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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Morgen  – da kannst du essen, was du willst. Möchtest du vor dem Abendessen lieber alleine sein, oder riskierst du eine Partie Billard gegen mich?« Hamish war ein extrem guter Billardspieler und noch besser beim Snooker, das er als Teenager gelernt hatte. Sein erstes Geld hatte er in den Billardhallen von Glasgow verdient, und er schlug fast jeden Gegner. Matthew weigerte sich, gegen ihn Snooker zu spielen, weil es, wie er Hamish erklärt hatte, keinen Spaß machte, immer nur zu verlieren. Der Vampir hatte versucht, Hamish stattdessen für Karambolage zu begeistern, jene alte französische Variante des Billardspiels, doch dabei hatte dann grundsätzlich Matthew gewonnen. English Billiard, eine Poolbillard-Variante mit drei Kugeln, war der Kompromiss.
    Matthew konnte keiner Herausforderung widerstehen. »Ich ziehe mich nur kurz um, dann treffen wir uns im Salon.«
    Der filzbespannte Billardtisch befand sich in einem Raum gegenüber der Bibliothek. Hamish stand schon in Pullover und Baumwollhose bereit, als Matthew im weißen Hemd und Jeans zu ihm stieß. Der Vampir trug ungern Weiß, weil er darin noch fahler und geisterhafter aussah, aber es war das einzige anständige Hemd, das er mitgenommen hatte. Er hatte für eine Jagdpartie, nicht für eine Dinnerparty gepackt.
    Er griff nach seinem Queue und stellte sich ans Tischende. »Fertig?«
    Hamish nickte. »Spielen wir eine Stunde, in Ordnung? Danach gehen wir nach unten und trinken etwas.«
    Die beiden Männer beugten sich über ihre Queues. »Sei nicht so streng mit mir, Matthew«, murmelte Hamish, dann stießen sie die Kugeln an. Der Vampir schnaubte, als beide Kugeln ans andere Ende rollten, an die Bande prallten und wieder ein Stück zu ihnen zurückkamen.
    »Ich nehme Weiß«, sagte Matthew, als die Kugeln zum Stillstand kamen und seine näher an der Bande liegen blieb. Er nahm die andere
vom Filz und warf sie Hamish zu. Der Dämon setzte eine rote Kugel auf ihren Punkt und trat zurück.
    Genau wie beim Jagen hatte Matthew keine Eile mit dem Punkten. Erst absolvierte er fünfzehn sogenannte Hazards, bei denen er die rote Kugel jedes Mal in einem anderen Loch versenkte. »Wenn du gestattest«, meinte er gedehnt und deutete auf den Tisch. Kommentarlos setzte der Dämon die gelbe Kugel auf den Filz.
    Jetzt wechselte Matthew zwischen simplen Hazards und den komplizierteren Cannons, die eigentlich nicht seine Stärke waren. Dabei versuchte er mit demselben Stoß Hamishs gelbe Kugel und die rote Kugel zu treffen, was nicht nur Kraft, sondern auch Finesse erforderte.
    »Wo hast du die Hexe gefunden?«, fragte Hamish beiläufig, nachdem Matthew mit einem Stoß beide Kugeln versenkt hatte.
    Matthew legte sich die weiße Kugel zurecht und zielte. »In der Bodleian Library.«
    Überrascht zog der Dämon die Brauen hoch. »In der Bodleian? Seit wann treibst du dich in Bibliotheken herum?«
    Matthew beging ein Foul, die weiße Kugel sprang über die Bande und polterte auf den Boden. »Seit ich im Konzert war und dort gehört habe, wie sich zwei Hexen über eine Amerikanerin ausgelassen haben, die ein lange verloren geglaubtes Manuskript in die Finger bekommen hat«, erklärte er. »Mir wollte nicht in den Kopf, warum die Hexen so geiferten.« Wütend über seinen Fehler trat er vom Tisch zurück.
    Hamish spielte schnell seine fünfzehn Hazards. Matthew setzte seine Kugel auf den Tisch und griff nach der Kreide, um Hamishs Punkte zu notieren.
    »Also bist du in die Bibliothek spaziert und hast sie in ein Gespräch verwickelt, um mehr zu erfahren?« Der Dämon versenkte alle drei Kugeln mit einem einzigen Stoß.
    »Ich habe mich auf die Suche nach ihr gemacht, ja.« Matthew sah zu, wie Hamish am anderen Ende des Tisches Position bezog. »Ich war neugierig.«
    »Hat sie sich gefreut, dich zu sehen?«, fragte Hamish freundlich und kombinierte ein weiteres Mal. Er wusste, dass sich Vampire, Hexen
und Dämonen nicht mischten. Seine Freundschaft mit Matthew war schon relativ ungewöhnlich, und Hamishs dämonische Freunde hielten ihn für verrückt, weil er einen Vampir so nahe an sich heranließ. In Nächten wie dieser beschlich ihn manchmal der Verdacht, dass sie recht haben könnten.
    »Eher weniger. Anfangs hatte Diana Angst, auch wenn sie sich ohne mit der Wimper zu zucken meinem Blick stellte. Ihre Augen sind wirklich einzigartig  – blau und golden und grün und grau«, sinnierte Matthew. »Und später hätte sie mich am liebsten verprügelt. Sie roch ausgesprochen

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