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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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heulte ein Motor auf  – Marcus fuhr lieber Sportwagen als Geländewagen  –, und die Reifen wirbelten den Schotter in die Luft, während er zurücksetzte und dann über die Zufahrt raste.
    »Wieso ist Marcus so wütend?«, fragte ich Matthew, als er zurückkam. Ich gab ihm einen Kuss auf die kalte Wange, während er nach der Zeitung griff.
    »Geschäfte«, sagte er kurz und erwiderte meinen Kuss.
    »Du hast ihn doch nicht etwa zum Seneschall ernannt?«, fragte Miriam ungläubig.
    Matthew blätterte die Zeitung auf. »Du musst eine sehr hohe Meinung von mir haben, Miriam, wenn du annimmst, dass die Bruderschaft all die Jahre ohne einen Seneschall ausgekommen wäre. Dieses Amt ist bereits vergeben.«
    »Was ist ein Seneschall?« Ich steckte zwei Brotscheiben in den klapprigen Toaster. Er hatte sechs Schlitze, aber nur zwei davon arbeiteten halbwegs zuverlässig.
    »Mein Stellvertreter«, antwortete Matthew knapp.
    »Warum ist Marcus dann so abgerauscht, wenn er nicht Seneschall wurde?«, bohrte Miriam nach.

    »Ich habe ihn zum Marschall ernannt«, antwortete Matthew und überflog dabei die Schlagzeilen.
    »Ich kann mir kaum jemanden vorstellen, der sich weniger zum Marschall eignet«, urteilte sie streng. »Du liebe Güte, er ist Arzt. Warum nicht Baldwin?«
    Matthew sah von seiner Zeitung auf und zog eine Braue hoch. »Baldwin?«
    »Okay, nicht Baldwin«, verbesserte sich Miriam hastig. »Aber es muss doch noch jemanden geben.«
    »Könnte ich so wie früher unter zweitausend Rittern auswählen, dann gäbe es möglicherweise jemand anderen. Aber zurzeit stehen nur acht Ritter unter meinem Kommando  – von denen einer als neunter Ritter zählt, der nicht zu kämpfen braucht  –, dazu eine Handvoll Sergeanten und ein paar Knappen. Jemand muss Marschall sein. Ich habe Philippe als Marschall gedient. Jetzt ist Marcus an der Reihe.« Die Worte waren so altertümlich, dass ich beinahe losprusten wollte, aber Miriams ernste Miene hielt mich davon ab.
    »Hast du ihm befohlen, die Banner zu hissen?« Miriam und Matthew unterhielten sich weiter in einem Kriegsvokabular, das mir kaum verständlich war.
    »Was ist ein Marschall?« Mein Magen begann zu knurren, und prompt sprang der Toast aus dem Schlitz und segelte zur Kochinsel hinüber.
    »Matthews oberster Kriegsoffizier.« Miriam verfolgte, wie sich die Kühlschranktür von selbst öffnete.
    »Hier.« Matthew fing die Butter ab, als sie über seine Schulter schwebte, und reichte sie mir lächelnd und mit heiterer Miene, so als hätte er seine Kollegin gar nicht gehört. Matthew war, wiewohl ein Vampir, eindeutig ein Morgenmensch.
    »Die Banner, Matthew. Rufst du jetzt eine Armee zusammen?«
    »Natürlich tue ich das, Miriam. Schließlich redest vor allem du ständig vom Krieg. Du glaubst doch nicht, dass Marcus, Baldwin und ich der Kongregation allein gegenübertreten werden, wenn er tatsächlich ausbricht?«
»Was ist mit Fernando? Er ist bestimmt noch am Leben und wohlauf.«
    Matthew legte die Zeitung nieder und sah sie finster an. »Ich werde meine Strategie nicht mit dir besprechen. Hör auf, dich einzumischen, und überlass Marcus mir.«
    Jetzt war Miriam an der Reihe, aus dem Haus zu stürmen. Die Lippen wütend zusammengepresst, stakste sie zur Hintertür hinaus und in Richtung Wald.
    Ich aß schweigend meinen Toast, und Matthew beschäftigte sich wieder mit der Zeitung. Nach ein paar Minuten legte er sie beiseite und schnaufte ärgerlich. »Heraus damit, Diana. Ich kann riechen, dass dich etwas beschäftigt, und so kann ich mich nicht konzentrieren.«
    »Ach, es ist nichts weiter«, sagte ich, den Mund voller Toast. »Nur dass eine riesige Militärmaschinerie in Gang gesetzt wird, von der ich im Grunde nichts verstehe. Und in die du mich auch kaum einweihen wirst, da es sich um eine Art Bruderschaftsgeheimnis handelt.«
    »Dieu.« Matthew raufte sich die Haare, bis sie ihm vom Kopf abstanden. »Miriam handelt mir mehr Ärger ein als jede Kreatur, die mir bisher begegnet ist, Domenico Michele und meine Schwester Louisa mal ausgenommen. Wenn du mehr über die Ritter erfahren willst, erzähle ich es dir.«
    Zwei Stunden später schwirrte mir der Kopf, so viel Neues hatte ich über die Bruderschaft erfahren. Matthew hatte auf der Rückseite meiner DNA-Analyse die Organisation aufgezeichnet. Die Darstellung war unglaublich komplex  – und dabei war der militärische Arm noch gar nicht enthalten. Der militärische Teil wurde auf einem uralten, von meinen

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