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Seelenasche

Titel: Seelenasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Zarev
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Sendung nicht verlängern, Herr Weltschev. Der Handel mit weißen Elektrogeräten ist ein Auslaufgeschäft für mich, und überdies ist das, was durch die Reklame vor und nach Sieben Tage messbar an Verkäufen realisiert wird, eine mehr als symbolische Größe.«
    Jordans Mund war staubtrocken. Das Gefühl einer heraufziehenden, unabänderlichen Katastrophe versetzte ihn in Panik.
    Â»Haben Sie mich deshalb herbestellt?«
    Â»Ja und nein. Ach, hat Frau Ekimova Ihnen einen Kaffee …?«
    Â»Ja, ja, vielen Dank!«
    Â»Also … den Vertrag mit Ihnen werde ich nicht verlängern, aber mein Geschäftspartner, Ihr Vetter Christo Weltschev, hat sich glühend für Sie eingesetzt. Überdies sind Sie seit langem der Lieblingsmoderator meiner Frau, die immer wieder betont, dass Sieben Tage eine der wenigen Sendungen ist, die neben dem ganzen Schrott auf den neuen Kabelsendern noch Niveau wahrt.« Er seufzte.
    Jordan konnte seine Verblüffung nur mit Mühe verbergen, dass Christo in der Geschäftswelt ein solches Gewicht hatte. Christo hatte aber auch nie nur die leiseste Andeutung gemacht, dass er mit dem einflussreichsten Geschäftsmann Bulgariens kooperierte. Toschev schaute diskret auf die Uhr und fragte zerstreut:
    Â»Worüber sprach ich gerade?«
    Â»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollen Sie mir wohl irgendeinen Vorschlag unterbreiten. Nur dass ich …«
    Â»Ach ja, ganz recht, Herr Weltschev, einen Vorschlag! Ich kaufe derzeit einen der im ganzen Land meistgesehenen Kabelfernsehsender. Es sieht ganz danach aus, als bekäme der in Kürze die Lizenz als Drittes Bulgarisches Fernsehen. Der Aufsichtsrat für die elektronischen Medien meint, es gäbe keine freien Frequenzen mehr, aber das ist gelogen. Wenn die Zeit reif ist , wie unsere Möchtegern-Zarenhoheit, Ministerpräsident Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha, immer so schön sagt, wird es die schon geben. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Der Blick, mit dem Eduard Toschev ihn nun fixierte, war so starr und durchdringend wie immer; aber diesmal schien es, als betrachte er Jordan zum ersten Mal.
    Â»Klar, ich werde natürlich Geschäftsführer sein, weil wir so mehr Reklamen einfahren; aber ich möchte unterstreichen, dass ich als solcher im Schatten bleiben und nur das Finanzielle regeln werde. An meiner Seite brauche ich einen intelligenten Mann mit Gespür und gutem Händchen fürs Metier, der die Sache inhaltlich managt. Ich wollte Ihnen daher anbieten, mein Programmdirektor und Stellvertreter zu werden. Sind Sie einverstanden?«
    Â»Aber ich …«
    Jordan gab einen undefinierbaren Laut von sich, dann versagte ihm die Stimme vor Aufgewühltheit. Außerstande, das Gehörte vollends zu begreifen, konnte er sich noch nicht einmal freuen.
    Â»An Ihr Gehalt hängen wir einfach eine Null hintendran, und Ihre hochgelobte Sendung können Sie gerne mit Fräulein Dionissieva fortführen, unter anderem Namen natürlich, Schaufenster oder so. Na, was sagen Sie?«
    Â»Kann ich darüber eine Nacht schlafen?«, erwiderte Jordan, einfach um zu prüfen, ob seine Stimme wieder da war.
    Â»Nee, Herr Weltschev, drüber schlafen geht nicht, Sie müssen mir schon jetzt eine verbindliche Antwort geben. Hier und jetzt. Bitte verstehen Sie mich recht, ich habe einfach keine Zeit, mich mehrfach mit solchen Dingen zu befassen. Stellen Sie sich mal vor, ich würde bei allen Leuten, mit denen ich zu tun habe, abwarten, bis die ausgeschlafen haben.«
    Â»Dann habe ich nur eine Frage: Würden Sie auch mein Team übernehmen, Frau Dionissieva, meine Regisseurin und so weiter?«
    Der Angesprochene schien ihn nun mit seinem Blick im Sessel festnageln zu wollen. Er hob die Stimme leicht, als wäre Jordan ein ungezogenes Kind, das er noch einmal verwarnte, bevor er mit dem richtigen Schimpfen anfing.
    Â»Wie ich bereits sagte, wird meine Aufgabe darin bestehen, das nötige Geld bereitzustellen und dafür zu sorgen, dass wir eine landesweite Frequenz bekommen; Ihre Aufgabe wird es dann sein, aus diesem Kabelsenderchen eine Marke zu formen, eine angesehene und vielgesehene Sendeanstalt. Wie Sie das machen, ist Ihre Sache.«
    Â»Ich stehe zur Verfügung«, antwortete Jordan noch ganz starr, »mit all meiner Erfahrung und meinem Know-how stehe ich hinter Ihnen und Ihrem Projekt!«
    Â»Richtige Entscheidung«, seufzte Toschev müde und

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