Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
Vom Netzwerk:
sein.«
    Noch ehe ich antworten konnte, zog er die Tür auf. Dutzende neugieriger Blicke richteten sich drückend, kribbelnd und eisig auf mich. Der Raum war voller Dämonen, Hexen, Vampire. Sie saßen auf grellbunten Matten  – teils im Schneidersitz, teils kniend  – und warteten darauf, dass die Stunde anfing. Ein paar Dämonen trugen Kopfhörer. Die Hexen unterhielten sich leise. Die Vampire saßen reglos und mit ausdrucksloser Miene da.
    Mir klappte der Kiefer nach unten.
    »Entschuldige«, sagte Clairmont. »Ich hatte Angst, dass du nicht mitkommen würdest, wenn ich es dir verraten hätte  – und es ist wirklich der beste Yogakurs in ganz Oxford.«

    Eine große Hexe mit kurzem, lackschwarzem Haar und milchkaffeebrauner Haut kam auf uns zu, und alle anderen wandten sich wieder ab, um sich erneut in ihre Meditation zu versenken. Clairmont, der sich bei unserem Eintritt kurz angespannt hatte, entspannte sich spürbar, als die Hexe vor uns stehen blieb.
    »Matthew.« Ihre rauchige Stimme war von einem indischen Akzent unterlegt. »Willkommen.«
    »Amira.« Er nickte zur Begrüßung. »Das ist die Frau, von der ich dir erzählt habe, Diana Bishop.«
    Die Hexe betrachtete mich eingehend und schien dabei jedes Detail meines Gesichtes zu studieren. Sie lächelte. »Diana. Schön, dass du gekommen bist. Hast du schon einmal Yoga gemacht?«
    »Ja.« Frisch erwachte Angst brachte mein Herz zum Pochen. »Aber hier war ich noch nie.«
    »Willkommen in der Old Lodge«, sagte sie mit einem herzlichen, breiten Lächeln.
    Ich fragte mich, ob irgendwer hier von Ashmole 782 wusste, aber ich konnte kein vertrautes Gesicht entdecken, und die Atmosphäre wirkte offen und freundlich, ohne dass ich etwas von den Spannungen gespürt hätte, die sich gewöhnlich zwischen den unterschiedlichen Geschöpfen aufstauten. Trotzdem war mir beinahe übel vor Aufregung.
    Eine warme, feste Hand umschloss mein Handgelenk, und augenblicklich schlug mein Herz langsamer und mir wurde wohler. Ich sah Amira erstaunt an. Wie hatte sie das angestellt?
    Sie ließ mein Handgelenk los, doch mein Puls blieb ruhig. »Ich hoffe, dass ihr beide euch wohlfühlen werdet«, sagte sie zu Clairmont. »Macht es euch bequem, dann fangen wir an.«
    Wir rollten unsere Matten hinten im Raum aus, dicht bei der Tür. Rechts von mir war ein Platz frei, aber daneben saßen zwei Dämonen mit geschlossenen Augen in der Lotusposition. Meine Schulter kribbelte. Ich schreckte auf und fragte mich, wer mich wohl beobachtete. Sofort verschwand das Gefühl wieder.
    Entschuldige , hörte ich eine schuldbewusste Stimme deutlich in meinem Kopf.

    Die Stimme kam vom vorderen Ende des Raumes, aus derselben Richtung wie das Kribbeln. Amira sah jemanden in der ersten Reihe streng an, dann rief sie den Kurs zur Ordnung.
    Aus reiner Gewohnheit nahm ich den Schneidersitz ein, sobald sie zu sprechen begann, und nach ein paar Sekunden folgte Clairmont meinem Beispiel.
    »Bitte schließt jetzt die Augen.« Amira drückte auf eine winzige Fernbedienung, und aus Wänden und Decken strömten die leisen Klänge eines meditativen Gesanges. Es schien etwas Mittelalterliches zu sein, und einer der Vampire seufzte glücklich auf.
    Mein Blick wanderte über den kunstvollen Stuck an der Decke des Raumes, der einst als Versammlungshalle gedient haben musste.
    »Schließt die Augen«, wiederholte Amira freundlich. »Manchmal ist es nicht einfach, unsere Sorgen, unsere Gedanken, unser Ego loszulassen. Genau darum aber sind wir heute Abend hier.«
    Die Worte klangen vertraut  – Variationen zu diesem Thema hatte ich schon in anderen Yogakursen gehört  –, aber in diesem Raum gewannen sie eine neue Bedeutung.
    »Wir sind heute Abend hier, um zu lernen, wie wir mit unserer Energie haushalten können. Die meiste Zeit kämpfen wir angestrengt darum, jemand zu sein, der wir nicht sind. Lasst diese Wünsche los. Lernt zu schätzen, wer ihr seid.«
    Amira führte uns durch ein paar sanfte Dehnübungen und ließ uns hinknien, damit sich unsere Wirbelsäule erwärmte, bevor wir uns erhoben und in den Herabschauenden Hund vorbeugten. Wir hielten die Position ein paar Atemzüge lang, dann trippelten die Hände zu den Füßen zurück, und wir richteten uns wieder auf.
    »Verwurzelt eure Füße in der Erde«, wies sie uns an, »und geht in die Bergposition.«
    Ich konzentrierte mich auf meine Füße und spürte einen unerwarteten Energiestoß aus dem Boden. Sofort riss ich meine Augen wieder auf.
    Wir

Weitere Kostenlose Bücher