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Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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her, und Aldís brach der kalte Schweiß auf der Stirn aus, als sie auf das Tropfen des Wassers auf dem zerkratzten Stahl des Spülbeckens lauschte. Sie stellte sich vor, dass jemand am Spülbecken stand, die Tropfen zählte und auf sie wartete. Wann kommt sie denn nur? Eins, zwei, drei … Aldís schluckte und wandte ihren Blick von der Tür ab. Durch die alten, ausgewaschenen Gardinen sah man die rabenschwarze Fensterscheibe, dahinter warteten die Dunkelheit und die Nacht. Aldís eilte zum Fenster und zog die Gardinen weiter zu. Etwas sagte ihr, dass sie die Umrisse eines anderen Gesichts sähe, wenn sie hinausschaute.
    Sie wollte gar nicht mehr wissen, was Einar auf dem Gewissen hatte. Sie wollte auch nicht mehr wissen, was aus dem entstellten Baby geworden war. Sie wollte nur noch ins Bett und sich die Decke über den Kopf ziehen.

5. Kapitel
    In dem fensterlosen Besprechungsraum hing ein schwerer, chemischer Geruch, eine Mischung aus allen Düften, mit denen sich die Anwesenden am Morgen eingesprüht hatten. Óðinn juckte es in der Nase, und er fühlte sich, als bohre ihm jemand ein Loch in die Stirn. Zudem hatte er klitschnasse Füße, und bei jeder kleinsten Bewegung drang ein leises Quietschen aus seinem rechten Schuh. Und an allem waren die Sparmaßnahmen schuld. Es gab weder Geld, um ein paar Meter Belüftungsschächte zu legen, ein Gebläse zu kaufen und den fensterlosen Raum zu belüften noch um mit dem Besitzer des benachbarten Parkhauses über Mitarbeiterparkplätze zu verhandeln. Für die Kollegen, die mit dem Auto zur Arbeit fuhren, lag die Behörde am ungünstigsten Platz in der Innenstadt, und wenn Óðinn Rún in der Schule abgesetzt hatte, hatten die Schüler des Gymnasiums bereits alle kostenfreien Parkplätze in der Umgebung besetzt. Deshalb hatte er einen Riesenumweg machen und durch den Schneematsch waten müssen.
    »Und du? Wie läuft es mit deinem Projekt?«
    Als es im Anschluss an die Frage still im Raum blieb, merkte Óðinn, dass Heimir ihn angesprochen hatte. Er hatte bei dem trockenen, langweiligen Gelaber in diesem typischen Montagsmeeting, an dem die Weichen für die kommende Arbeitswoche gestellt werden sollten, völlig abgeschaltet. Old Spice, nasse Füße und Parkplätze schwirrten ihm durch den Kopf. Ursprünglich hatten sie bei diesen Meetings stehen sollen, damit sie sich kurz und knapp hielten, aber es hatte nicht lange gedauert, bis alle saßen und sich festquatschten – zumal nichts wirklich Dringendes auf sie wartete.
    »Es lichtet sich langsam.«
    Óðinn hätte am liebsten nichts weiter gesagt, damit das Meeting früher beendet wäre, aber da sein Chef sie ständig aufforderte, ihre Projekte ausführlich zu erläutern, spielte er lieber mit.
    »Ich habe mir einen Überblick über Róbertas bisherige Ergebnisse verschafft und arbeite weiter daran. Die Unterlagen sind sehr umfangreich, neben den Aktenordnern gibt es noch sechs Kartons mit Ausgangsmaterial, die ich fast ganz durchgesehen habe. Dabei handelt es sich um Fotos, Quittungen, Listen über die Heimbewohner und dergleichen. Róberta scheint alles Wichtige in die Ordner sortiert zu haben. Es ist ein bisschen unheimlich, wie sorgfältig sie die Sachen abgeheftet hat. Als hätte sie gespürt, dass sie das Projekt nicht zu Ende bringen würde und jemand anders es übernehmen muss.«
    Óðinns Kollegen senkten verlegen die Köpfe oder musterten konzentriert die bunten Landschaftsfotos an der Wand. Diljá war die Einzige, die die Tatsache, dass Róberta erwähnt wurde, nicht komplett ignorierte. Gedankenversunken strich sie sich imaginären Staub von den rotlackierten Fingernägeln.
    »Ich glaube, wenn sie gewusst hätte, dass ihre Zeit gekommen ist, hätte sie sich einen anderen Ort ausgesucht als hier. Es ist doch furchtbar, auf seinem Schreibtischstuhl zu sterben«, sagte sie, ohne zu bemerken, dass die anderen bei diesen Worten noch verlegener wurden. Selbst Óðinn spürte ein Ziehen im Bauch, wenn er sich den schrecklichen Anblick vorstellte. Ob der Erste, der eingetroffen war, sie für schlafend gehalten hatte? Sie vielleicht sogar angetippt und dabei gemerkt hatte, dass sie unnatürlich steif war? Diljá blies eine winzige Kaugummiblase, die sofort platzte.
    »Mit den Sachen lässt sich also was anfangen?«, fragte Heimir.
    Óðinn verdrängte das Bild der toten Frau, die auf die langen Neonröhren an der Raufaserdecke starrte.
    »Ja, an ihrer Arbeit ist nichts auszusetzen«, antwortete er und versuchte

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