Seelenband
Frühstück machen.
Er hatte gerade den ersten Pancake fertig, als Valerie in der Küche erschien. "Was machst du da?" fragte sie schläfrig. "Das riecht aber gut", fügte sie hinzu, als ihr der Duft in die Nase stieg.
"Pancakes", erwiderte John und sah sie lächelnd an.
"Eigentlich wollte ich dich zurück ins Bett locken", sagte sie neckisch. "Aber mach ruhig hier weiter." Sie ging näher an ihn heran und legte ihre Arme um seinen Oberkörper. "Wieso bist du schon auf?"
"Ich weiß nicht", John wandte sich dem nächsten Pancake zu, den er geschickt aus der Pfanne holte. "Ich bin irgendwie rastlos", gab er zu, während er etwas Teig in die Mitte der Pfanne goss.
"Beschäftigt dich etwas?" Forschend blickte Valerie ihm ins Gesicht.
"Nein, eigentlich nicht." Er schlang einen Arm um sie. "Vermutlich macht es mich einfach nervös, dass mein Leben sich so wunderbar entwickelt hat, wie ich es mir nicht einmal habe vorstellen können. Nalla, du, ihr beide seid alles, was ich vom Leben brauche. Ihr macht mich so unsagbar glücklich."
Valerie lächelte und strich sanft über seine Wange. "Ich weiß genau, was du meinst", flüsterte sie.
Er neigte seinen Kopf zu ihr herunter und küsste sie so, dass erst der Geruch von verbranntem Teig sie in die Gegenwart zurückholte.
"Ups", kicherte Valerie, während John den Pfannkuchen hastig wendete. "Ich glaube, ich werde den Koch jetzt lieber nicht mehr ablenken."
John sah ihr hinterher, wie sie in Richtung Badezimmer verschwand, dann wurde sein Gesicht wieder ernst. Er wurde dieses schlechte Gefühl einfach nicht los.
Als ein Stapel Pancakes auf dem Teller emporragte, schaltete John den Herd ab und ging zum Fenster. Dort schloss er seine Augen und öffnete seinen Geist. Er streckte seine mentalen Fühler nach allen Seiten aus, in der Hoffnung, endlich den Grund seiner Unruhe zu finden, ohne zu wissen, wonach er eigentlich suchte. Was auch immer es war, er fand es nicht.
Wann immer er an diesem Tag etwas Ruhe hatte, suchte John mit seinem Geist nach der Gefahr und fand sie nicht. Sodass ihm schließlich nur noch zwei Erklärungen blieben. Entweder war er paranoid oder sie hatten ihn tatsächlich gefunden und beobachteten ihn nun, ohne dass er das merkte. Aber warum sollten sie das tun? Wenn sie ihn tatsächlich gefunden hätten, hätten sie ihn bestimmt direkt mitgenommen.
Um sich von seinen düsteren Gedanken abzulenken, ließ John seinen Geist zu Valerie und Nalla wandern, und die glückliche Zufriedenheit, die ihre Seelen erfüllte, wärmte seine eigene. Das war sein Leben, das war, was wirklich zählte. Nicht irgendwelche eingebildeten Gefahren.
Er sah auf seine Uhr und fuhr schnell den Computer herunter. Er musste sich beeilen, denn in einer halben Stunde müsste der Möbeltransport mit Nallas Bett an seiner Wohnung ankommen. Er wünschte sich so sehr, dass auch Valerie bald mit ihnen dort einzog.
John verließ das Verlagsgebäude und beschloss, ihr auf dem Heimweg einen schönen Blumenstrauß zu besorgen. Er konzentrierte sich kurz auf ihre Stimmung und lächelte. Ja, Sonnenblumen wären heute perfekt für seine Valerie.
Als John seine Wohnung erreichte, war er noch immer so von seiner Vorfreude auf ihre Reaktion erfüllt, dass er sogar seine Unruhe darüber vergaß. Er ging ins Schlafzimmer und stellte sich vor, wie gut Valeries Bett dort hineinpassen würde. Wie sie dort gemeinsam liegen und zu dem Sternenhimmel seiner Heimat emporschauen oder im sanften Sternenglanz sich ihrer Liebe hingeben würden. John lächelte verträumt, als es an der Tür klingelte.
Er öffnete, ohne auch nur zu fragen, wer es war, und wartete, bis zwei Männer das Kinderbett hinauf gebracht hatten. "Stellen Sie es bitte dort hinein", John wies auf das Kinderzimmer und folgte den Männern dorthin.
"Recht so?" fragte einer der Männer, als sie das Bett an der Wand abstellten. "Soll es hier stehen bleiben?" wiederholte er, als von John keine Antwort kam.
Wie gebannt starrte John auf einen kleinen dunklen Würfel, der unscheinbar und harmlos auf der Fensterbank lag.
"Alles ok?" fragte der Mann noch einmal, als John noch immer nicht reagierte.
Er schluckte und riss sich los. Wie in Trance bezahlte er rasch die Männer und wusste nicht einmal, wie viel er ihnen gegeben hatte, als er zitternd die Tür hinter ihnen schloss. Denn in seinem Kopf war nur der eine Gedanke:
Sie haben mich gefunden!
Kapitel 10
John zwang sich, tief durchzuatmen, und näherte sich vorsichtig dem Würfel. Er sah aus wie ein
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