er und entlockte ihr damit ein grimmiges Lächeln. »Vertrau mir, du wirst dich an uns gewöhnen.« Wie um seine Worte zu bestätigen, sprang Tabitha vom Boden aus auf seine Schulter und blieb dort wie ein Papagei bis zum Ende des Essens sitzen.
Matthew trank Wein, plauderte über das Haus und erkundigte sich bei Sarah und Em nach dem Zustand der Farm und ihrer Geschichte. Ich konnte mich darauf beschränken, ihnen zuzusehen, diesen drei Wesen, die ich so liebte, und gleichzeitig Unmengen an Chili und Maisbrot zu verschlingen. Als wir schließlich nach oben ins Schlafzimmer gingen, schlüpfte ich nackt unter die Decke, weil ich es kaum erwarten konnte, seinen kühlen Körper an meinem zu spüren. Er legte sich zu mir und zog mich an seine nackte Brust.
»Du bist warm«, stellte er fest und kuschelte sich fester an mich.
»Mhmm. Du riechst gut«, sagte ich und drückte die Nase gegen seine Brust. Der Schlüssel drehte sich von selbst im Schloss. Er hatte in der Tür gesteckt, als ich am Nachmittag aufgewacht war. »War der Schlüssel in der Kommode?«
»Das Haus hat ihn für uns geholt. Vorhin ist er schräg zwischen zwei Dielen neben dem Bett herausgeschossen, knapp über dem
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