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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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euch durch.« Er sah immer noch viel zu fahl aus. Ich war nicht die Einzige, die viel Blut verloren hatte.
    »Du solltest nicht allein bleiben.«

    »Ich habe meine Tanten hier, von Miriam ganz zu schweigen, die mir schon in der Bodleian erklärt hat, dass ihre Zähne genauso scharf sind wie deine. Ich glaube ihr.« Inzwischen wusste ich wesentlich mehr über Vampirzähne als damals.
    »Bis Einbruch der Dunkelheit sind wir zurück«, erklärte er widerwillig und strich dabei mit dem Finger über meine Wange. »Brauchst du noch irgendwas, bevor ich gehe?«
    »Ich würde gern mit Ysabeau reden.« Sarah hatte heute Morgen so distanziert gewirkt, und ich sehnte mich danach, eine mütterliche Stimme zu hören.
    »Natürlich.« Er versuchte seine Überraschung zu überspielen, indem er in seiner Tasche nach dem Handy angelte. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, es aus dem Gebüsch zu holen. Er wählte mit einem einzigen Tastendruck Sept-Tours an.
    »Maman?« Aus dem Gerät ergoss sich ein Schwall von Französisch. »Es geht ihr gut«, unterbrach Matthew sie beschwichtigend. »Diana möchte  – sie hat darum gebeten, dich zu sprechen.«
    Es blieb kurz still, dann hörte ich ein knappes, klares: »Oui.«
    Matthew reichte mir das Handy.
    »Ysabeau?« Mir brach die Stimme, und plötzlich standen mir Tränen in den Augen.
    »Ich bin hier, Diana.« Ysabeau klang so musikalisch wie eh und je.
    »Ich hätte ihn beinahe verloren.«
    »Du hättest ihm gehorchen und dich so weit wie möglich von Juliette fernhalten sollen«, tadelte Ysabeau mich scharf, doch im nächsten Moment wurde ihre Stimme weich. »Aber ich bin froh, dass du es nicht getan hast.«
    Dann begann ich wirklich zu weinen. Matthew strich mir die Haare aus der Stirn und steckte die störrische Strähne hinter meinem Ohr fest, ehe er mich allein ließ.
    Mit Ysabeau konnte ich über meine Trauer sprechen, ihr konnte ich gestehen, dass ich es versäumt hatte, Juliette bei der ersten Gelegenheit zu töten. Ich erzählte ihr alles  – von Juliettes merkwürdigem Auftauchen und ihrem eigenartigen Kuss, von meiner Angst, als Matthew
mein Blut zu trinken begann, wie es sich angefühlt hatte, erst zu sterben und dann unvermittelt ins Leben zurückzukehren. Matthews Mutter verstand mich, so wie ich es erwartet hatte. Nur einmal unterbrach mich Ysabeau  – als ich ihr von der Jungfrau und dem alten Weib erzählte.
    »Also hat die Göttin meinen Sohn gerettet«, murmelte sie. »Offenbar hat sie Sinn für Gerechtigkeit  – und für Humor auch. Aber diese Geschichte ist für heute zu lang. Wenn du wieder nach Sept-Tours kommst, werde ich sie dir erzählen.«
    Als sie den Namen des Châteaus aussprach, spürte ich das Heimweh wie einen scharfen Stich. »Ich wünschte, ich wäre dort. Ich bin nicht sicher, ob ich in Madison alles lernen kann, was ich wissen muss.«
    »Dann sollten wir einen anderen Lehrer finden. Irgendwo gibt es bestimmt ein Geschöpf, das dir helfen kann.«
    Ysabeau erteilte mir eine Reihe von Anweisungen: Matthew zu gehorchen, auf ihn aufzupassen, auf mich selbst aufzupassen und sobald wie möglich ins Château zurückzukommen. Ich erklärte mich ungewöhnlich folgsam zu allem bereit und beendete dann das Gespräch.
    Nach einer kurzen Höflichkeitspause öffnete Matthew die Tür und kam wieder herein.
    »Danke«, sagte ich schniefend und hielt ihm das Handy hin.
    Er schüttelte den Kopf. »Du kannst es behalten. Ruf Marcus oder Ysabeau an, wenn dir danach ist. Sie haben die Kurzwahltasten zwei und drei. Du brauchst sowieso ein neues Handy und auch eine neue Uhr. Deine Batterie hält nicht mehr lange.« Matthew legte mich sanft auf das Kissen und küsste mich auf die Stirn. »Miriam arbeitet im Esszimmer, aber sie hört jeden Mucks.«
    »Sarah und Em?«, fragte ich.
    »Warten darauf, zu dir zu können«, antwortete er lächelnd.
     
    Nachdem meine Tanten das Zimmer wieder verlassen hatten, schlief ich ein paar Stunden, bis mich ein rastloses Verlangen nach Matthew weckte.
    Em stand aus dem kürzlich wieder aufgetauchten Schaukelstuhl
meiner Großmutter auf und kam mit einem Glas Wasser zu mir. Ihre Stirn war von tiefen Falten gezeichnet, die vor ein paar Tagen noch nicht da gewesen waren. Grandma saß auf dem Sofa, starrte auf die Vertäfelung neben dem Kamin und wartete ganz offensichtlich auf eine neue Botschaft des Hauses.
    »Wo ist Sarah?« Ich schloss die Finger um das Glas. Meine Kehle war immer noch spröde wie Pergament, und ein Schluck Wasser

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