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Seelenangst

Seelenangst

Titel: Seelenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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er es nicht einschätzen könne. Ohnehin müsse man die Dinge nehmen, wie Gott sie fügt.«
    »Der Drache wusste, wo ich war. Wie kann er davon erfahren haben?« Clara schwieg einen Moment. »Könnte es nicht sein, dass hinter dem Drachen jemand steht, der intelligenter und vor allem sehr viel mächtiger ist? Jemand, dem solche Kulte vertraut sind und der sehr viel darüber weiß?«
    MacDeath spann den Gedanken weiter. »Weil er gegen den Satan kämpft und sich mit den Geheimnissen der satanischen Kulte auskennt wie kaum ein Zweiter. Der das Motiv des Drachen deshalb so genau erklären kann, weil er es ihm selbst erklärt hat. Weil er es ihm sozusagen in den Kopf gepflanzt hat.«
    »Wenn also jemand weiß, welche Macht tatsächlich hinter dem Drachen steht …«, begann Clara.
    »… muss es jemand sein, der die Mission des Drachen gutheißt, wahrscheinlich sogar fördert. Schließlich hat der Drache Menschen getötet, die nur nach außen hin etwas Vorbildliches und Bewundernswertes getan haben, in Wahrheit aber etwas abgrundtief Böses. Am Ende bewundert er nicht das Böse und tötet es, um es zu übertrumpfen und in der Hölle darüber zu herrschen. Am Ende …«
    Clara beendete den Satz: »Tötet er das Böse, weil es böse ist .«
    »Mein Gott«, flüsterte MacDeath. »Dann ist es der Mann, den wir erst vor Kurzem besucht haben.«
    Clara nickte. »Und der als Einziger außerhalb der Polizeibehörde wusste, wo man mich versteckt hat, weil Sie es ihm ungewollt verraten haben. Und er hat es dann seinem getreuen Diener, dem Drachen, gesteckt, sodass der mich aufstöbern konnte.«
    »Verdammt, ja! Es passt alles zusammen. Wir müssen noch einmal nach Rom, so schnell wie möglich«, stieß MacDeath hervor. »Wir müssen schnellstens mit Winterfeld sprechen.« Er schüttelte fassungslos den Kopf. »Ausgerechnet Don Alvaro de la Torrez …«

10
    »Ihr wollt schon wieder nach Rom?«, knurrte Winterfeld. Er saß an seinem großen Schreibtisch, der über und über mit Papieren bedeckt war, und fummelte an einer leeren Zigarilloschachtel herum, deren Inhalt er jetzt wohl ganz besonders vermisste. Er zupfte an seiner Krawatte. »Ihr wart doch erst vorgestern dort. Seid ihr auf einmal gläubige Pilger geworden?«
    »Wir vermuten, dass einer unserer dortigen Informanten der wahre Täter ist«, sagte Clara.
    »Und wer?«
    »Don Alvaro de la Torrez.«
    »Der Exorzist?« Winterfeld riss die Augen auf. »Ihr seid ja wahnsinnig.«
    »Hören Sie, wir haben mit dem Mann gesprochen«, sagte Clara drängend. »Wir haben jetzt nicht die Zeit, Ihnen das alles lang und breit zu erklären, aber Sie können uns glauben, es passt alles zusammen. Wollen Sie das Risiko eingehen, dass wir recht haben und weitere Menschen auf grausame Weise sterben? Sind Sie bereit, das auf ihr Gewissen zu nehmen?«
    Winterfeld fuhr mit den Fingern durch den Bericht, den er gestern von Clara erhalten hatte. Dann blickte er auf. »Dass wir dabei aber ein kleines Problem haben, wissen Sie, Señora?«
    Clara zuckte die Schultern. »Wäre schön, wenn wir nur eins hätten.«
    »Italien ist nicht unser Zuständigkeitsbereich«, sagte Winterfeld. »Wir müssen der Questura in den Arsch treten, damit die Alvaro auf der Stelle festnehmen, falls Ihr Verdacht begründet sein sollte. Und dafür müssen wir genug Beweismaterial haben.« Er blickte Clara durchdringend an. »Haben wir das?«
    »Alvaro wusste als Einziger, wo ich versteckt war. Und er hat uns das Motiv des Killers genannt«, sagte sie. »Das kann kein Zufall sein.«
    Winterfeld starrte nachdenklich vor sich hin.
    »Und wer ist jetzt, Bellmann zufolge, für die internationale Kooperation zuständig?«, fuhr Clara fort. »Da ist doch ein Anruf bei der Questura ein Klacks für den großen Kriminaldirektor Winterfeld.« Es war einer der Sätze, die nur Clara sich leisten konnte.
    Winterfeld schnaufte. »Also gut. Fliegt nach Rom und schaut, was ihr machen könnt. Aber bucht den Flug erst mal privat. Ich sehe zu, dass ihr das Geld zurückbekommt.«
    Er knüllte die Schachtel zusammen.
    »Und hängt es ja nicht an die große Glocke.«

11
    Rom. Santa Maria Immaculata. Das Anwesen von Don Alvaro de la Torrez.
    Das Erste, was sie sahen, war dichter schwarzer Rauch. In der Ferne erklang das Heulen von Sirenen.
    MacDeath hatte mit Don Tomasso telefoniert, und sie hatten für den Tag darauf einen Termin bei Alvaro bekommen, obwohl MacDeath gedrängt hatte, noch am selben Tag nach Rom zu fliegen unter dem Vorwand, es

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