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Seelenangst

Seelenangst

Titel: Seelenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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hätten sich wichtige neue Erkenntnisse ergeben. Um die Formalitäten hatte Winterfeld persönlich sich gekümmert.
    Doch was war hier los? Was war in der Zwischenzeit geschehen?
    Einsatzwagen der Carabinieri und Rettungsfahrzeuge standen vor dem Anwesen Don Alvaros. Notärzte und Rettungssanitäter eilten ins Haus, und überall waren Schutt und Löschschaum zu sehen. Ein Feuerwehrmann sprach in ein Funkgerät, und ein Kommissar der römischen Questura wechselte ein paar Worte mit Alvaros Haushälterin Michela, die mit tränenüberströmtem Gesicht vor ihm stand.
    Dann kamen zwei Männer mit einer Bahre, auf der ein schwarzer Plastiksack lag, die Treppe herunter.
    »Wer ist das?«, fragte MacDeath auf Italienisch.
    »C’e Signor de la Torrez« , sagte einer der Sanitäter.
    »Ist er tot?« Die Frage war im Grunde überflüssig, denn der schwarze Sack war mit einem Reißverschluss verschlossen.
    »Penso che si« , sagte der Sanitäter und nickte. »Ich glaube ja.«
    Dann war alles im Innern des Wagens verschwunden.
    MacDeath schaute Clara mit großen Augen an.
    »Don Alvaro ist …«
    »Ja«, sagte eine Stimme, in der Schmerz und Verzweiflung mitschwangen. »Er ist tot.«
    Don Tomasso kam die Treppe herunter, in Tränen aufgelöst, ein Taschentuch in der einen Hand, in der anderen ein paar Aktenmappen.
    »Er ist …« Tomasso stockte, als suche er nach Worten, und rang sichtlich um Fassung. »Er ist verbrannt. Es war vor einer Stunde. Ich war in der Messe in St. Peter und wollte anschließend zu ihm, da sah ich den Rauch. Michela …«, er zeigte auf die Haushälterin, »sie war gerade beim Einkaufen, als es geschehen sein muss. Wir haben sofort die Feuerwehr und den Rettungswagen gerufen. Aber es war zu spät … zu spät.« Er drückte sich das Taschentuch vors Gesicht und schluchzte haltlos.
    »Wer hat das getan?«, fragte Clara und schaute MacDeath an. »Einer der Gefolgsleute des Drachen?«
    Don Tomasso schüttelte den Kopf.
    »Er selbst.«
    »Er selbst?«
    Tomasso nickte und schnäuzte sich ins Taschentuch. »Das hier habe ich im Briefkasten gefunden.« Er holte einen Brief in einem Umschlag aus Büttenpapier hervor. »Er hat ihn wahrscheinlich in den Briefkasten gelegt, weil der weit genug vom Haus weg ist. Ich habe ihn bereits gelesen. Offenbar hat Don Alvaro ihn auch an andere hohe Würdenträger in Rom und im Vatikan geschickt. Es ist … es ist unglaublich.«
    Tomasso reichte Clara den Brief. Er war mit einem Computer geschrieben und trug, mit Füllfederhalter, die geschwungene Unterschrift von Alvaro de la Torrez.
    Mit zitternden Fingern öffnete Clara den Brief und las:
    Verehrter Heiliger Vater, Kardinäle und Eminenzen!
    Ich war bereits auf Erden in der Hölle.
    Vielleicht bin ich jetzt wahrhaftig dort.
    Wenn Sie diese Zeilen lesen, lebe ich nicht mehr. Dann habe ich versagt, und man hat herausgefunden, mit welchen Mitteln ich für meine heilige Mission kämpfe. Vermutlich haben meine Helfer, die Bewohner des Feuers, die meine Mission zwar nicht verstanden haben, aber stets meine willigen Handlanger gewesen sind, mich verraten oder wurden ausgelöscht.
    Aber das bekümmert mich nicht. Denn Gnade ist nur für die, die sie verdient haben. Die Kettenhunde Satans waren meine willfährigen Diener. Ich habe jedes Mal frohlockt, wenn sie im Namen ihres gefallenen Engels jene Menschen getötet haben, die dem Bösen dienten und das getan haben, was der Teufel, ihr Herr und Meister, sich immer und überall wünscht, seit Anbeginn der Schöpfung. Am Ende aber waren sie nur Späne, die vom Tisch fallen und die man ins Feuer wirft. Im Dienst Gottes sollte man auch mit schlechten Werkzeugen arbeiten können.
    Das Leben ist schrecklich, das Böse herrscht, das Gute ist eine kleine Flamme im Sturm. Wenn wir wissen, was wir wissen sollten, können wir uns erheben und das Böse vernichten. Können wir das nicht, haben wir nur noch die Möglichkeit, das zu tun, was ich nun tun werde. Ich werde mich den reinigenden Flammen übergeben, indem ich meine Kleidung mit Heizöl übergieße und mich anzünde.
    Es gibt nur eine Teufelsdarstellung in St. Peter, einen Engel mit Fledermausflügeln, versteckt auf einem kleinen Altar hinter dem großen Baldachin, unter dem der Papstaltar steht. Dieser Engel aber sieht viel zu harmlos aus, als dass er als Sinnbild für den Leibhaftigen gelten könnte. Denn ist es nicht der größte Sieg des Satans, für nicht existent gehalten zu werden? Ist es nicht immer das Ziel des Bösen, kleiner

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