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Seelenasche

Titel: Seelenasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Zarev
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er die Klinke herunter und betrat das Allerheiligste. Tscholev saß in der Plauderecke auf einem Ledersessel und hatte die Beine auf den Couchtisch gelegt, auf dem sich neben seinen Schuhen die obligatorische Flasche Whisky und Schälchen mit Nüssen befanden. Um ihn herum saßen vier seiner Bodyguards, die Cola tranken. Ihre Gesichter verrieten, dass sie hochgradig geladen waren und nur auf einen Anlass zur Schlägerei warteten. Alle starrten ihn an, als sei er ein Wiedergänger.
    Â»Störe ich?«, fragte Krum schüchtern. »Dann kann ich auch draußen warten.«
    Tscholev war so sprachlos, dass er die Füße vom Tisch nahm, sich erst einmal eine Zigarette ansteckte und den Eindruck vermittelte, Krums Frage sei eine verborgene Drohung, über die man genau nachdenken müsse.
    Â»Stiebt von dannen, edle Ritter«, befahl er, ließ seine breiten Hosenträger knallen und erklärte: »Herr Marijkin und ich haben etwas zu besprechen. Danach lasse ich euch mit ihm spielen.«
    Die sympathischen, nach Deo und Adrenalin riechenden Kampfmaschinen mit den Stiernacken und den kleinen, bösen Augen ließen ihre Gläser auf dem Tisch stehen und streiften Krum beim Hinausgehen betont zufällig. Als die Tür bedrohlich hinter ihnen ins Schloss knallte und es urplötzlich totenstill wurde im Büro, fragte Krum unschuldig:
    Â»Kann ich mich setzen?«
    Â»Mach’s dir bequem, mein Gutester! Wollte gerade meine Herzbuben ins Krankenhaus schicken, nachschauen, wie es so um deine Gesundheit steht. Sag ich so zu ihnen: Im Notfall verlegen wir ihn in unsere Reanimationsabteilung.«
    Â»Bin von allein gekommen.«
    Â»Ja, und?«
    Â»Na, siehst doch: Bin von allein gekommen.«
    Â»Ja, und?«
    Â»Mach mich doch nicht …«
    Â»Was soll ich denn sonst mit dir machen?«
    Â»Na, mich verstehen.«
    Â»Dich verstehen? Na, versuchen wir’s mal. Ich hasse verhuschte Feiglinge und Weicheier, die bringen mich völlig aus dem Konzept. Da hab ich solche dreisten Typen wie dich lieber.«
    Â»Schau mal, Pavka …«
    Â»Ab heute: Herr Tscholev, du Fehltritt der Natur, und red mich gefälligst mit Sie an.«
    Krum setzte sich zaghaft dem Herrn Tscholev gegenüber auf die Sofakante und sagte:
    Â»Wenn Sie es recht betrachten, Herr Tscholev, dann ist es doch jetzt wie im Sprichwort: Der Wolf ist satt, und das Lamm ist heil! Der Mann da in Rasgrad, der mit Ihrem Bate Boris so eng befreundet ist, hat jetzt garantiert keine Konkurrenz mehr aus Widin, und ich hab für die Fabrik doch noch einen anständigen Preis bekommen.«
    Beklemmendes Schweigen. Tscholev goss sich einen Whisky ein, führte das Glas zum Mund, aber in einem plötzlichen Wutanfall fuhr er den Arm aus und spritzte das kostbare Getränk auf den Boden. Ja, Krum war es gelungen, ihn aus der Fassung zu bringen. Nun galt es, keine Nerven zu zeigen, sondern sich einen Ruck zu geben und es zu riskieren. Mit trockener Kehle sagte er:
    Â»Aber deswegen bin ich nicht gekommen, sondern … Sie müssen mir helfen, Herr Tscholev!«
    Â»Hab ich dir nicht schon mit der versprochenen Reanimation geholfen«, grinste Tscholev hämisch.
    Â»Sie haben mich nicht verstanden, Herr Tscholev. Es geht um Folgendes. Ich war so dumm, auf meinen Anwalt zu hören und die Fabrik für den Schadensfall auf eine Summe von anderthalb Millionen Euro zu versichern.«
    Â»Anderthalb Millionen? Mein lieber Herr Gesangverein«, pfiff Tscholev anerkennend durch die Zähne. Seine Stimme zitterte dabei leicht, ein Zeichen, dass seine Verblüffung in Aggression überging. »Nein, wie ich mich freue. Wie freundschaftliche Gefühle mich warm durchfluten.«
    Â»Nun ja, die Summe ist in der Tat erheblich, man könnte fast sagen: groß. Die von der Versicherungsgesellschaft Fittich GmbH & Co. KG werden jetzt natürlich alles tun, um ein Haar in der Suppe zu finden und das Geld nicht auszuzahlen.«
    Â»Daran tun sie auch ganz recht.«
    Â»Also, deswegen bin ich hier!«
    Â»Du willst doch nicht etwa sagen …«
    Â»Doch! Es wäre wunderbar, wenn Sie die Damen und Herren dort, vielleicht mit Unterstützung Ihrer großen Buben, davon überzeugen helfen würden, dass ich ein ganz und gar anständiger Mensch bin, und Versicherungsbetrug mir fernliegt.«
    So viel Dreistigkeit machte selbst dem in dieser Hinsicht gut trainierten Tscholev Eindruck, und seine Wut

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