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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Wortwechsel waren ausgesprochen hilfreich, wenn man sich in diesem Haus ungestört unterhalten wollte.
    Mit einem breiten Lächeln wandte ich mich wieder dem Toaster zu. Während ich die letzte Butter auf mein Brot kratzte, fragte ich mich still, ob es noch mehr davon gab, als neben meinem Ellbogen plötzlich eine Butterdose stand.
    Ich wollte Em danken, aber die war am anderen Ende der Küche. Zusammen mit Sarah. Matthew sah von seiner Zeitung auf und starrte auf den Kühlschrank.
    Die Tür stand offen, und im obersten Fach ordneten sich Marmeladen- und Senfgläser neu an. Als alles richtig stand, schloss sich die Tür wieder.
    »War das das Haus?«, fragte Matthew entspannt.
    »Nein«, erwiderte Sarah und musterte mich interessiert. »Das war Diana.«
    »Was ist passiert?« Ich sah mit großen Augen auf die Butter.
    »Sag du es uns«, meinte Sarah kühl. »Du warst gerade dabei, deine neunte Scheibe Toast zu bestreichen, als der Kühlschrank aufging und die Butter herausgesegelt kam.«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob noch welche da ist.«
    Em klatschte in die Hände, so freute sie sich über diesen weiteren Beweis für meine magischen Kräfte, und Sarah bestand darauf, dass ich noch etwas aus dem Kühlschrank holen solle. Aber was ich auch herbeirief, die Kühlschranktür blieb zu.
    »Versuch es mit den Küchenschränken«, schlug Em vor. »Die Türen sind leichter.«
    Matthew hatte meine Versuche mit Interesse beobachtet. »Du hast dich nur gefragt, ob es noch Butter gibt, weil du noch welche brauchtest?«
    Ich nickte.
    »Und als du gestern geflogen bist, hast du da der Luft befohlen, dich zu tragen?«
    »Ich dachte nur, flieg , und schon bin ich geflogen. Allerdings war
das Bedürfnis stärker als bei der Butter  – schließlich warst du kurz davor, mich zu töten. Mal wieder.«
    »Diana ist geflogen?«, fragte Sarah zittrig.
    »Brauchst du jetzt irgendwas?«, wollte Matthew wissen.
    »Was zum Sitzen.« Meine Knie waren ziemlich wacklig.
    Ein Küchenhocker rutschte über den Boden und parkte gehorsam unter meinem Hintern.
    Matthew lächelte zufrieden und griff nach der Zeitung. »Genau wie ich mir dachte«, murmelte er und beschäftigte sich wieder mit den Schlagzeilen.
    Sarah riss ihm die Zeitung aus der Hand. »Hör auf zu feixen wie die unsichtbare Katze bei Alice im Wunderland. Was hast du dir gedacht?«
    Sobald Tabitha hörte, dass jemand ein anderes Mitglied ihrer Spezies erwähnte, kam sie durch die Katzentür ins Haus stolziert. Zutiefst ergeben legte sie eine winzige tote Feldmaus zu Matthews Füßen ab.
    »Merci, ma petite «, bedankte Matthew sich tief ernst. »Leider bin ich im Augenblick nicht hungrig.«
    Tabitha maunzte frustriert, schleuderte ihre Opfergabe in die Ecke und malträtierte dort das tote Tier, weil es keine Gnade vor Matthews Augen gefunden hatte.
    Unbeirrt wiederholte Sarah ihre Frage. »Was hast du dir gedacht?«
    »Der Bann, den Rebecca und Stephen über sie gelegt haben, stellt sicher, dass niemand sie zwingen kann, ihre Magie zu offenbaren. Ihre Magie ist eng mit Notwendigkeit verwoben. Sehr geschickt.« Er strich die verknitterte Zeitung glatt und begann wieder zu lesen.
    »Geschickt und unmöglich«, grummelte Sarah.
    »Keineswegs unmöglich«, widersprach er. »Wir müssen nur wie ihre Eltern denken. Rebecca hatte vorausgesehen, was in La Pierre passieren würde  – nicht jedes Detail, aber sie wusste, dass ihre Tochter von einer anderen Hexe gefangengenommen würde. Rebecca wusste auch, dass Diana entkommen würde. Darum hat der Bann gehalten. Weil Diana ihre magischen Fähigkeiten nicht brauchte.«
    »Wie sollen wir Diana beibringen, ihre Kräfte zu kontrollieren, wenn sie keine Gewalt darüber hat?«, wollte meine Tante wissen.
    Das Haus ließ uns keine Gelegenheit, über die verschiedenen Möglichkeiten nachzusinnen. Ein Knall wie ein Kanonenschlag hallte durch die Räume, dann folgte etwas, das wie ein Stepptanz klang.
    »Oh verflucht«, stöhnte Sarah. »Was will es jetzt wieder?«
    Matthew legte die Zeitung zur Seite. »Stimmt irgendwas nicht?«
    »Das Haus will etwas von uns. Es knallt immer wieder die Tür zur Wohnstube zu und rückt dann die Möbel hin und her, um auf sich aufmerksam zu machen.« Ich leckte die Butter von meinen Fingern und tappte ins Familienzimmer. Im Flur flackerten die Lichter.
    »Schon gut, schon gut«, sagte Sarah gehässig. »Wir kommen ja schon.«
    Wir folgten meinen Tanten in die Stube. Das Haus jagte einen Ohrensessel über den Boden

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