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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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gleichmäßigen Laufschritt. Es fühlte sich gut an, als meine Muskeln warm wurden.
    Ich nahm an, dass ich Doc hier antreffen würde, aber wenn es nötig war, würde ich auch warten. Er würde allein sein. Armer Doc, das war jetzt meistens so.
    Doc schlief seit der Nacht, in der wir Jamie das Leben gerettet hatten, in seinem Krankenflügel. Sharon hatte ihre Sachen aus ihrem gemeinsamen Zimmer in das ihrer Mutter geräumt und Doc wollte nicht allein in dem leeren Raum schlafen.
    So viel Hass. Sharon gab lieber ihr eigenes Glück auf und Docs dazu, als ihm zu verzeihen, dass er mir geholfen hatte, Jamie zu heilen.
    Sharon und Maggie traten in den Höhlen kaum mehr in Erscheinung. Sie sahen an jedem vorbei, so wie sie anfangs nur an mir vorbeigeschaut hatten. Ich fragte mich, ob das anders werden würde, wenn ich weg war, oder ob die beiden so in ihren Groll verbohrt waren, dass es zu spät für sie war, sich noch zu ändern.
    Was für eine unglaublich dumme Art, wertvolle Lebenszeit zu verschwenden.
    Zum ersten Mal kam mir der südliche Tunnel kurz vor. Ich hatte das Gefühl, noch nicht mal die Hälfte des Weges zurückgelegt zu haben, als ich Docs Licht schwach durch den unregelmäßigen Bogen leuchten sah. Er war zu Hause.
    Ich verlangsamte meine Schritte. Ich wollte ihm keinen Schreck einjagen, ihn nicht glauben machen, es handle sich um einen Notfall.
    Er erschrak trotzdem, als ich leicht atemlos unter dem steinernen Torbogen auftauchte, und sprang hinter seinem Schreibtisch auf. Das Buch, in dem er gelesen hatte, fiel ihm aus der Hand.
    »Wanda? Ist irgendwas passiert?«
    »Nein, Doc«, versicherte ich ihm. »Alles in Ordnung.«
    »Braucht mich jemand?«
    »Nur ich.« Ich lächelte ihn schwach an.
    Er kam neugierig um seinen Schreibtisch herum auf mich zu. Einen halben Schritt von mir entfernt blieb er stehen und hob eine Augenbraue. Sein langes Gesicht war freundlich, alles andere als angsteinflößend. Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass er auf mich einst wie ein Monster gewirkt hatte.
    »Du bist jemand, der sein Wort hält«, begann ich.
    Er nickte und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich hob eine Hand.
    »Niemand wird diese Eigenschaft jemals stärker auf die Probe stellen als ich jetzt«, warnte ich ihn.
    Mit verwirrtem und wachsamem Blick wartete er ab.
    Ich holte tief Luft, spürte, wie sich meine Lungen ausdehnten.
    »Ich weiß, wie es geht. Das, wofür du so viele Leben geopfert hast. Ich weiß, wie man Seelen von ihren Körpern trennt, ohne einem von ihnen Schaden zuzufügen. Natürlich weiß ich das. Wir alle müssen das für den Notfall wissen. Ich habe diese Notfallaktion sogar einmal selbst durchgeführt, als ich ein Bär war.«
    Ich sah ihn an und wartete auf eine Reaktion. Es dauerte eine ganze Weile und seine Augen wurden mit jeder Sekunde ungläubiger.
    »Warum erzählst du mir das?«, brachte er schließlich hervor.
    »Weil ich … weil ich das Wissen, das du brauchst, an dich weitergeben werde.« Ich hob erneut meine Hand. »Aber nur, wenn du mir im Gegenzug das gibst, was ich will. Ich sage dir gleich, dass es dir genauso schwerfallen wird, mir das zu geben, was ich will, wie mir, dir das zu geben, was du willst.«
    Sein Gesicht war entschlossener, als ich es je zuvor gesehen hatte. »Nenn mir deine Bedingungen.«
    »Du darfst sie nicht töten - die Seelen, die du entnimmst. Du musst mir dein Wort geben, dass du sie sicher in ein anderes Leben geleiten wirst. Das birgt eine gewisse Gefahr in sich - ihr braucht Tiefkühlbehälter und ihr müsst die Seelen auf Raumschiffe verladen, die den Planeten verlassen. Ihr müsst sie zum Weiterleben in eine andere Welt schicken. Aber sie werden euch nichts tun können. Sobald sie auf ihrem nächsten Planeten ankommen, werden eure Enkel schon nicht mehr leben.«
    Würden diese Bedingungen meine Schuldgefühle, was diese Sache anging, lindern? Nur, wenn ich Doc vertrauen konnte.
    Er dachte scharf nach, während ich ihm alles erklärte. Ich beobachtete sein Gesicht, um zu sehen, was er auf meine Forderung antworten würde. Er sah nicht wütend aus, aber seine Augen waren immer noch ungläubig.
    »Du willst nicht, dass wir die Sucherin umbringen?«, vermutete er.
    Ich beantwortete seine Frage nicht, weil er die Antwort nicht verstehen würde; ich wollte, dass sie sie umbrachten. Genau das war das Problem. Stattdessen erklärte ich weiter.
    »Sie wird die Erste sein, der Testlauf. Solange ich noch hier bin, möchte ich sichergehen, dass ihr

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