Seelen der Nacht
zahlen.«
Mach der Göttin keine leichtfertigen Versprechen, Tochter, murmelte die alte Frau und schüttelte den Kopf. Du wirst sie halten müssen.
»Ihr könnt mir alles nehmen – ihr könnt jeden nehmen. Aber lasst ihn mir.«
Die Jägerin ließ sich mein Angebot durch den Kopf gehen und nickte. Er soll dir gehören.
Den Blick fest auf die beiden Frauen gerichtet, hob ich das Messer. Dann drückte ich Matthew an meinen Leib, damit er nicht sehen konnte, was ich tat. Ich streckte die Hand aus, schnitt mit der scharfen Klinge leicht durch Stoff und Haut und schlitzte meine linke Armbeuge auf. Mein Blut begann zu fließen, erst in einem dünnen Rinnsal, dann immer schneller. Ich ließ das Messer fallen und reckte den linken Arm vor, bis er sich vor seinem Mund befand.
»Trink«, sagte ich und hielt seinen Kopf fest. Matthews Lider hoben sich flatternd, und seine Nasenflügel begannen zu beben. Er erkannte den Duft meines Blutes und wollte sich aus meinem Griff winden. Doch meine Arme waren auf magische Weise mit dem Baumstamm in meinem Rücken verbunden und schwer und kräftig wie Eichenäste.
Ich drückte meinen offenen, blutenden Arm auf seinen Mund. »Trink.«
Durch meine Adern floss die Kraft von Baum und Erde, ein unerwartetes Geschenk an Lebenskraft für einen Vampir an der Schwelle zum Tod. Ich lächelte die Jägerin und den Geist der alten Frau dankbar an und begann Matthew mit meinem Körper zu nähren. Ich war jetzt die Mutter, die dritte Erscheinungsform der Göttin neben der Jungfrau und dem alten Weib. Mit der Hilfe der Göttin würde ihn mein Blut heilen.
Schließlich gab Matthew seinem Überlebensinstinkt nach. Seine Lippen hefteten sich an die weiche Haut über meiner Ellenbeuge. Seine Zunge ertastete den rissigen Einschnitt und öffnete dann die Wunde. Lang und fest sog er an meiner Ader. Kurz durchzuckte mich scharfe Angst.
Seine Haut verlor etwas von ihrer Blässe, aber mit dem Blut meiner Venen allein würde ich ihn nicht heilen können. Ich hoffte, dass er die Kontrolle verlieren würde, sobald er mich geschmeckt hatte, und dann von sich aus den nächsten Schritt tun würde, aber für alle Fälle tastete ich wieder nach dem weißen Messer.
Nach einem letzten Blick auf die Jägerin und die Hexe konzentrierte ich mich ganz auf meinen Ehemann. Sobald ich mich fester an den Baum lehnte, durchschoss mich neue Energie.
Während er trank, begann ich ihn zu küssen. Mein Haar fiel auf sein Gesicht, sodass sich mein Duft mit dem seines und meines Blutes mischte. Er sah zu mir auf, mit blassgrünen, verschwommenen Augen, als wäre er nicht ganz sicher, wer ich war. Wieder küsste ich ihn und schmeckte mein eigenes Blut auf seiner Zunge.
Mit zwei schnellen, geschmeidigen Bewegungen, die ich nicht hätte verhindern können, selbst wenn ich es versucht hätte, packte Matthew die Haare in meinem Nacken. Er zog meinen Kopf zur Seite und senkte seinen Mund auf meine Kehle. In diesem Moment war jede Angst verflogen; ich hatte mich meinem Schicksal ergeben.
»Diana«, sagte er und klang durch und durch zufrieden dabei.
So läuft das also ab, dachte ich. Daher kommen die Legenden.
Mein verbrauchtes, sauerstoffarmes Blut hatte ihm die Kraft gegeben, frischeres, lebendigeres Blut zu begehren. Matthews scharfe Schneidezähne schnitten in seine Unterlippe, auf der sich eine Blutperle bildete. Dann strichen seine Lippen sinnlich und leicht über meinen Hals. Ich bekam eine Gänsehaut, weil die Berührung unerwartet erotisch war. Wo sein Blut mein Fleisch berührte, wurde die Haut taub. Wieder zu Kräften gekommen, hielt er meinen Kopf fest umfasst.
Keine Fehler, betete ich.
Entlang meiner Halsschlagader spürte ich winzige Nadelstiche. Überrascht riss ich die Augen auf, als der erste Sog mir verriet, dass Matthew das Blut gefunden hatte, nach dem er gesucht hatte.
Ich presste Matthews Körper an meinen und ermutigte ihn, noch mehr zu trinken. Ich sah ihm an, wie erlöst er sich fühlte. Wie sehr er nach mir gedürstet hatte und wie viel Kraft es ihn gekostet hatte, mir zu widerstehen.
Matthew begann rhythmisch zu trinken und mein Blut in Wellen aus meinen Adern zu ziehen.
Matthew, hör mir zu. Dank Gerbert wusste ich, dass ich ihm mit meinem Blut Nachrichten übermitteln konnte. Ich hatte nur Angst, dass sie verlorengehen könnten und dass meine Kraft, mich ihm mitzuteilen, aufgezehrt werden könnte.
Er stockte kurz an meinem Hals und trank dann weiter.
Ich liebe dich.
Wieder stockte er
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