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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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hinterlassen hatte, und zwar mitsamt den Zeilen, die mein Vater angehängt hatte. Matthew hielt währenddessen krampfhaft meine Hand umklammert.
    Miriam griff nach der Darstellung der chemischen Vermählung. Sie studierte sie eingehend und sah mich dann wieder an. »Deine Mutter hatte recht. Dieses Bild zeigt dich. Und dich auch, Matthew.«
    »Ich weiß«, sagte ich und stellte mich ihrem Blick. »Weißt du, was es bedeutet?«
    »Miriam?«, fragte Matthew scharf.
    »Das kann auch bis morgen warten.« Marcus wirkte nervös und stand vom Tisch auf. »Es ist schon spät.«
    »Sie weiß es bereits«, sagte Miriam leise. »Was kommt nach der Vermählung,
Diana? Was ist nach der conjunctio der nächste Schritt bei einer alchemistischen Transmutation?«
    Der Raum kippte zur Seite weg, und ich roch die Kräuter in dem Tee, den ich in Sept-Tours immer getrunken hatte.
    »Conceptio.« Mein ganzer Körper verwandelte sich in Gelee, und ich rutschte vom Stuhl, während es schwarz um mich wurde.

36
    M ein Kopf hing zwischen meinen Knien, während um mich herum die Hölle losbrach. Matthews Hand sorgte dafür, dass ich ausschließlich auf das Muster des abgetretenen Orientteppichs unter meinen Füßen starrte. Im Hintergrund hörte ich, wie Marcus Sarah warnte, dass sein Vater ihr höchstwahrscheinlich den Kopf abreißen würde, wenn sie sich mir jetzt näherte.
    »Wir Vampire können nicht anders«, versuchte Marcus sie zu beruhigen. »Wir müssen unsere Ehepartner beschützen.«
    »Wann haben Sie denn geheiratet?«, fragte Sarah leicht benommen.
    Miriam war bei ihren Bemühungen, Em zu beruhigen, längst nicht so sanft. »Wir bezeichnen das als Abschirmen«, schallte ihr glockengleicher Sopran. »Habt ihr jemals einen Falken mit seiner Beute gesehen? Genau das Gleiche macht Matthew gerade.«
    »Aber Diana ist doch nicht seine Beute, oder? Er wird doch nicht … Er wird sie doch nicht beißen?« Ich spürte Ems Blick auf meinem Hals.
    »Ich glaube nicht«, sagte Miriam langsam, nachdem sie die Frage gründlich überdacht hatte. »Er ist nicht hungrig, und sie blutet nicht. Die Gefahr ist minimal.«
    »Hör endlich auf, Miriam«, versuchte Marcus sie zum Schweigen zu bringen. »Es besteht absolut kein Grund zur Sorge, Emily.«
    »Ich kann mich jetzt wieder aufsetzen«, murmelte ich.
    »Du bewegst dich nicht. Das Blut fließt noch zu schwach in deinen Kopf.« Matthew bemühte sich, mich nicht anzuknurren, schaffte das aber nur bedingt.
    Sarah sah ihren Verdacht bestätigt, dass Matthew meinen Blutfluss ständig beobachtete, und stöhnte erstickt auf.

    »Glaubst du, er lässt mich an Diana vorbei, damit ich die Testergebnisse holen kann?«, fragte Miriam Marcus.
    »Das kommt darauf an, wie sauer er ist. Wenn du meiner Frau so einen Nackenschlag versetzt hättest, würde ich dich mit der Streitaxt zweiteilen und dich dann zum Frühstück verputzen. An deiner Stelle würde ich lieber sitzenbleiben.«
    Miriams Stuhl schabte über den Boden. »Ich riskiere es trotzdem.« Sie schoss vorbei.
    »Verdammt«, hauchte Sarah.
    »Sie ist verflucht schnell«, bestätigte Marcus. »Sogar für eine Vampirin.«
    Matthew hob meinen Oberkörper an, bis ich wieder aufrecht saß. Selbst bei dieser sanften Bewegung glaubte ich, mein Kopf würde gleich explodieren, und der Raum begann sich sofort wieder zu drehen. Ich schloss kurz die Augen, und als ich sie wieder öffnete, blickte ich in Matthews Augen, die mich tief besorgt ansahen.
    »Alles in Ordnung, mon cœur ?«
    »Ich fühle mich ein bisschen überrumpelt.«
    Matthews Finger schlossen sich um mein Handgelenk, um meinen Puls zu fühlen.
    »Es tut mir leid, Matthew«, murmelte Marcus. »Ich hatte keine Ahnung, dass Miriam sich so aufführen würde.«
    »Das sollte dir auch leidtun«, meinte sein Vater tonlos und ohne aufzusehen. »Jetzt erkläre uns, was dieser Besuch bezwecken soll  – und zwar sofort.« Die Ader in Matthews Stirn pochte kurz.
    »Miriam …«, setzte Marcus an.
    »Ich habe aber nicht Miriam gefragt, ich frage dich«, fuhr sein Vater ihn an.
    »Was ist hier los?«, fragte meine Tante außer sich. Marcus hatte immer noch den Arm um ihre Schultern gelegt.
    »Miriam glaubt, dass das Bild mich und Matthew darstellt«, begann ich behutsam. »Und gleichzeitig zeigt es jenes Stadium bei der Herstellung des Steines der Weisen, das als conjunctio oder Vermählung bezeichnet wird. Der nächste Schritt ist die conceptio.«

    »Conceptio?« , fragte Sarah. »Heißt es das, was ich

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