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Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition)

Titel: Seelen im Eis: Island-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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an. Langsam drehte sie sich in die Richtung, aus der sie kamen, und folgte ihnen mit dem Blick so weit wie möglich. Jemand war aus der dunklen Ödnis hergekommen. Und seine Spuren waren frischer als die von Einar, tiefer und deutlicher. Aldís richtete sich vorsichtig auf und wich vom Fenster bis an die Hausecke zurück. Dort schaufelte sie eilig Schnee über Einars und ihre Fußspuren und verdrängte den Gedanken an den Fremden, der womöglich im Dunkeln lauerte. Vielleicht war es dieselbe Person, die auch im Speiseraum gewesen war. Aldís hätte sich nicht gewundert, wenn sie bei dieser Vorstellung wieder den scharfen Blutgeruch wahrgenommen hätte. Im Vergleich dazu waren die Kopfschmerzen und die Übelkeit auf einmal nur noch Lappalien.
    Sie lehnte die Schaufel wieder an die Wand und blickte zum Stall. Eben war ihr der Weg dorthin noch kurz vorgekommen, doch jetzt schien er furchtbar weit. Der Himmel machte keine Anstalten, dem Mond noch einmal Durchschlupf zu gewähren, und Aldís blieb zögernd auf dem Treppenabsatz stehen. Sie wusste nicht, was ihr mehr Angst einflößte: dass die Flasche entdeckt würde oder dass sie den Weg zum Stall hin- und zurücklaufen musste. Sie schluckte und bestärkte sich, loszugehen. Wenn ihr jemand zu nahe käme, würde sie lauthals um Hilfe schreien. Sie kam gut voran und hatte den Stall fast erreicht, als ihr einfiel, dass sie auf dem Rückweg nach jedem Schritt stehenbleiben und mit einem Fuß die Spuren hinter sich verwischen musste. Auf diese Weise würde sie nur langsam vorwärtskommen. Doch nun war es zu spät zum Umkehren, sie hatte nur noch ein paar Schritte vor sich. Aldís machte einen Satz zur Tür und ging hinein.
    Es war warm im Stall, und in den Ständern schauten die Kühe schläfrig auf, um zu sehen, wer sie besuchen kam. Teilnahmslos senkten sie wieder ihre Köpfe. Die schon wieder. Und diesmal alleine. Aldís’ Übelkeit wurde bei dem Stallgeruch schlimmer – der perfekte Ort, um seinen Magen zu entleeren. Sie hielt sich die Nase zu, marschierte in die Kaffeestube und tastete nach dem Lichtschalter. Als die Glühbirne aufflackerte, wurde sie geblendet, und die Kopfschmerzen kamen zurück.
    Die Ursache für ihr Problem und ihre Übelkeit lag auf dem Boden hinter einem Stuhl. Die Flasche war zu und noch zu einem Drittel voll. Wenn Aldís sie mit Wasser auffüllte und wieder an ihren Platz stellte, würde der Diebstahl erst viel später entdeckt werden, wenn sie längst über alle Berge wäre. Leider würde der Verdacht dann auf die Arbeiter fallen, aber das ließ sich nicht ändern. Bitte verzeiht mir.
    Bevor sie das Licht wieder ausschaltete, kontrollierte sie den Raum auf weitere Hinweise ihres nächtlichen Abenteuers. Sie hob die schmutzige Decke vom Boden auf und verdrängte die Erinnerung daran, was sie darauf gemacht hatten. Da sie nicht mehr wusste, woher sie sie genommen hatten, stopfte sie sie in eine Kiste in der Ecke.
    Dann schaltete sie das Licht aus und hielt sich wieder die Nase zu, bevor sie zurück in den Stall ging. Als sie gerade die Tür hinter sich zuziehen wollte, sah sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung vor dem kleinen Fenster der Kaffeestube. Aldís hielt die Luft an und wäre fast in Ohnmacht gefallen. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren! Instinktiv hatte sie die Augen zugekniffen, zwang sich aber, sie wieder zu öffnen und zum Fenster zu schauen.
    Nichts zu sehen. Nur die schmutzige Fensterscheibe und die graue Fläche dahinter. Doch kurz zuvor war definitiv jemand oder etwas dort vorbeigehuscht. Solange sie nicht wusste, wer oder was es war, würde sie nicht rausgehen. Da ließ sie sich lieber von Veigar oder den Arbeitern morgen früh mit der Flasche in der Hand entdecken. Und dieser Moment rückte näher.
    Bei dieser realistischen Vorstellung fasste sie Mut, sich zum Fenster zu tasten. Sollte sie einen Blick hinaus wagen, sich vielleicht unter dem Fenster verstecken, falls das, was da draußen war, hineinschaute? Was war schlimmer? Rauszuschauen und ein Ungetüm zu sehen oder sich von ihm betrachten zu lassen? Letzteres wäre viel unheimlicher. Aldís schob vorsichtig den Tisch zum Fenster und fuhr zusammen, als unter einem Tischbein eine Bodendiele knarrte. Sie hatte keine Ahnung, ob das Geräusch durch die Stallwand nach draußen drang. Ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust, sie stand reglos da und versuchte, ruhig zu atmen. Nichts geschah. Ob es nur der Vogel gewesen war? Aldís biss sich auf die Lippe und verwarf

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