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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Kälte wurden immer intensiver und drangen unter das Gewebe vor, bis sie die Knochen und das Fleisch darunter versengten.
    Ich wollte mich den eisigen Flammen entwinden, wurde aber von zwei Vampiren festgehalten. Der Mund wurde mir ebenfalls fest zugehalten, sodass ich nur ein ersticktes, ängstliches Stöhnen ausstoßen konnte.
    »Ich kann die Arterie nicht sehen«, sagte Miriam ruhig. »Wir müssen erst die Wunde reinigen.« Sie lutschte kurz hörbar an der Stelle, um das Blut zu beseitigen. Dadurch wurde die Haut kurzfristig betäubt, doch sobald sie ihre Lippen wieder löste, kehrte der Schmerz intensiver als zuvor zurück und ließ das Adrenalin in meine Adern schießen, gleich darauf setzte die Panik ein. Plötzlich ragten die grauen Mauern von La Pierre um mich herum auf, und weil ich mich nicht bewegen konnte, glaubte ich mich wieder in Satus Gewalt.
    Matthews Finger bohrten sich in meine Schultern und holten mich in die Wälder hinter dem Haus der Bishops zurück. »Sag ihr genau, was du da tust, Miriam. Seit dieser finnischen Hexe fürchtet sie sich vor allem, was sie nicht sehen kann.«
    »Das sind nur ein paar Blutstropfen, Diana, die von meinem Handgelenk fallen«, erläuterte Miriam beruhigend. »Ich weiß, dass es wehtut, aber etwas Besseres haben wir im Augenblick nicht. Das Vampirblut wird deine Arterie schneller verschließen, als eine chirurgische Naht das könnte. Und du brauchst keine Angst zu haben. Das bisschen Blut kann dich keinesfalls zu einer von uns machen, schon gar nicht, wenn es nur an einer Stelle aufgetragen wird.«
    Nach ihrer Erklärung konnte ich spüren, wie ein Tropfen nach dem anderen in meine offene Wunde fiel. Dort vermischte er sich mit meinem Hexenfleisch, das daraufhin sofort Narbengewebe zu produzieren begann. Ein Vampir brauchte eine enorme Selbstbeherrschung, dachte ich, um diese Prozedur durchzuführen, ohne dabei seinem Hunger zu erliegen. Endlich hörten die glühend eisigen Tropfen auf.
    »Erledigt«, sagte Miriam hörbar erleichtert. »Jetzt muss ich nur noch den Schnitt vernähen.« Ihre Finger flogen über meinen Hals und zogen
und zurrten das Fleisch wieder zusammen. »Ich habe die Wunde möglichst glatt zu halten versucht, aber Matthew hat die Haut mit seinen Zähnen zerfetzt.«
    »Wir bringen dich jetzt ins Haus«, ergänzte Matthew.
    Er nahm meinen Kopf und meine Schultern, während Marcus meine Beine hochhob. Miriam ging nebenher und trug die Ausrüstung. Jemand hatte den Range Rover über das Feld an den Waldrand gefahren, wo er jetzt mit offener Heckklappe auf uns wartete. Miriam nahm Matthews Platz ein, und er kletterte in den Laderaum, um mich entgegenzunehmen.
    »Miriam«, flüsterte ich. Sie beugte sich über mich. »Wenn etwas schiefgeht …« Ich brachte den Satz nicht über die Lippen, aber ich wollte um jeden Preis verstanden werden. Ich war immer noch eine Hexe. Aber ich wäre lieber ein Vampir als tot.
    Sie sah mir tief in die Augen, wartete kurz ab und nickte dann. »Aber wage es nicht zu sterben. Er bringt mich um, wenn ich deine Bitte erfülle.«
    Während der holprigen Fahrt zum Haus redete Matthew ununterbrochen und gab mir jedes Mal, wenn ich einzuschlafen versuchte, einen Kuss. Er war zwar sanft, aber trotzdem riss es mich jedes Mal brutal aus meinen Träumen.
    Im Haus flitzten Sarah und Em durch die Zimmer, um Kissen und Decken einzusammeln. Daraus bereiteten sie ein Bett vor dem Kamin in der Stube. Sarah entzündete mit ein paar Worten und einer knappen Geste die Scheite. Die Flammen loderten auf, doch ich zitterte immer noch unkontrollierbar, denn die Kälte steckte mir tief in den Knochen.
    Matthew legte mich auf die Kissen und deckte mich zu, dann drückte Miriam einen Verband auf meinen Hals. Während sie damit beschäftigt war, unterhielten sich mein Mann und sein Sohn halblaut in einer Ecke.
    »Es würde ihr helfen, und ich weiß sehr wohl, wo ihre Lunge ist«, erklärte Marcus ungeduldig. »Ich werde nichts punktieren.«
    »Sie ist kräftig. Keinen Arterienkatheder. Ende der Diskussion. Beseitige lieber Juliettes Überreste«, befahl Matthew leise, aber streng.

    »Wird erledigt«, erwiderte Marcus. Er drehte sich um, kurz darauf fiel die Haustür ins Schloss, und dann sprang der Motor des Range Rover an.
    Die alte Standuhr am Eingang zählte die verstreichenden Minuten ab. Allmählich durchdrang die Wärme meinen Körper, und ich begann einzudösen. Matthew saß an meiner Seite und hielt meine Hand fest umschlossen, damit er mich

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