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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Maronenkuchen auf. Noch bevor er die Gabel in den Mund schob, wurden seine Augen groß. »Kastanien?«
    »Nichts außer Kastanien, Olivenöl und etwas Backpulver.«
    »Und Salz. Und Wasser, Rosmarin und Pfeffer«, kommentierte er gelassen und nahm noch einen Bissen.
    »Bei deinen eingeschränkten Ernährungsgewohnheiten ist es bestimmt praktisch, dass du genau weißt, was du dir in den Mund schiebst«, grummelte ich.
    Nachdem das Essen mehr oder weniger vorüber war, begann ich mich zu entspannen. Wir plauderten über Oxford, während ich die Teller abräumte und Käse, Beeren, Walnüsse und geröstete Maronen auf den Tisch stellte.
    »Bedien dich«, sagte ich und stellte einen leeren Teller vor ihn hin.
Matthew atmete den Duft der Walderdbeeren ein und griff glücklich seufzend nach einer Walnuss.
    »Die mag ich am liebsten«, bemerkte er. Er knackte die harte Nuss problemlos mit den Fingern und ließ das Fleisch aus der Hülle springen. Der an der Schüssel hängende Nussknacker war bei einem Vampir am Tisch eindeutig überflüssig.
    »Wie rieche ich eigentlich?«, fragte ich und spielte am Stiel meines Weinglases herum. Ein paar Sekunden hatte ich den Eindruck, dass er mir nicht antworten würde. Das Schweigen dehnte sich, dann sah er mich wehmütig an. Seine Lider senkten sich, und er atmete tief ein.
    »Du riechst nach Weidensaft. Und nach Kamille, die von nackten Füßen zertreten wurde.« Er schnupperte wieder und ließ ein kleines, trauriges Lächeln aufscheinen. »Außerdem rieche ich Geißblatt und altes Eichenlaub«, sagte er leise im Ausatmen, »vermischt mit blühenden Haselsträuchern und den ersten Frühlingsnarzissen. Und uralte Aromen  – wie Schwarznessel, Weihrauch und Frauenmantel. Gerüche, die ich vergessen zu haben glaubte.«
    Er öffnete langsam die Augen, und ich blickte in die graue Tiefe, mit angehaltenem Atem, um den Bann nicht zu brechen, den er mit seinen Worten über mich gelegt hatte.
    »Was ist mit mir?«, fragte er, ohne den Blick abzuwenden.
    »Zimt …«, sagte ich zögerlich, »und Gewürznelken. Manchmal riechst du auch nach Nelkenblüten  – nicht nach denen in den Blumenläden, sondern den altmodischen, die in englischen Bauerngärten wachsen.«
    »Gartennelken.« In Matthews Augenwinkeln bildeten sich kleine Lachfältchen. »Nicht schlecht für eine Hexe.«
    Ich griff nach einer Marone. Die Nuss in beiden hohlen Händen bergend, rollte ich sie hin und her und spürte, wie sich die Wärme durch meine plötzlich kalten Arme ausbreitete.
    Matthew lehnte sich wieder zurück und musterte mich mit blitzschnellen Augenbewegungen. »Wie hast du entschieden, was du mir heute Abend vorsetzt?« Er deutete auf die Beeren und Nüsse, die noch übrig geblieben waren.

    »Das war keine Zauberei. Die zoologische Fakultät hat mir sehr geholfen«, erklärte ich.
    Er sah mich verdattert an und lachte dann laut auf. »Du hast in der zoologischen Fakultät nachgefragt, was du mir zu essen geben sollst?«
    »Nicht so offen«, verteidigte ich mich. »Im Internet gab es Rezepte mit rohen Zutaten, aber nachdem ich das Fleisch gekauft hatte, wusste ich nicht mehr weiter. Darum habe ich nachgefragt, wie sich Wölfe ernähren.«
    Matthew schüttelte den Kopf, aber er lächelte immer noch, und meine Verunsicherung legte sich wieder. »Danke«, sagte er schließlich. »Mir hat schon sehr lange niemand mehr etwas zu essen gemacht.«
    »Gern geschehen. Am schwierigsten war der Wein.«
    Matthews Augen leuchteten auf. »Wo wir gerade von Wein sprechen«, sagte er, stand auf und faltete seine Serviette zusammen. »Ich habe uns etwas für nach dem Essen mitgebracht.«
    Er bat mich, zwei frische Gläser aus der Küche zu holen. Als ich zurückkam, stand eine alte, leicht schiefe Flasche auf dem Tisch. Auf dem verblassten cremefarbenen Etikett erkannte ich einen schlichten Schriftzug und eine kleine Krone. Matthew bohrte den Korkenzieher vorsichtig in den bröseligen und vom Alter geschwärzten Korken.
    Seine Nasenflügel bebten, als er ihn herauszog, und sein Blick erinnerte mich an den einer Katze, die gerade einen köstlichen Kanarienvogel zwischen den Pfoten hält. Der Wein, der aus der Flasche rann, war dick wie Sirup und funkelte golden im Kerzenlicht.
    »Riech mal«, befahl er und reichte mir eines der Gläser, »und sag mir dann, was du denkst.«
    Ich schnupperte kurz und schnappte nach Luft. »Er riecht wie Karamell und Beeren«, antwortete ich und rätselte, wie etwas Gelbes so rot riechen

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